Gewalt gegen Politiker

Am Wochenende wurde ein junger Linkspolitiker von Rechtsextremen angegriffen – nicht der erste Fall in Berlin

BERLIN taz ■ In manchen Teilen Berlins scheint rechte Gewalt allgegenwärtig zu sein – auch gegen Politiker. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen wurde ein Jungpolitiker der Berliner Linkspartei Opfer rechter Gewalt. Dass die Bezirke Marzahn und Lichtenberg Hochburgen der rechten Szene sind, war ihm klar, sagte das Opfer der taz, „aber ich wusste nicht, dass auch Niederschönhausen schon dazuzählt“.

Der 18-Jährige, der aus Furcht seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, ist Bezirksverordneter im Lichtenberger Stadtparlament. Er sei in der Nacht auf Sonntag unterwegs gewesen, als ihm ein 30-Jähriger auf offener Straße ins Gesicht geschlagen habe. „Das war ein Glatze“, sagte er der taz. Auch die Polizei geht von einer politisch motivierten Tat aus. Das Opfer wehrte sich mit einem Pfefferspray – und floh in die Wohnung von Bekannten. Der Mann war erst im November von zwei Rechtsextremen mit einer Flasche ins Gesicht geschlagen worden.

Aber der Bezirksverordnete ist nicht der Einzige, der in jüngster Zeit attackiert wurde. Im Mai 2006 schlugen zwei Nazis in Berlin-Lichtenberg den türkischstämmigen Abgeordneten Giyasettin Sayan (Linkspartei). Sayan kam mit Gehirnerschütterung und Prellungen ins Krankenhaus. Von den Tätern fehlt bis heute jede Spur.

Im September waren zwei SPD-Wahlkampfhelfer, die im Stadtteil Marzahn Plakate kleben wollten, von zwei Anhängern der rechten Szene angegriffen worden. Als einer der Wahlhelfer stürzte, traten die Neonazis brutal mit Springerstiefeln auf ihn ein. Er musste mit schweren Kopfverletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Die beiden Täter wurden zu je zwei Jahren Bewährungsstrafe verurteilt.

„Dass es mich getroffen hat, war letztendlich Pech“, sagte der 18-Jährige über den neuerlichen Angriff. Er sei nicht gegen ihn als Politiker gerichtet gewesen, sondern Alltag in rechtsextremen Bezirken. NANA GERRITZEN