Berlins Studienkonto
: Klassenkampf – für privilegierte Studis

Endlich wird zusammen diskutiert, was zusammengehört. Die Frage nämlich, was mehr soziale Ungerechtigkeit produziert – die Abwesenheit von Studiengebühren oder die Abwesenheit einer „Schule für alle“. Berlins Regierende echauffieren sich, wie gewohnt, über Details. Aber die Wahrheit in Sachen Bildungsgerechtigkeit scheuen sie. Kein Wunder, denn die ist unangenehm: Wer gerechte Bildung haben will, müsste a) sofort und übergangsweise Studiengebühren einführen. Und er müsste b) jetzt beginnen, die „Schule für alle“ vorzubereiten. Davon sind alle Beteiligten weit entfernt.

Kommentar von CHRISTIAN FÜLLER

Da ist der Bildungssenator der SPD. Er traut sich nicht, die Gemeinschaftsschule zu nennen, was sie ist: eine Hoffnung für ein völlig verkorkstes Schulsystem. Er könnte die Gymnasien behutsam öffnen und gleichzeitig Haupt- und Realschulen zu gemeinschaftlichen Stadtteilschulen umformen, die später auch ein berufliches Abitur anbieten. Stattdessen warnt er immerfort vor einem Schulkampf. Dabei muss es den gar nicht geben, weil – wie Hamburgs CDU zeigt – auch Konservative längst wissen: Eine harte dreigliedrige Schule passt nicht mehr in die Zeit.

Und da ist die populistische PDS. Sie mimt Sozialismus, indem sie Unigebühren und sogar Langzeitgebühren kategorisch ablehnt – angeblich aus sozialen Gründen. Das klingt wie links, ist aber gerade das Gegenteil davon. Für wen klassenkämpft die PDS da eigentlich? Für Studenten. Oder anders: für eine kleine Schar künftiger Akademiker. Die PDS schützt nicht die Schwachen, nicht benachteiligte Rütlikinder, sondern künftige Professoren, Beamte, Redakteure und – wie Willy Brandt einst witzelte – Landgerichtspräsidenten. Kurz: Die PDS macht einen riesigen Zinnober, um Studis 83 Euro Studiengebühr pro Monat zu ersparen. Das ist nicht links. Das ist Klassenkampf – für die Privilegierten des Bildungssystems.