Betr.: kinotaz nord

A

Another Gay Movie USA 2006, R: Todd Stephens, D: Michael Carbonaro, Jonah Blechman

„Todd Stephens Komödie über vier schwule Jungs, die ihre Jungfräulichkeit bis zum Ende des Sommers verlieren wollen, kopiert die Muster des einschlägigen Hetero-Teeny-Genres, ist aber auch erfrischend unverschämt und ganz im Sinne des Vorbilds John Waters inszeniert, weicht also keiner Zote aus.“ (tip) HH

B

Black Book Niederlande / Großbritannien 2006, R: Paul Verhoeven, D: Carice van Houten, Sebastian Koch

„In seinem Action-Thriller ‚Black Book‘ erzählt Paul Verhoeven von der jüdischen Revuesängerin Rachel, die sich in den letzten Kriegsmonaten dem Holländischen Widerstand gegen die Nazis anschließt. Ein klassischer Verhoeven-Film: unpsychologisch, anekdotisch, gerne voyeuristisch, oft grotesk über die Karikaturgrenze, immer an der provokantesten Lösung und dem drastischsten Effekt interessiert. Holocaust und NS-Widerstand werden zum dynamischen Entertainmentstoff. Aber die serielle Gewalt erstickt das Gefühl, das immer extremere Horrorbilder mobilisieren müssen. ‚Black Book‘ ist einfach zu abgebrüht, um mit subtileren Mitteln zu rühren.“ (tip) H, HB, HH, HL, KI

Born to be wild – Saumäßig Unterwegs USA 2007, R: Walt Becker, D: Darsteller: John Travolta, Tim Allen

„Der deutsche Titel verdeutlicht bereits mehr als treffend wohin die Reise dieser Komödie um vier von der Midlife-Krise geplagte Motorradfahrern geht: ins Niemandsland des bodenlosen Humors. Sex- und Fäkalgags nehmen kein Ende – nur was soll daran komisch sein? Irgendwie muss dieser ganze regressive Pipi-Kacke-Fick-Humor etwas mit der total verklemmten amerikanischen Gesellschaft zu tun haben. Im aufgeklärten Europa braucht das glücklicherweise niemand lustig zu finden.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

C

Congo River – Au-delà des ténèbres Belgien/Frankreich 2005, R: Thierry Michel / Originalfassung mit Untertiteln

„Im Mittelpunkt des Films des belgischen Dokumentaristen Thierry Michel steht der Kongo beziehungsweise eine Reise auf dem gewaltigen Fluss, die von der Mündung in den Atlantik bis zur Quelle führt. Der Film macht Abstecher in die koloniale und postkoloniale Vergangenheit des Landes und blickt auf kurzen Landausflügen in eine Gegenwart, die von auffallender Religiosität geprägt ist: christlich bei den Gläubigen, die wortreich zu Spenden für eine neue Kirche ermuntert werden, magisch-fetischistisch bei den Mai-Mai-Milizen, von deren Scheusslichkeiten die Vergewaltigungsopfer in einem Spital zeugen. Am farbigsten wirkt aber die Fahrt stromaufwärts auf einem schwimmenden Dorf mit rund dreihundert Menschen, wobei der Kapitän wegen der Untiefen äusserste Vorsicht walten lassen muss.“ (Neue Zürcher Zeitung) H

D

Das doppelte Lottchen Deutschland 2007, R: Michael Schaack, Toby Genkel

„Fast 60 Jahre ist sie schon alt: Erich Kästners Geschichte der Zwillinge Lotte und Louise. Diese wuchsen, weil Vater und Mutter sich scheiden ließen, getrennt bei jeweils einem Elternteil auf, bis sie sich zufällig begegnen und fortan keinen größeren Wunsch haben, als ihre halben Familien wieder zu einer Einheit zusammenzuführen. Für das Trauma der Scheidungskinder hat Kästner im Motiv der getrennten Zwillinge einen zeitlosen Ausdruck gefunden, der auch in dieser Animationsverfilmung bewegt. Der visuelle Stil ist dabei an die Illustrationen der Kästner-Bücher von Walter Trier angelehnt, zeugt mit seinen knappen Strichen bei Kindern für gute Verständlichkeit.“ (Rheinischer Merkur) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

