Scheck fürs grüne Gewissen

■ Sponsoring: Umweltschutz liegt hinter Sport und Kultur auf dem dritten Platz. Die Betriebe haben von den Umweltverbänden viel gelernt. Kooperationen können helfen

Tonnenweise Schadstoffe in die Atmosphäre pusten und gleichzeitig etwas für den Umweltschutz tun? Das funktioniert – seit 25 Jahren. So lange schon unterstützt die Lufthansa den Schutz des Kranichs – ihres Wappenvogels. Gesponsert werden ein Kranichschutzzentrum an der Ostseeküste und der Ankauf von Schutzflächen in Spanien, um die Überwinterungsplätze der Vögel zu erhalten. Inzwischen ist die Lufthansa kein Einzelfall mehr: Immerhin 200 bis 300 Millionen Mark geben deutsche Firmen jährlich aus, um Umweltprojekte zu unterstützen und am eigenen Image zu feilen. Damit steht der Umweltschutz gleich hinter dem Sponsoring von Sportereignissen mit 1, 8 bis 2,5 Milliarden Mark und Kulturprojekten mit 0,6 bis 1,0 Milliarden Mark an dritter Stelle.

„Natürlich ist Flugverkehr etwas, was die Umwelt beeinträchtigt. Aber die Lufthansa arbeitet daran, diese Beeinträchtigungen wesentlich zu verringern“, versucht eine Unternehmenssprecherin den Widerspruch aufzulösen. Als grünes Mäntelchen will sie den Kranichschutz aber nicht sehen. Diese Aktivitäten würden von den Medien und der breiten Öffentlichkeit nicht stark wahrgenommen. Das gelte auch für den Umweltbericht, den die Lufthansa seit fünf Jahren herausgibt und der die ökologischen Verbesserungen im Alltagsbetrieb auflistet, vom leiseren Triebwerk bis zum Bio-Essen in der Kantine. „Eine Pressemeldung über preiswerte Tarife kommt besser.“

Mehr Erfolg mit dem Öko-Image hat der Hamburger Otto-Versand, der seit 12 Jahren Artenschutzprojekte fördert und dafür eine eigene Stiftung gegründet hat, die jährlich rund eine Million Mark ausgibt.

Doch das Image kommt nicht vom Schutz des Elbtales, für den sich Otto einsetzt, sondern weil die Firma über ihren Katalog Gartenmöbel aus FSC-Holz verkauft und Kleidung aus ökologisch produzierter Baumwolle. 1997 erhielt der Versand für sein Umweltmanagementsystem als weltweit erstes Handelshaus das Zertifikat nach ISO 14001. Und bis 2005 soll der CO2-Ausstoß im Vergleich zu 1993 um 45 Prozent geringer sein. „Glaubwürdigkeit spielt im Umweltsponsoring eine große Rolle“, sagt Johannes Merck, der die Michael-Otto-Stiftung leitet und die Umweltaktivitäten koordiniert. Während bei der Förderung von Sport- oder Kulturveranstaltungen niemand erwartet, dass das Management des Unternehmens besonders fit oder musikalisch ist, wird beim Umweltsponsoring von der Öffentlichkeit, aber auch von den Mitarbeitern, ein direkter Bezug zum Umweltschutz im Unternehmen hergestellt.

Im Idealfall befruchtet man sich gegenseitig. So seien die Mithilfe und die weltweiten Kontakte des WWF beim Umstellen des Sortiments auf FSC-Holz „außerordentlich wertvoll“, sagt Merck. „Wir haben von den Umweltverbänden viel gelernt.“ Umgekehrt war der WWF der erste und ist immer noch einer der wichtigsten Sponsorpartner des Versandes. Insgesamt seien die Verbände in den letzten Jahren kooperativer geworden, meint Merck. Einen gesponserten Schmusekurs will er nicht. „Die Verbände dürfen ihre Rolle als Ankläger nicht aufgeben. Sie sind die Stimulanz für die Umweltanstrengungen der Unternehmen.“ Dabei können gezielte Kooperationen bestimmte Anliegen durchaus voranbringen. „Schließlich ist es die Wirtschaft, die für die Verbesserungen sorgen muss.“

Der zunehmende Pragmatismus zeigt sich in den Regeln, die sich die großen Umweltverbände für den Umgang mit Sponsoren gegeben haben. Nur Greenpeace lehnt Gelder von Unternehmen ab.

Der BUND hat 1995 Richtlinien für die Zusammenarbeit beschlossen. Ausgeschlossen ist beispielsweise eine Kooperation mit Unternehmen der Rüstungsbranche, der Gentechnik- und Atomindustrie, mit Großbanken und Großunternehmen der Chemie- und Automobilindustrie, mit Fluggesellschaften und Tabakkonzernen. Eine Vergabe des Logos gegen Lizenz wird abgelehnt. Priorität haben Kooperationen mit kleinen und mittleren Unternehmen, zumeist projektbezogen und mit Signalcharakter.

Beim NABU gibt es interne Richtlinien für die Zusammenarbeit mit Unternehmen und die Vergabe von Logo-Lizenzen. Ausgeschlossen sind Atom- und Rüstungsfirmen sowie Firmen, bei denen die Gefahr von Kinderarbeit besteht. Ansonsten wird im Einzelfall entschieden, wobei Wert darauf gelegt wird, dass der Partner den Wunsch hat, sich ökologisch zu bewegen.

Beim WWF kümmert sich eine eigene Marketinggesellschaft um Sponsoren. Die werden abgelehnt, wenn das Verhalten eines Unternehmens zu „unvertretbaren ökologischen und ethischen Konflikten führt“, heißt es in den Grundsätzen des WWF. Die Erlöse aus Lizenzerträgen, Spenden und Projektzuschüssen von Unternehmen machen beim WWF bereits 15 Prozent des Jahresetats aus.

Die großen drei und ihre Ableger Deutsche Umwelthilfe und Euronatur – die im Gegensatz zum BUND keine Vorbehalte gegen Daimler oder die Lufthansa haben – sind die wichtigsten Partner großer Firmen. Sie haben einen hohen Bekanntheitsgrad, garantieren Kontinuität und ein effektives Management der Projekte. Kleinere Organisationen haben meist nur bei regional verankerten Mittelständlern eine Chance.

Leo Frühschütz