Berlinale Star-Album (3): Sharon Stone
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Sharon Stone zu sein ist definitiv kein Spaß. Da kommst du nach Deutschland, um deinen neuen Film vorzustellen – und dann will gleich in der ersten Frage der Pressekonferenz eine Journalistin wissen, wie man damit lebt, immerzu auf „Basic Instinct“ angesprochen zu werden. Das muss man sich mal vorstellen! So was fragt die. Und was macht Sharon Stone? Haltung bewahren. „Ich bin sehr dankbar, einen Film gemacht zu haben, der solch eine Wirkung hat.“

Sharon Stone wirkt auf der Leinwand freier als im Leben – selbst wenn sie eine Frau spielt, die in sich selbst gefangen ist wie Karen Fields in Ryan Eslingers übrigens sehr schönem Berlinale-Wettbewerbsbeitrag „When a Man Falls in the Forest“. Karen redet kaum, Sharon muss reden, andauernd. Sich und ihre Arbeit erklären – auch Leuten, die sie sowieso nicht verstehen.

Kerzengerade sitzt sie in der Mitte des Podiums, reckt das Kinn empor. Es ist eine Kämpferpose. Ein Statement der Unbeugsamkeit. Im Zusammenspiel mit ihren streng zurückgekämmten Haaren, dem dunklen Hosenanzug und der Raubtierbluse wirkt sie wie eine betrogene Zahnarztfrau, die ihren Alten im Zuge der Scheidung richtig bluten lassen will. Aus Rache für die dadurch erlittene Verhärmung, ihr Altern im Zeitraffer.

Sharon Stones Körperhaltung signalisiert den Journalisten: Kommt doch mit euren Fragen! Los! Mir ist keine zu blöd. Es macht mir sogar Spaß, dass ihr gar nicht merkt, dass meine Antworten immer, ja wirklich immer, klüger sind als eure Fragen.

Sharon Stone ist nicht zynisch. Sonst würde sie ihre Antworten rausrotzen wie viele Kollegen, die aus ihrer Pauschalverachtung von Journalisten auf den Pressekonferenzen keinen Hehl machen: Dumme Frage, dumme Antwort. Schlaue Frage, auch dumme Antwort. Alles egal. Sharon Stone dagegen überlegt lange, schließt dabei manchmal sogar die Augen und lässt die Worte anfangs so langsam ihren Lippen entweichen, als wolle sie sie notfalls noch zurückholen können.

Wie sie sich fühlt als Muse, als Projektionsfläche für Männerfantasien? Ausgebeutet? „Es kommt nicht drauf an, wie du fällst, wie hart du fällst oder wer dich umstößt, es kommt darauf an, wie du wieder aufstehst.“ Kurz darauf verlässt Sharon Stone den Saal. Kerzengerade. DAVID DENK