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: Rechtsaußen auf der Flucht vor früher

Ausschließen kann er es nicht, dass noch Fotos auftauchen, die ihn beim Hitler-Gruß zeigen. Heinz-Christian Strache, Chef von Österreichs Freiheitlicher Partei (FPÖ), steht seit einer Woche im Abwehrkampf gegen fotografische Dokumente aus seiner Vergangenheit. Zuerst waren es Bilder, die ihn in Tarnhose und Uniformhemd in der Gesellschaft bekannter Neonazis zeigen. Zuletzt wurde ein Bild veröffentlicht, auf dem Strache im Burschenschafter-Outfit drei Finger der rechten Hand zum „Kühnen-Gruß“ spreizt. Der nach dem deutschen Neonazi Michael Kühnen benannte Gruß ist in Deutschland verboten, in Österreich nicht. Strache gab die Geste zuerst als Südtiroler Widerstandsgruß aus, dann behauptete er, er hätte damals wohl drei Bier bestellt.

Strache wird in diesen Tagen von einer Vergangenheit eingeholt, die er hinter sich lassen wollte. Er bestreitet nicht, jahrelang in rechtsextremen Kreisen verkehrt zu haben. 1989, mit knapp 20 Jahren, hatte er Norbert Burger kennengelernt. Der leitete die ein Jahr vorher verbotene Nationaldemokratische Partei (NDP). Politisch will ihn Strache heute nicht beurteilen, er sei aber „ein großartiger Mann mit großem Herzen und einer absoluten Gutmütigkeit“ gewesen. Heinz-Christian Strache ging jahrelang bei Burgers ein und aus, schließlich war er mit Tochter Gudrun verlobt. Norbert Burger dürfte für den Zahntechnik-Studenten eine Art Ersatzvater gewesen sein. Sein eigener Vater hatte seine Frau und seinen noch nicht dreijährigen Sohn verlassen.

Der Zugang zum Hause Burger erschloss sich Strache über die schlagende Burschenschaft Vandalia, der er als Mittelschüler beigetreten war. In seiner aktiven Zeit habe er sechs Mensuren gefochten, vertraute Strache seinem Parteifreund, dem Publizisten Andreas Mölzer an, der letztes Jahr eine hymnische Biografie des freiheitlichen Shooting Stars veröffentlichte.

Aus jener Zeit um 1990 stammen die Fotos aus den Kärntner Wäldern und die Bekanntschaft mit Gottfried Küssel, der 1995 wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung zu fünf Jahren Haft verurteilt wurde.

1991 trat Strache der FPÖ bei, wo seit Jörg Haiders Machtergreifung 1986 wieder ein stramm rechter Wind wehte. Haider wurde der neue Ersatzvater für den Jungpolitiker, der dessen Gestus und Sprache übernahm. Einer breiten Öffentlichkeit wurde der Obmann einer Wiener Bezirksgruppe erst nach der Abspaltung des BZÖ im April 2005 bekannt. Strache übernahm die FPÖ Wien und kam mit ihr ein halbes Jahr später dank eines aggressiven Antiausländerwahlkampfes auf 15 Prozent. 2006 warb er im Nationalratswahlkampf mit dem Slogan „Daham statt Islam“. RALF LEONHARD