aus der mensa: später jahresbeginn von HARALD KELLER
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Rund um den Jahreswechsel blieb die Mensa geschlossen, die Angehörigen der Tafelrunde kochten einige Tage lang ihre eigenen Süppchen. Endlich hat das Darben ein Ende. „Wie geht’s?“, begrüßt Wabble die Anwesenden. „Kann nicht klagen“, meldet Strunk. „Nur gut, dass du kein Anwalt bist“, sorgt sich der kleine Droll.

Wohlgemut tauscht man sich darüber aus, was man „wegen der Mehrwertsteuer“ vor Ablauf des alten Jahres schnell noch eingekauft hat. Strunk kann dazu nichts beitragen und nutzt die erstbeste Gelegenheit, das Gespräch in andere Bahnen zu lenken. „Mehrpferdsteuer?“, platzt er heraus. „Muss ich jetzt mehr Steuer für meine Pferde zahlen?“ – „Deine Pferde haben doch gar kein Steuer. Sondern ein Lenkrad“, wird er zurechtgewiesen. „Ich weiß sogar ein italienisches Wort mit Pferd“, schaltet Droll sich ein. „Ja, und?“, fragt fahrlässig Babs, die man nie Babsi nennen darf. Schon schallt es stolz von schmalen Lippen: „Arripferderci!“

Peinlich berührt wenden sich die Damen ab, um die zurückliegenden Weihnachtsfeiertage zu erörtern. Strunk wirft ein, dass ihm neben anderen Süßigkeiten Russisches Brot zuteil wurde. „Damit kann man so schön spielen“, sagt er, bedauert indes, dass beim Öffnen der Tüte viele Buchstaben schon zerbrochen sind. Wabble tröstet ihn: „Aber man kann doch zum Beispiel aus einem abgebrochenen E immer noch ein F machen.“ Strunk sieht keinen Nutzen. „Was soll ich mit so vielen Fs?“ Ungestüm plärrt Droll von unten herauf: „Mach aus dem abgebrochenen F ein L, such dir E, C und K und du weißt, was du mich mal kannst.“

Strunks Lächeln erstirbt, wird wiederbelebt, scheidet dann endgültig dahin. Auf Umwegen kommen die versammelten Gelegenheitsarbeiter auf die Frage, wie man angesichts der Teuerungswelle neue Geldquellen auftun könnte. Der Bastler Strunk schlägt eine Innovation vor: einen Grabstein, der nach Einwurf einer Münze die Stimme des Verstorbenen noch einmal ertönen lässt. „Gibt’s bestimmt schon“, menetekelt Geierschnabel. „Außerdem kostet eine Patentanmeldung ein Heidengeld.“

„Dienstleistung!“, zwitschert Babs. „Heutzutage sind Dienstleistungen gefragt.“ Droll, ein begeisterter Handwerker, hat ihr kürzlich gekonnt sämtliche Küchenmesser geschärft. Das bringt sie auf eine großartige Idee: „Warum bietest du nicht einen Volkshochschulkurs an, in dem du das Messerschärfen und die scharfe Küche kombinierst?“ – „Au ja“, begeistert sich Geierschnabel. „Den Kurs nennst du dann ,Manche mögen’s scharf‘.“ Strunk kann sich nicht zurückhalten: „Oder ,Schärfer geht’s nicht‘.“ Geierschnabel möchte sich nicht ausstechen lassen und legt also nach: „,Auf Messers Schneide‘?“

„Scheide?“ Das Wort hat Klumpes Gedankennebel durchdrungen. Beflissen verkehrt Droll den Hörfehler in eine Belehrung: „Ein Fahrtenmesser steckt in einer Scheide, wenn man es mit sich herumträgt.“ – „Was du alles weißt“, staunt Klumpe. Nie weiß man, ob er dergleichen ironisch meint. Notthoff sputet sich, Drolls scharfer Antwort zuvorzukommen und gibt das Kommando fürs Dessert. Dabei blickt er in lachende Gesichter. Wie sehr man diese scharfsinnigen Wortwechsel vermisst hat.