50 Jahre Kohlekrise

1957: Die Krise in den deutschen Kohlerevieren beginnt. Der Absatz stockt, und die Preise auf dem Weltmarkt sinken. Zehn Jahre später, im Jahr 1967, sind von einer halben Million Bergleuten nur noch gut 250.000 übrig. Jede zweite Bergwerksgesellschaft muss schließen. Die Zahl der Bergwerke sinkt von 175 auf 70.

15. 5. 1968: Das „Gesetz zur Anpassung und Gesundung des deutschen Steinkohlenbergbaus“ tritt in Kraft. Der Staat verpflichtet sich, die Kohleförderung verstärkt zu subventionieren, gleichzeitig geht der Stellenabbau weiter. Ein halbes Jahr später wird in Essen mit der Gründung der Ruhrkohle AG (RAG) die „Einheitsgesellschaft für den heimischen Bergbau“ ins Leben gerufen. Der Großteil der Bergbaugesellschaften tritt der RAG bei. Die Zahl der Beschäftigten sinkt unter 200.000.

13. 12. 1971: Die sozialliberale Bundesregierung beschließt die sogenannte Anpassungsgeldregelung für den Bergbau. Bergleute, die „unter Tage“ beschäftigt sind, können sozial abgesichert mit 60 in Rente gehen.

1974: Der Kohlepfennig wird eingeführt. 8,25 Prozent der Stromrechnung kommen der defizitären Steinkohle zugute. 20 Jahre später wird der Kohlepfennig als verfassungswidrig erklärt.

1987: Die Bonner Kohlerunde beschließt, die Steinkohleförderung innerhalb der kommenden fünf Jahre von 80 Millionen auf 70 Millionen Jahrestonnen herunterzufahren. Vier Jahre später wird für das Jahr 2000 eine Menge von etwa 50 Millionen Tonnen in Aussicht gestellt.

1990 bis 1995: Von 27 Bergwerken müssen 8 schließen. Die Belegschaft sinkt erstmals unter die 100.000er-Marke.

1997: Die Ruhrkohle AG wird zur RAG Aktiengesellschaft und konzentriert sich fortan auf die Sparten Chemie, Energie und Immobilien. Die defizitäre Steinkohle wird in die RAG-Tochter Deutsche Steinkohle AG ausgegliedert. Gleichzeitig arbeiten Politik und RAG an einer langfristigen Lösung zum sozialverträglichen Abbau des Bergbaus. Die Stellenzahl soll ohne Massenentlassungen bis zum Jahr 2005 von knapp 80.000 auf 35.000 verringert werden, die Kohleförderung von gut 47 Millionen auf 30 Millionen Jahrestonnen; die Beihilfen des Bundes gehen von 5 Milliarden auf 2 Milliarden Euro im Jahr 2005 zurück.

27. 3. 1997: Im Aachener Revier schließt die letzte Zeche.

29. 3. 1999: Die RAG beschließt, die Förderung bis 2005 auf 26 Millionen Tonnen zu reduzieren.

Ende 2006: Acht Zechen – sieben in NRW und eine im Saarland – sind übrig. An den Standorten Bottrop, Duisburg, Gelsenkirchen, Hamm, Ibbenbüren, Kamp-Lintfort, Marl und Ensdorf im Saarland arbeiten noch 33.000 Bergleute. 2008 soll das Bergwerk Walsum in Duisburg und 2010 das Bergwerk Lippe bei Gelsenkirchen schließen. Die Fördermenge soll bis 2012 auf 16 Millionen Tonnen sinken. Dann wird es noch 20.000 Bergleute geben. HOLGER PAULER