CRITIC’S CHOICE

Heute: Stefan Grissemann, „profil“, Wien

Für einen Psycho-Filmemacher wie Guy Maddin birgt auch die strenge Form des autobiografischen Melodrams noch wahnhafte Freiheiten: Seine Kindheitserinnerungen, in „Brand Upon the Brain!“, projiziert auf eine einsame Insel mit Leuchtturm, drehen sich um eine Waisenkolonie mit despotischer Heimleiterin, um einen Zombie-Papa, kindliche Sexualität, Cross-Dressing und eine sehr spezielle Art des Gehirnvampirismus. In Maddins liebevoll traktierten Super-8-Bildern und ihren aufblitzenden Zwischentiteln wird die hohe Zeit des Stummfilms kaltblütig mit den Methoden der Postavantgarde kurzgeschlossen. Eine Komödie, jenseits der Zeit.

„Brand Upon the Brain!“ (Forum). R.: Guy Maddin. Kanada 2006, 95 Min.; 16. 2., 10 Uhr, Cinestar; 17. 2., 21.30 Uhr, Delphi, 18. 2., 22 Uhr, Cubix