elementares
: Suche nach den Higgs-Teilchen

Die Elementarteilchenphysik ist eine Wissenschaft, die auf ungeheuer spannende Fragen Antworten findet, mit denen man irgendwie nichts anfangen kann. Zum Beispiel auf die Frage: Warum bin ich eigentlich so schwer? Wir denken natürlich sofort an Kalorien und Kohlehydrate, an Bratfett, Bewegungsmangel und Brigitte-Diät. Nicht so der Elementarteilchenphysiker: Entscheidend für die Masse des Menschen, so rechnet er uns vor, sind die circa 50 Quadrilliarden Protonen und Neutronen der Atomkerne des Körpers. Diese wiederum bestehen aus Quarks. Ein Proton ist etwa hundertmal so schwer wie ein Quark. Einen normalen Menschen würde das beunruhigen, denn ein Proton besteht aus nur 3 Quarks. Was ist mit den restlichen 97 Prozent? Die Physikerin lässt das kalt: Diese 97 Prozent der Protonenmasse rühren daher, dass sich die Quarks ungeheuer schnell umeinander herumbewegen. Aus Einsteins Relativitätstheorie folgt dann, dass sie sehr schwer werden. Was einer Physikerin schlaflose Nächte bereitet, sind die anderen 3 Prozent. Nach Salam und Weinberg ist es ein Feld, das für die Ruhemassen aller Elementarteilchen verantwortlich ist. Die Wirkung dieses Feldes muss man sich wie die eines Gelees vorstellen: Die Teilchen werden träge und erhalten dadurch eine Masse. Zu diesem Feld gehört nun ein Teilchen, das so genannte Higgs-Boson, das bis jetzt aber noch niemand gesehen hat. Um seiner habhaft zu werden, baut man zurzeit am CERN, bei Genf, den neuen Teilchenbeschleuniger LHC. Was die Physiker so nervös macht, ist die Befürchtung, man werde wieder nichts finden. Zugegeben, die Folgen für die Nichtphysiker wären überschaubar. Ein paar Milliönchen Steuergelder wären in den Sand gesetzt worden. Aber eine praktische Anwendung, sparsamere Autos etwa oder eine Higgs-Diät, haben wir hier ohnehin nicht zu erwarten. Für das Standardmodell wäre der Verlust allerdings eine Katastrophe. Denn ohne die 3 Prozent Ruhemasse gäbe es die übrigen 97 Prozent auch nicht. In diesem Jahr wird der LHC in Betrieb gehen!MICHAEL ENSSLEN