unterm strich
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Die Bestandsaufnahme nach dem Orkan „Kyrill“ geht weiter, das Zittern aber auch. Bei der zum Unesco-Welterbe gehörenden Wittenberger Schlosskirche ist die Gefahr durch herabstürzende Teile noch nicht gebannt. „In den Schneefanggittern auf dem beschädigten Dach liegen noch sehr viele lose Ziegel und lose Steine“, so der besorgte Küster Ivo Behr am Montag in der Lutherstadt Wittenberg (Sachsen-Anhalt). „Die Schlosskirche wird komplett eingerüstet und mit Fangnetzen gesichert. Das hatten wir aber schon oft nach Stürmen, das letzte Mal 2001/2002.“ Der Gesamtschaden könne noch nicht beziffert werden.

Durch den Orkan waren von dem Kirchturm zwei tonnenschwere sogenannte Filialspitzen abgebrochen. Ein Brocken hatte dabei das Dach schwer beschädigt. An der Tür der Schlosskirche soll Luther 1517 aus Protest gegen den Ablasshandel der Kirche seine 95 Thesen angeschlagen haben. Die Thesen sind übrigens nicht vom Winde verweht worden, sondern schon seit 1858 in einen bronzenen Türflügel ganz und gar unwetterresistent eingemeißelt.

Im Römisch-Germanischen Museum in Köln hat derweil die Freilegung des Dionysos-Mosaiks begonnen, das noch immer von Sturmtrümmern bedeckt ist. Der Orkan am Donnerstagabend hatte auf der Domplatte die Holzabdeckung eines Brunnens abgerissen. Die Holzplatten und Bretter durchschlugen die Fenster des Museums und stürzten auf das römische Mosaik. Wie groß der Schaden ist, kann das Museum noch nicht sagen. Allein das Ersetzen der Scheiben und die Reparatur der Wand würden bereits 120.000 Euro kosten.

Der Sturm hat sich gelegt, die Berliner Ehrenbürgerwürde für Wolf Biermann die nächste parlamentarische Hürde genommen. Tatsächlich haben sich die Fraktionen von SPD, CDU, Grünen und FDP am Montag im Kulturausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses auf eine gemeinsame Empfehlung geeinigt. Danach soll das Parlament am 1. Februar die Verleihung der Ehrenbürgerschaft an den 70-jährigen, 1976 aus der DDR ausgebürgerten Liedermacher beschließen. Die Linkspartei als Koalitionspartner im rot-roten Senat will sich dabei der Stimme enthalten.