Eine kleine Chronologie der Skandale

Die Liste ist lang. Erst im September, kurz vor Bekanntwerden der Schmiergeld-Affäre, hatte das frühere Tochterunternehmen BenQ Mobile Insolvenz angemeldet. Kurz zuvor war die geplante Gehaltserhöhung von Siemens-Vorstandsmitgliedern um 30 Prozent bekannt geworden. Eine Welle der Entrüstung bewirkte, dass die Siemens-Chefs auf eine Gehaltserhöhung verzichteten. Und trotzdem verloren bundesweit 1.950 Beschäftigte ihre Jobs. Anfang Juni 2005 hatte Siemens das gesamte Mobilfunkgeschäft an den taiwanischen Konzern BenQ verkauft und sich somit vom zu diesem Zeitpunkt größten Problembereich getrennt.Jahrelang war Siemens führender Anbieter von Atomreaktoren und Kraftwerkssystemen. Mittlerweile ist es die französische Framatome ANP, an der Siemens mit 34 Prozent beteiligt ist. Über die Beteiligung an Voith Siemens liefert der Konzern Generatoren und Turbinen für Staudammprojekte in ärmere Länder, die sich durch den Kauf noch stärker verschulden.Proteste erntet Siemens auch wegen des Baus des weltweit größten Wasserkraftwerks, den Drei-Schluchten-Damm in China. Er soll den Jangtse auf einer Länge von rund 650 Kilometern aufstauen und 18.000 Megawatt Strom erzeugen. Dafür werden rund 1,3 bis 1,9 Millionen Menschen zwangsumgesiedelt. Die Betroffenen behaupten, dass zugesagte Entschädigungszahlungen weitgehend veruntreut worden seien. Gegen Menschen, die in Indien gegen das Kraftwerksprojekt Maheshwar protestieren, geht die Polizei mit brutalen Maßnahmen vor.In Deutschland hat Siemens in der Vergangenheit alle Reaktoren konstruiert. Auch Reaktoren, die im Ausland abgelehnt wurden. Ein Reaktor, der in Österreich aufgrund von Protesten der Bevölkerung nie fertiggestellt wurde, ist im bayrischen Isar noch immer in Betrieb, obwohl er als hoch gefährlich gilt. Auch das deutsche AKW Biblis A ist von Siemens und wegen seiner Sicherheitsmängel heftig umstritten. Ein neuer Reaktor entsteht derzeit in Finnland. In den 70er und 80er Jahren kooperierte Siemens mit Militärregimen in Argentinien Brasilien und dem Iran, um dort Atomreaktoren zu bauen, deren Nutzung auch militärisch motiviert war. SVEN KULKA