Querspalte

■ Schöne neue Zeit

Wenn ihr, täglich hysterischer werdende Millennium-Blödel, euch schon rechenfehlerhalber einbildet, bald in ein neues Jahrtausend einzutreten, dann sollt ihr für die „neue Zeit“ auch die vier entscheidenden neuen Trends wissen. Erforscht wurden sie von Marian Salzmann und Ira Matathia. Erstens, weissagen die US-Trend-Tanten, werden sich unter dem Motto „Schau jung aus und sei hübsch für immer“ immer mehr jüngere Menschen und immer mehr Männer „unters Messer legen“. Charmant! Immer mehr Menschen werden also ihre Worte nicht wie althergebracht, sondern durch vorsichtige waagerechte Kaubewegungen ausstoßen – wie's heute schon Dagmar Berghoff tut, der man die grässliche Angst ansieht, ihre am Arsch (oder Nacken?) zusammengetackerte Haut könnte wegfetzen, wenn sie den Mund richtig öffnen würde.

Zweitens werden immer mehr Menschen zum Vegetariertum konvertieren – „um länger und gesünder zu leben“. Wir Älteren erinnern uns ja noch verschwommen an nicht egozentrische, gar moralische Gründe fürs Hühnerfuttermümmeln – aber seien wir nicht kleinlich: schon ein Trend von vieren, gegen den nichts einzuwenden ist!

„Das Ende des Massenpublikums wird das Individuum durch den interaktiven Eingriff in sämtliche Medien bestärken“ – so der dritte Trend, ein wenig verkorkst formuliert. Da „interaktive Medien“ nicht beinhalten, dass man Karl Moik auch auf Sophisticated-Modus umschalten, Senta Berger unverlogen erleben oder Hauser und Kienzle vom ZDF-Polit-Stadl „Frontal“ auf talentiert und originell umrüsten kann, dürfen wir auch diesen Trend vergessen.

Schließlich: „Der Gegenpol der hektischen, digitalisierten Zukunft wird durch die Einnahme von Antidepressiva hergestellt, Prozac wird in Zukunft wie Aspirin eingeworfen.“ Fein. Schöne Zukunft, das. Klaus Nothnagel