hauptverwirrbahnhof
: Auf Mängelsuche

Eigentlich muten die Mängel, die der Fahrgastverband IGEB am neuen Hauptbahnhof kritisiert, trivial an. Für Fahrgäste aber seien sie ärgerlich – und zudem einfach zu lösen, sagt IGEB-Vorsitzender Christfried Tschepe. Es geht ihm etwa um mangelhafte Wegbeschreibungen, langsame Lifte und unnötige Wege zum Bus. Einfach zu lösen sind diese Dinge vielleicht – verglichen mit bei Orkanböen herabfallenden Stahlträgern. Doch ganz so simpel ist es nicht. Grund ist ein Kompetenzwirrwarr. Mit dabei im Gerangel um Zuständigkeiten: die Deutsche Bahn inklusive ihrer Töchter „DB Regio“ und „Station & Service“, die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sowie Bezirksbehörden.

Im Detail stört Tschepe – und zahlreiche Fahrgäste, die sich an ihn gewendet hätten – zum Beispiel Folgendes: Bei Regionalzügen erscheinen an den elektronischen Infotafeln Zug- und nicht Liniennummern. Die recht einfach zu merkende Bezeichnung RE 1 wird so zu RE 38033. Tschepe meint, die Bahn sei sich selbst nicht sicher: Während der Regionalzugbetreiber „DB Regio“ die Vereinfachung unterstütze – „wir rennen dort offene Türen ein“ –, weigere sich der Bahnhof, die Anzeigen umzustellen. Eine Bahnsprecherin verweist lediglich auf den Umstand, dass sämtliche Publikationen die längeren Zugnummern verwenden würden. Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) wiederum nennt Liniennummern.

Muss man in Busse umsteigen, kommt laut IGEB das nächste Problem. Die Wege dorthin seien ungenügend beschrieben, der Standort der Linie zum Flughafen Tegel schlecht: Zu lange müssten Fußgänger an einer Ampel warten, Autos und Taxis verstellten den Weg, Bushäuschen fehlten sowieso. Auch hier herrscht Kompetenzgerangel: Die Beschilderung ist Sache der Bahn, die Ampel liegt in der Zuständigkeit der Stadt, Parkplätze sind Bezirkssache, um Bushäuschen kümmert sich die BVG. Deren Standort bestimmen Senatsverwaltung und BVG gemeinsam, so eine Sprecherin von Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD). Die BVG plant nach eigenen Angaben wegen der „unbefriedigenden Situation“ nun Gespräche mit Bahn und Senatsverwaltung. Dann sitzen mal alle an einem Tisch. ROMAN SCHMIDSEDER