300 USA 2007, R: Zack Snyder, D: Gerard Butler, Lena Headey

„Die Adaption von Frank Millers Comicvorlage über Spartas Kampf gegen die Perser. König Leonidas stellt sich mit seinen Übermenschen gegen die anstürmenden Mutanten-Heere des Xerxes. Komplett im Studio gedreht, danach digital bearbeitet, ist ‚300‘ ein weiterer Schritt bei der Verschmelzung von Real- und Animationskino. Technische Virtuosität trifft faschistischen Spartaner-Wahnsinn. Unterhaltung zum Gruseln.“ (tip) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Dr. Mabuse Inferno Teil 2 Deutschland 1921/1922, R: Fritz Lang, D: Rudolf Klein-Rogge, Alfred Ebel / Stummfilm mit Klavierbegleitung

„Der Psychoanalytiker Dr. Mabuse betreibt in den 20er Jahren unter Einsatz hypnotischer Fähigkeiten die Vergrößerung seines Reichtums und die Erweiterung seiner Macht. Bis ihm ein Staatsanwalt das Handwerk legt, hat er Unheil über viele Menschen gebracht. Fritz Langs zweiteiliger Stummfilm erweist sich über seine melodramatische Kriminalgeschichte hinaus als präzise dramaturgische und formale Konstruktion, die in beinahe dokumentarischer Weise nicht nur die Lebenshaltung verschiedener Gesellschaftsschichten und die Vergnügungssucht und Dekadenz von Großbürgertum und Kleinadel attackiert, sondern auch die Bedingungen aufzeigt, unter denen eine Gesellschaft zwischen Chaos und Tyrannei einem „Übermenschen“ verfallen kann.“ (Lexikon des internationalen Films) HB

E

Ein Lied für Argyris Schweiz 2006, R: Stefan Haupt

„Der Dokumentarfilm folgt dem Lebensweg des 66-jährigen Argyris Sfountouris, der sich mit dem Wahnsinn auseinander setzt, der ihm als Kind widerfuhr: Im Sommer 1944 wurden seine Eltern und Verwandten sowie über 200 weitere Menschen aus dem griechischen Dorf Distomo Opfer des Massakers einer deutschen SS-Division, das als Reaktion auf einen Partisanenangriff verübt wurde. Neben Archivmaterial und privaten Fotos lässt der beeindruckende Film den Protagonisten und andere Zeitzeugen erzählen. Getragen von der Hoffnung auf eine mitmenschlichere Zukunft und Völkerverständigung, werden die Zeit- und Handlungsebenen stilsicher verknüpft und wirken lange nach.“ (filmdienst) H, HH

1:1 (Eins zu eins) Dänemark/Großbritannien 2005, R: Annette K. Olesen, D: Mohammed-Ali Bakier, Joy K. Petersen

„‚1:1‘ spielt in Dänemark, wo der Streit um die Mohammed-Karikaturen seinen Anfang nahm – und doch erzählt Regisseurin Annette K. Olesen eine universelle Geschichte über Stolz und Vorurteile. Schauplatz ist eine Siedlung in Kopenhagen, einst ein Vorzeigeprojekt, mittlerweile auf dem Weg zum Ghetto. Die junge Dänin Mie (Joy Petersen) und der Palästinenser Shadi (Mohammed-Ali Bakier) gefallen sich als multikulturelles Traumpaar des Viertels, bis Mies Bruder ins Koma geprügelt wird. Schon brennt die Luft zwischen Dänen und muslimischen Einwanderern. Bis der Fall gelöst ist, durchlebt der Zuschauer ein kitschfreies Moraldrama.“ (Der Spiegel) H, HB, KL

Die Eisprinzen USA 2007, R: Josh Gordon, Will Speck, D: Will Ferrell, Jon Heder

„Zwei rivalisierende Eiskunstläufer, die auf Lebenszeit gesperrt wurden, entdecken ein Schlupfloch im Reglement und starten ab sofort in der Paar-Disziplin. Nachdem seine Formel-1-Parodie ‚Ricky Bobby – König der Rennfahrer‘ in den USA 150 Mio. Dollar einspielte, kann sich Will Ferrell lässig aufs Glatteis wagen. Seine ‚Kreuzung aus Steven Seagal und Steven Tyler‘ (Ferrell) wird gestützt von einem ebenbürtigen Partner: Jon Heder, Held des Kultfilms ‚Napoleon Dynamite‘. Dazu: perfekte Föhnwellen, oscarreife Kostüme und ein Soundtrack zum Dahinschmelzen.“ (Cinema) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Ewig Praktikant? Deutschland 2006, R: Sigrun Matthiesen

„Der Film zeigt sehr genau die Situation der ‚Generation Praktikum‘. Junge Hochschulabsolventen werden immer wieder vertröstet, wenn es um eine feste Anstellung geht. Ein Protagonist des Films nennt dies Ausbeutung, ein anderer ‚Verarschung‘. Gemeinsam ist ihnen der Frust und eine zunehmende Demotivation.“ (Kino 46) HB

