Kardinal kritisiert Globalisierung

■ Aloisio Lorscheider fordert eine „Ökonomie der Solidarität“

Berlin (taz) – Kardinal Aloisio Lorscheider, einer der führenden Vertreter der katholischen Kirche in Lateinamerika, hat die Forderung der Welthandelsorganisation nach einem noch stärkeren Freihandel scharf kritisiert. Die Globalisierung verschärfe die Kluft zwischen Arm und Reich, erklärte der Erzbischof von Aparecida in Brasilien anläßlich des bevorstehenden Beginns der Adveniat-Spendenaktion für die südamerikanische Kirche in Berlin.

„Die Globalisierung greift uns an“, sagte Lorscheider, der in den 80er-Jahren als einer der wichtigsten Fürsprecher der linken „Theologie der Befreiung“ galt. Im zunehmenden Wettbewerb gingen die Armen der „Dritten Welt“ unter: „Sie haben kein Recht mehr zu leben, da sie nichts mehr zum Leben haben.“ Die Reichtümer der Welt stammten alle von Gott und gehörten deshalb allen Menschen. Wenn die Ärmsten von ihnen ausgeschlossen seien, „dann ist das für mich praktisch Mord“. Nötig sei es vielmehr, die Globalisierung zu lenken. „Wir brauchen eine Ökonomie der Solidarität“, forderte der Kardinal. ges