Aufschwung für Ségolène Royal

Neue Mannschaft, bessere Umfrageergebnisse: Die Sozialdemokratin holt im Rennen um Frankreichs Präsidentschaft auf. Gleichzeitig etabliert sich ein dritter Kandidat

PARIS taz ■ Mit einer neuen Mannschaft, einem nach links gewendeten und offensiveren Ton sowie erstmals wieder positiven Umfrageergebnissen geht die sozialdemokratische Präsidentschaftskandidatin Ségolène Royal in die beiden letzten Monate vor den Wahlen in Frankreich.

Nachdem sie die Phase der „partizipativen Debatte“ mit der Basis abgeschlossen hat, will Royal sich fortan von mehreren „Elefanten“ aus der Führungsriege der Sozialistischen Partei (PS) unterstützen lassen. Als „strategische Berater“ werden ihr unter anderem ihre ehemaligen Konkurrenten Ex-Finanzminister Dominique Strauss-Kahn und Ex-Premierminister Laurent Fabius sowie ihr Lebensgefährte, Parteichef François Hollande, zur Seite stehen. „Die komplette Parteispitze macht jetzt Wahlkampf“, erklärte gestern in Paris Royals Sprecher Jean-Christophe Cambadélis: „wie 1981.“ Damals wurde François Mitterrand erstmals Staatspräsident.

Unmittelbar nach einer zweistündigen TV-Debatte von Royal mit 100 „repräsentativ ausgewählten Franzosen“ wendete sich auch das verheerende Umfrageschicksal der Kandidatin erstmals wieder positiv. Seit Mitte Januar hatten die DemoskopInnen Royal 22-mal in Folge prognostiziert, dass sie gegenüber dem konservativen Innenminister und Präsidentschaftskandidaten Nicolas Sarkozy keine Chance hätte. Der Abstand zwischen den KonkurrentInnen stieg zeitweise auf bis zu 10 Punkte. Am Dienstag dieser Woche lag Royal laut dem Institut CSA mit 29 Prozent Wahlabsichten vor Sarkozy mit 28 Prozent.

Gleichzeitig zeigte die CSA-Umfrage das Erstarken eines neuen Dritten. Nachdem monatelang sämtliche Institute davon ausgegangen waren, dass der Rechtsextreme Jean-Marie Le Pen beim ersten Durchgang zumindest drittstärkster Kandidat werden würde, erstarkt jetzt der Rechtsliberale François Bayrou. Er könnte, nach gegenwärtigem Umfragestand, bis zu 17 Prozent der Stimmen bekommen. Bayrou hat in den vergangenen Wochen sowohl die unentschiedenen linken als auch rechten WählerInnen umworben. Der Grüne Europapolitiker Daniel Cohn-Bendit schlägt bereits eine Allianz zwischen PS, der rechtsliberalen UDF von Bayrou und den französischen Grünen vor.

Eine Gruppe von 30 „Spitzenbeamten“, die sich selbst als „links und sozialistisch“ bezeichnen und als „Kollektiv Spartacus“ auftreten, rief gestern in der linksliberalen Pariser Zeitung Libération dazu auf, „nützlich“ zu wählen. Die Beamten, die sich nicht namentlich zu erkennen gegeben haben, halten Bayrou für den besten Kandidaten.

Royal ihrerseits hat am Mittwoch in Rennes lautstark die „liberale Trägheit“ gegeißelt. Und angekündigt, dass sie am 6. März, wenn sie nach Berlin reist, Angela Merkel ein paar „klare Dinge“ sagen werde.DOROTHEA HAHN