Welthandelsgipfel gescheitert – Protest erfolgreich

■ Nach dem Scheitern der Welthandelskonferenz von Seattle herrscht allenthalben wenig Betroffenheit

Seattle/Berlin (taz/dpa) – Die Konferenz der Welthandelsorganisation WTO in Seattle ist gescheitert. Die 135 Mitgliedstaaten konnten sich bis Freitagnacht nicht auf die Tagesordnung für eine Verhandlungsrunde zur weiteren Öffnung des Welthandels einigen.

Dennoch gab sich US-Präsident Bill Clinton optimistisch: Die bestehenden Differenzen könnten bald beseitigt werden. Bundeskanzler Gerhard Schröder forderte, die nächste Konferenz nicht „auf die lange Bank“ zu schieben. Bundeswirtschaftsminister Werner Müller kritisierte die USA: „Sie haben keine Zugeständnisse gemacht.“ Ihm sei jedoch ein Abschluss ohne Einigung lieber als ein schlechtes Ergebnis, sagte Müller.

Damit sprach er aus, was viele dachten. Auch EU-Handelskommissar Pascal Lamy fand die Schuld bei den anderen: „Unser Gewissen ist rein. Wir haben von Anfang an versucht, zwischen USA und Entwicklungsländern zu vermitteln.“

Während Wirtschafts- und Handelsverbände mit Enttäuschung reagierten, äußerten sich die Umwelt- und Entwicklungsverbände überwiegend erfreut über das Scheitern der Konferenz. Es dokumentiere „die Unfähigkeit der WTO, zur Lösung der wirklich brennenden Probleme der Menschheit beizutragen“, erklärte das „Forum Umwelt und Entwicklung“. Das „herausragende Ereignis dieser Ministertagung“ seien die Proteste gewesen. Sie zeigten, dass „die Menschen ihre Interessen nicht länger einer undemokratischen Wirtschaftsdiplomatie überlassen“ wollen. azu/kk

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