Auf der Suche nach dem „Uups!“

■ In vier Beiträgen erkundet die Reihe „360° – die Geo-Reportage“ ein landläufiges Gefühl: „Im Namen der Liebe“ (ab heute bis Donnerstag, jeweils um 20.15 Uhr, auf Arte)

Das Gemeinschaftsprojekt von Arte und Geo scheint offenbar vor allem beseelt vom Gedanken an die eigene „Idealehe“

Liebe ist, das wissen wir Deutschen seit Johannes Mario Simmel, nur ein Wort. Die Balinesen hingegen kennen keinen Begriff für „romantische Liebe“.

Zu dumm. Also muss der Autor des Auftaktbeitrags der Doku-Reihe „Im Namen der Liebe“ auf Bali feststellen, dass die Uups! vor Ort durch das Ehebündnis hinlänglich ersetzt wird. Selbst die Bekenntnisse des einstigen Brahmanenplayboys Tjok Raka, der vor 21 Jahren eine australische Touristin kennen lernte und heute glücklich mit ihr auf Bali verheiratet ist, dienen wohl nur zur Demonstration, wie bereitwillig sich alle anderen Balinesen in Sachen Heirat traditions- und standesgemäß der Gemeinschaft unterordnen.

Ein Leben ohne Uups? Scheint so, denn die Befunde des amerikanischen Anthropologen und die Bilder einer balinesischen Hochzeit sind offenbar so durchschlagend, dass sich keiner verpflichtet fühlte, den von Tjok Raka angedeuteten Geheimnissen der balinesischen Uups! nachzugehen und uns einzuweihen in die subtile Kunst balinesischen Flirtens. Wo auf Bali doch sogar vorehelicher Sex geduldet wird ... Aber schließlich ist die vierteilige Sendereihe, ein Gemeinschaftsprojekt von Arte und Geo, offensichtlich beseelt vom Gedanken der eigenen „Idealehe“ (Eigenwerbung).

An diesen international produzierten Filmen wie „Angst macht verführerisch“ (Teil 3) ist vor allem beängstigend, dass sich die amerikanische „Liebesforscherin“ der Rutgers University von den abgeklappertsten Phrasen einer durchschnittsamerikanischen Testperson so beeindrucken lässt. Ob Angst oder vielleicht eher Nervenkitzel in irgendeiner Weise begehrenswert macht, oder was es wirklich für einen Grund haben könnte, dass sich Leute auf Rummelplätzen näher kommen, will man von Autor Chris Ledger, der bereits durch TV-Features über Außerirdische und Zombies auffiel, nicht so dringend wissen. Er ist ja auch viel zu sehr damit beschäftigt, auf Achterbahnen, „verliebten“ Spaziergängern und dem Pärchen herumzureiten, das sich während eines Erdbebens in San Francisco ineinander verguckt hat.

Letztlich sind es immer wieder ein paar geschickt arrangierte Gefühlsduseligkeiten und Gemeinplätze, die selbst den differenzierten Beitrag zum heiklen „Mythos Mutterliebe“ (Teil 2), einem Plädoyer für neue Modelle der Mutter-Kind-Beziehung, etwas Halbherziges geben. Monie Schmalz