Ein gelehriger Schülerchor

■ Hertha hat aus der Pokalpleite in Mainz gelernt und gewinnt 3:0 gegen Ulm. Doch der Erfolg ist eher dem Aufsteiger zu verdanken

Herthas Spieler gaben sich nach dem 3:0-Sieg am Samstag gegen Ulm wie die geläuterten Pennäler. Ein Schülerchor, der nach der Pokalpleite beim Zweitligisten Mainz 05 brav seine Hausaufgaben gemacht hatte. „Wir haben aus der Niederlage vom Mittwoch gelernt und unseren Aufwärtstrend bestätigt“, flötete Darius Wosz. Ein jeder Hertha-Spieler sagte dasselbe Verschen vom Lernerfolg auf und nickte dabei eifrig mit dem Kopf. Auch Co-Trainer Bernd Storck lobte seine Eleven. Man habe die Fehler von Mainz nicht wiederholt, trug er ins Klassenbuch ein.

Doch dass die Schlappe keine Wiederauflage erfuhr, lag eher an den Gästen aus Ulm. Die Berliner selbst boten ein ungeordnetes Bild, zahllose Pässe landeten im Nichts, auf den Rängen wurde schwermütig an den Nebel vom Bareclona-Spiel erinnert.

Wosz schoss zwar schon in der zweiten Minute zum 1:0 ein, was ihn selbst „gewundert hat, ein bisschen Wind war wohl mit dabei“. Aber nach kurzer Anfangsoffensive schien wieder alles beim Alten. Das Spiel plätscherte dahin, Preetz und Veit verstolperten die Bälle, Wosz tauchte ab, Kiraly spielte auf Zeit und bekam die Gelbe Karte. Die Gäste kamen ein ums andere Mal vors Berliner Tor, die Hertha-Abwehr flatterte, die Ulmer schoben sich den Ball so lange zu, bis irgendeiner nicht mehr anders konnte, als draufzuhalten. Doch das Leder flog stets in beachtlicher Höhe über das Tor der Herthaner. „Vier Stockwerke hoch“, hatte Ulms Radoki mitgerechnet.

Irgendwie ergab es sich dann, dass Sverrisson nach Vorlage von Wosz einköpfte. Preetz blieb einige Minuten später nichts anderes übrig, als den Ball ins Netz zu bolzen. Zuletzt arg kritisiert, freute er sich nach Spielende, hatte noch die Kraft für einen komplizierten Satzbau und vergass nicht, Stürmerkollege Ali Daei zu erwähnen: „Wir haben uns nicht für alle Leute offensichtlich über den Haufen gerannt.“ Na, das ist doch was. Im Spiel sah es so aus, dass Preetz die Chancen vergab und Daei aus sicherer Entfernung zuschaute.

Darius Wosz war mit Vorlage und Tor Klassenbester, gefiel sich in der Rolle des Strebers und erinnerte ans Klassenziel, man wolle unter die ersten sechs. Aber erstmal wolle er fleißig fürs Champions-League-Spiel am Mittwoch in Porto büffeln, denn gegen Ulm „haben wir nicht auf Defensive umgeschaltet“. Bernd Dörries