■ Demonstration gegen alltäglichen Antisemitismus

Rund 100 Menschen haben gestern Mittag bei strömendem Regen gegen Anitsemitismus demonstriert. Anlass des Protestzuges, der an der Baustelle des geplanten Holocaust-Mahnmals unweit des Brandenburger Tors begann, war der Anschlag auf das Geschäft eines Steinmetzen. Unbekannte Täter hatten Ende November das Lager eines Steinmetzen verwüstet, der sich nach der Schändung des jüdischen Friedhofes in Weißensee an den Reparaturarbeiten beteiligt hatte. Bereits vor dem Anschlag hatte der Steinmetz Morddrohungen erhalten (taz berichtete).

Der Anschlag beweise die Existenz eines organisierten Antisemitismus, kritisierten die Veranstalter vom „Berliner Bündnis gegen IG Farben“ in ihrem Redebeitrag. Antisemitische Angriffe seien allerdings Normalität in Deutschland. Zu dieser Normalität gehörten die Attacken eines Martin Walsers auf das Gedenken an die Opfer deutscher Vernichtungspolitik ebenso wie die Legitimation des ersten Kriegseinsatzes Deutschlands nach dem zweiten Weltkrieg. Auch lehne eine Mehrheit der Deutschen den Bau des Holocaust-Mahnmals ab, rechtsnationalistische Parteien machten mit dieser Stimmung Wahlkampf: „Das Fußvolk schreitet nachts zur Tat“, sagte der Redner. Unerträglich sei, dass rechtsextremistische Gruppen für Mitte Januar eine Demonstration gegen den Baubeginn des Mahnmals planten, hieß es weiter. „Wir werden diese Provokation verhindern.“

Die Veranstalter kritisierten auch die zähen Verhandlungen um die Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter. Damit würden die Opfer gedemütigt. Foto: W. Borrs R. Rother