Unterm Strich

Wildgruber wurde am 18. November 1937 in Bielefeld geboren und verließ die Schule kurz vor dem Abitur, um eine Schauspielausbildung bei Eduard Marks in Hamburg zu beginnen. Sein erstes Engagement erhielt Wildgruber an der Komödie in Basel. Nach Erfolgen in Heidelberg, Oberhausen und Stuttgart holte ihn Peter Stein im Jahr 1971 an die Schaubühne nach Berlin und damit in das damals unbestritten richtungweisende Theaterensemble Deutschlands. Wirklich berühmt wurde Wildgruber dann am Schauspielhaus Bochum, wo der damalige Bochumer Intendant Peter Zadek viele tragende Shakespeare-Rollen mit dem Schauspieler besetzte. Als Schauspieler vereinte Wildgruber Eigenschaften, die sich eigentlich zu widersprechen scheinen. Einerseits war er groß und schwer, ein Koloss von Mann und auch in seinem Spiel von beeindruckender Körperlichkeit.

In das Theater polterte er in den frühen Siebzigerjahren jedenfalls hinein wie ein Berserker, was denn auch dazu führte, dass Wildgruber lange Zeit beim Publikum sehr umstritten war: Für das an der feingeistigen Gründgens-Ära geschulte Publikum muss er gewirkt haben wie ein leibhaftiger Barbar. Andererseits aber war Wildgruber auch dünnhäutig und verletzlich, einer, der in seinem Körper immer auch fremd zu sein schien. Ein „Koloss auf Taubenfüßen“, so hat ihn ein Kritiker einmal genannt.