Die Angst der Nasa vorm Scheitern

Die Mars-Landekapsel „Polar Lander“ blieb am Wochenende stumm. Nasa fürchtet weiteren Fehlschlag einer teuren Mars-Mission  ■   Von Matthias Urbach

Berlin (taz) – Zwischen Euphorie und Panik schwankten die Nasa-Offiziellen am Wochenende im Mars-Hauptquartier in Pasadena. Bis gestern Abend unserer Zeit waren sieben Gelegenheiten, so genannte „Zeitfenster“, verstrichen, in denen man hätte Signale empfangen müssen. Doch es gelang nicht, Kontakt mit der Landekapsel „Mars Polar Lander“ aufzunehmen. „Wir bekamen kein Signal“, konnte Projektleiter Richard Cook Sonntagmorgen unserer Zeit nur einmal mehr sagen. „Wir hatten gehofft, wir bekämen eines.“ Die Angst vor einer Blamage ist groß, nachdem bereits vor zehn Wochen die Mars-Sonde „Climate Orbiter“ verloren ging. Gestern war nicht einmal sicher, ob die 165 Millionen Dollar teure Kapsel überhaupt gelandet ist. Eigentlich sollte sie am Freitagabend gegen 21 Uhr nach elfmonatigem Flug nahe dem Südpol des Marses aufsetzen, um nach Spuren von Wasser zu fahnden.

Doch die Funkstille muss nicht heißen, dass die Landekapsel bereits verloren ist. Ein Programm im Bordcomputer der Kapsel spielt nacheinander alle Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme durch – etwa durch erneutes Ausrichten der kleinen Parabolantenne, falls sie nicht genau auf die Erde zeigt.

Eigentlich sollte der verloren gegangene „Mars Climate Orbiter“ die Funkdaten von der Landekapsel an die Erde weiterfunken und so den Kontakt erleichtern. Anscheinend hatte die Nasa Schwierigkeiten jedoch befürchtet, denn schon vorab hatte sie eine genaue Beschreibung auf ihre Internetseite gestellt, die erklärt, wie vorgegangen wird, falls nicht sofort Funkkontakt hergestellt werden kann. Danach hätten bis Sonntagfrüh die üblichen Probleme behoben sein müssen. Doch diese Frist verstrich.

Für diesen Fall geht das Computerprogramm der Sonde von einem Defekt des starken Funksenders aus, der direkt Signale zur Erde senden kann. Die Sonde schaltet dann automatisch um auf einen kleineren Sender, um zur Mars-Sonde „Global Surveyer“ zu funken, die derzeit um den Mars kreist. Die würde dann die Daten zur Erde weiterleiten. Diese Operation war für die Nacht zum Montag vorgesehen – nach Redaktionsschluss der taz.

Wenn dies auch nicht gelungen sein sollte, bliebe nur noch eine schwache Hoffnung: Ist die Landekapsel sechs Tage ohne Funkkontakt, schaltet sie automatisch auf ihre Ersatzsysteme um. Zwar gibt es keinen Ersatzfunksender, aber sollte der Fehler in einem anderen Bauteil versteckt liegen, könnte sich die Kapsel doch noch rühren. Die sechs Tage laufen am Donnerstag ab. Die Wahrscheinlichkeit, dass man dann ein Signal empfängt, räumt die Nasa allerdings ein, sei „nicht sehr groß“.

Nasa-Mars-Kapsel-Homepage: www.mars.jpl.nasa.gov/msp98