Rechts wie links splittern die Lager

Auch die konservative Opposition steckt in Italien in der Krise. Die Christdemokraten rücken von Berlusconi ab

Prodis Niederlage ersparte Berlusconi eine schwere Demütigung im eigenen Lager

Rom taz ■ Silvio Berlusconi tat ganz so, als mache er sich Sorgen um sein Land. Mit bedeutungsschwerer Miene erklärte er Mittwochabend, mit der Abstimmungsniederlage im Senat habe die Regierung eine schwere „internationale Demütigung“ Italiens verursacht. Eigentlich aber muss dem Mann eher zum Lachen zumute gewesen sein – denn er selbst war gerade haarscharf an einer schweren Demütigung vorbeigeschrammt.

Der Tag im Senat, der zu Prodis Waterloo wurde, hatte nämlich ausgerechnet mit einer Verschwörung im anderen politischen Lager begonnen, in den Reihen der Rechtsopposition. Berlusconi hatte mit seinen Getreuen von der Forza Italia, der postfaschistischen Alleanza Nazionale und der rechtspopulistischen Lega Nord den Plan ausgeheckt, die Regierung mit einer eigenen Resolution der Oppositionsparteien zur Fortsetzung des Afghanistan-Mandats in Bedrängnis zu bringen. Doch die christdemokratische UDC, früherer Regierungspartner Berlusconis, hatte er in der Rechnung vergessen. Die erklärte, sie werde sich zweimal der Stimme enthalten – sowohl bei der Regierungs- als auch bei der Oppositionsresolution.

Damit wäre der Bruch zwischen den früheren Alliierten perfekt gewesen. Seit Monaten schon erklärt UDC-Chef Pierferdinando Casini, er wolle mit dem „populistischen Kurs“ Berlusconis nichts mehr zu tun haben, er stehe für „eine andere Opposition“. Ehe aber Italiens Rechte spektakulär im Senat ihre Spaltung vorexerzieren konnte, kam ihr die Regierungskoalition mit der eigenen Abstimmungsniederlage zuvor.

Und plötzlich ist Berlusconi wieder politisch in der Offensive. Sein Lager kommt ohne die Christdemokraten in allen aktuellen Umfragen auf 46 Prozent der Stimmen, während die Mitte-links-Allianz sich mit 43 Prozent bescheiden müsste. Viel wichtiger aber für Berlusconi: Wenn die bisherige Koalition es nicht schafft, eine neue Regierung Prodi aufzulegen, führt wohl kaum ein Weg an Neuwahlen vorbei.

Und ob die UDC es will oder nicht: Der Rechtskandidat hieße dann wieder Berlusconi. UDC-Chef Casini könnte bloß entscheiden, ob er an der Seite des politischen Stehaufmännchens triumphieren oder alleine scheitern will.

MICHAEL BRAUN