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: Hart, aber unfair?

Kaum hat die ARD mal eine gute Idee, schießen einige ihrer Granden schon wieder quer

Ach, gute alte ARD. Da hast du dir gerade den Jauch vom Leibe gehalten und für die Zukunft deines Polittalks anderthalb ganz brauchbare Ideen gehabt (Anne Will wird die neue „Christiansen“, Frank Plasberg geht unter der Woche ins Erste). Und jetzt das:

Für den Plasberg-Termin werde der Donnerstag präferiert, ist allenthalben zu hören. Klar, denn dann kann a) der Programmdirektor seinen hart erkämpften Weichspülmittwoch behalten. Und b) ärgert man auf diese Weise endlich mal wieder das ZDF, schließlich läuft donnerstags dessen Polittalk „Berlin Mitte“ mit Maybrit Illner (Foto). Der kommt bei KritikerInnen meist besser weg als „Christiansen“. So was schmerzt. Zumal die letzte Wir-ärgern-das-ZDF-Offensive des Ersten ja eher in die öffentlich-rechtliche Hose ging: Die um nur ein Viertelstündchen vorgezogenen „Tagesthemen“ konnten dem „heute journal“ des Zweiten nichts anhaben – und stehen durch den Wechsel von Anne Will gleich vor noch einem Problem. Aber will die ARD wirklich ihren Plasberg? Die Entscheidung, ab 2008 einen Sendeplatz für den WDR-Mann im Ersten freizuräumen, müsse „keineswegs eine wöchentliche Ausgabe von ,Hart aber fair‘ bedeuten“, zitierte gestern der Tagesspiegel einen anonymen ARD-Intendanten. Klingt irgendwie bekannt: Der WDR geht schließlich seit mehreren Jahren mit Plasberg im Ersten hausieren, 2005 hatte es auch schon mal den absurden Vorschlag eines 14-täglichen Einsatzes gegeben, auf den sich zum Glück niemand einlassen wollte.

Der WDR kontert nun umgehend und erklärt, Plasberg könnte früher ins Erste wechseln, als einigen offenbar lieb ist: Es gebe Überlegungen in der ARD, auch Plasberg im September beginnen zu lassen, verkündete ein WDR- Sprecher am Wochenende.

Beim ZDF sind sie wegen des Donnerstagsgerangels wieder verschnupft – zu Recht. Schließlich hatte sogar ZDF-Intendant Markus Schächter höchstpersöhnlich gelobt, aus den Unstimmigkeiten in der ARD kein Kapital zu schlagen und beispielsweise „Berlin Mitte“ auf den späten Sonntagabend zu hieven. Sollte Plasberg nun kampfprogrammiert werden, könnte der alte öffentlich-rechtliche Hahnenzauber ARD–ZDF wieder losgehen. Daran kann aus einem ganz anderen Grunde niemandem gelegen sein: Im Zuge ihrer Entspannungspolitik hatten sich ARD und ZDF nämlich auch geschworen, künftig die Finger von der Parallelübertragung von königlichen Hochzeiten, von Fürstenbegräbnissen und dergleichen Adelsquatsch zu lassen. Und dass das wieder losgeht, kann nun wirklich keiner wollen! STG