Es ist schlimm in Afrika

Die Union diskutiert im Bundestag die Globalisierung. Mit dabei: die Kanzlerin, Cherno Jobatey und Michael Stich

Der Jobatey könnte das doch machen, der Cherno, dieser gut gelaunte ZDF-Frühstücksfernsehfritze. Der ist zwar aus Berlin, aber sein Vater, der ist ja aus Gambia, das würde doch passen. Und dieses ernste Thema auch mal ein bisschen auflockern.

Das haben die sich in der Union wohl gedacht, als sie einen Moderator für ihren entwicklungspolitischen Kongress mit dem schönen Titel „Globalisierung verantwortungsvoll gestalten“ gesucht haben. Und der Jobatey, der hat das glatt gemacht.

Jobatey freut sich, vor den Unions-Granden zu stehen, den Kauders und Merkels und Ramsauers. „Ich bin ja heute sozusagen der Fraktionsvorsitzende“, kalauert er im Bundestag. Den Witz findet er so gut, dass er ihn gleich fünfmal wiederholt. Dann wird Jobatey aber doch ganz ernst: „Es ist unsere Pflicht – oder wie wir in Berlin sagen – unsere verdammte Pflicht, etwas zu tun.“ Also, so für eine bessere Welt und so.

Das findet auch Michael Stich, der Extennisprofi, der auf dem ersten Podium mit Cap-Anamur-Gründer Rupert Neudeck plaudern darf. Stich macht ja bekanntlich auch viel für die Welt, hilft HIV-infizierten Kindern und fährt für die UNO nach Simbabwe. Jobatey: „Michael, erzähl doch mal, wie ist es, wenn man dann da so in Afrika steht.“ Stich: „Es ist schlimm.“

Dann ist erst mal die Politik dran. Der echte Unions-Fraktionschef Volker Kauder erzählt, dass er ja auch mal mit Entwicklungspolitik angefangen habe. Und das heute auch noch ganz wichtig findet. „Jeder Mensch, als Ebenbild Gottes, muss seine Chance bekommen.“ Dann spricht die Kanzlerin, die sich überzeugt gibt, „dass wir vor dem eigenen Gewissen nicht davonlaufen können“. Denn: „Probleme, die wir woanders nicht lösen, werden uns eines Tages ganz unmittelbar erreichen.“

Fünf Stunden und gefühlte 500 Experten später ist dann wieder der Jobatey dran. Die Laune ist, selbst bei ihm, mittlerweile eher mittelmäßig. „Könnt ihr noch?“, ruft er der ausgedünnten Unionsfraktion zu.

Sorry, Cherno, wir können nicht mehr. Aber gut, dass wir mal darüber geredet haben.

WOLF SCHMIDT