Die Erben des Präsidenten sind bereit

Ein Friedensnobelpreisträger, ein Rabbiner, eine Linke und ein Rechter könnten auf Moshe Katzav folgen

Egal, wer das Rennen macht –das Amt wird wahrscheinlichin drei Jahren abgeschafft

JERUSALEM taz ■ Moshe Katzav ist zunächst nur beurlaubt – seine möglichen Erben sind aber schon bekannt. Zum Beispiel Schimon Peres. Eigentlich hätte er das Amt gern schon vor sechseinhalb Jahren übernommen. Doch für den Friedensnobelpreisträger galt stets: besser spät als nie. Das Präsidentschaftsamt bedeutete für den heute schon über 80-jährigen Staatsmann einen würdigen Karriereschluss. Nicht allein für ihn selbst unfassbar war seine Niederlage gegen den politisch eher blassen Moshe Katzav. Jetzt hat er im Grunde nichts mehr zu verlieren und wird vermutlich in jedem Fall antreten.

Drei Mitstreiter stehen derzeit noch zur Debatte: Rubin Rivlin vom Likud, die Abgeordnete der Arbeitspartei Colette Avital und der ehemalige aschkenasische (aus Europa stammende) Oberrabbiner Meir Lau. Egal wer das Rennen macht – es wird vermutlich die kürzeste Amtszeit eines israelischen Präsidenten überhaupt. Die Regierung plant, das Amt mit den nächsten Parlamentswahlen, die spätestens in drei Jahren stattfinden, abzuschaffen.

Mit Rabbi Lau steht zum ersten Mal ein Kandidat zur Diskussion, der nicht aus der Politik kommt. Der heutige Oberrabbiner Tel Avivs wurde als Achtjähriger aus dem KZ Buchenwald befreit, das von seiner Familie nur noch einer seiner Brüder überlebte. Vor einigen Jahren geriet Lau in Verruf: Er hatte bei Hochzeiten zu hohe Gebühren kassiert.

Dagegen kann Colette Avital eine lupenreine Weste vorweisen. Die ehemalige Generalkonsulin in New York machte sich in den letzten Jahren für eine Untersuchung gegen israelische Banken stark, die im Verdacht standen, Konten von Holocaust-Opfern unterschlagen zu haben. Avital gehört zum linken Flügel der Arbeitspartei und zur Gruppe der „Genfer Initiative“, einem gemeinsam mit palästinensischen Intellektuellen und Politikern entworfenen Friedensplan.

Deutlich rechts von der derzeitigen Regierung steht Reuven Rivlin, ehemals Kommunikationsminister. Rivlin stand in den frühen 90er-Jahren dem Likud vor und begleitete den damaligen Oppositionschef Ariel Scharon im September 2000 bei seinem folgenschweren Besuch auf dem Tempeldom. SUSANNE KNAUL