F

Die Fälscher Deutschland/Österreich 2006, R: Stefan Ruzowitzky, D: Karl Markovics, August Diehl

„Die Geschichte klingt fast unglaublich: In den letzten Kriegsjahren ließen die Nazis im Konzentrationslager Sachsenhausen Pfund- und Dollarnoten fälschen, um damit die Wirtschaft der Kriegsgegner zu schwächen. Niedergeschrieben wurde das weitgehend unbekannte Kapitel der NS-Zeit im Tatsachenroman ‚Des Teufels Werkstatt‘ des Holocaust-Überlebenden Adolf Burger. ‚Anatomie‘-Regisseur Stefan Ruzowitzky hat den Stoff zu einer bewegenden Parabel über Moral und Ideale und die Verantwortung des Einzelnen angesichts von Terror und Unrecht verarbeitet. Ohne überschüssiges Pathos erzählt Ruzowitzky ein spannendes Drama aus finsterer Zeit.“ (Cinema) HB, HH

Fantastic Movie USA 2007, R: Jason Friedberg, Aaron Seltzer, D: Kal Penn, Adam Campbell

„In dieser dämlichen Blockbuster-Parodie müssen sich vier Kids im Zauberland Gnarnia mit Piraten und Harry Potter herumschlagen. Nichts gegen sogenannte spoof movies, alberne Parodien, die bekannte Kinoerfolge hemmungslos durch den Kakao ziehen. Doch die abenteuerliche Reise von vier ausgewachsenen Waisenkindern, die vor dem verrückten Schokoladenfabrikbesitzer Willy Wonka in einen Wandschrank flüchten und sich im Zauberland Gnarnia wiederfinden, wo sie mit einem rappenden Piraten, Harry Potter und einem Albino-Mönch aneinandergeraten, ist so belanglos blöd, dass es nicht mal zu einem ‚Iiiihgitt!‘ reicht, wenn Waise Edward von Wonkas Scheiße nascht, weil er sie für Schokolade hält.“ (Cinema) H, HB, HH, KI

Der Fluch der goldenen Blume China 2006, R: Zhang Yimou, D: Gong Li, Chow Yun-Fat

„Schwertfechter wirbeln saltoschlagend umeinander, seiltanzende Bogenschützen geben Schnellfeuer, und zum Finale ergießt eine Heerschar sich wie ein Sturzbach ins Schlachtgetümmel: Zhang Yimou, Chinas Großmeister des martialisch-zirzensischen Historienspektakels, stellt einen neuen Rekord an Pomp und kalter Show-Virtuosität auf. Die literarische Vorlage von 1933 gilt als das berühmteste chinesische Drama des 20. Jahrhunderts, doch Zhang versetzt das bürgerliche Trauerspiel um ein gutes Jahrtausend zurück in eine Epoche luxuriöser Feudalherrschaft. So donnert das giftmörderische Familienkomplott samt Ehebruch, Inzest und Wahnsinn wie ein shakespearehaftes Königsdrama über die Leinwand.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, KI, OL

Flyboys – Helden der Lüfte USA 2006, R: Tony Bill, D: James Franco, Jean Reno

„Immer weniger Amerikaner wollen den Irak-Krieg, der Mythos vom heldenhaften Soldaten bröckelt. Doch Produzent Dean Devlin, Ex-Partner von Roland Emmerich, ist bockig: Er präsentiert uns ein unverhohlenes Wehrertüchtigungs- und Durchhaltedrama. Im Frankreich des Ersten Weltkriegs beweist eine US-Fliegerstaffel nonstop Mut und Ehre. Kernige Kerle in schmucker Uniform mit einer Märtyrer-Aura, die so gleißend hell strahlt wie der deutsche Zeppelin, den sie am Ende vom Himmel sprengen. „Top Gun“ mit Doppeldeckern also, mit Dialogen, die so subtil sind wie das unermüdliche Knattern der Maschinengewehre. Da hat Regisseur Tony Bill (“Pinguine in der Bronx“) echt einen fliegen lassen.“ (Cinema) H, HB, HH, KI, OL

Full Metal Village D 2006, R: Sung-Hyung Cho

Lassen Sie sich bitte nicht vom Titel abschrecken, denn „Full Metal Village“ ist eine der schönsten Kinoentdeckungen dieses Frühjahrs. Die in Deutschland lebende Koreanerin drehte die Dokumentation in dem kleinen schleswig-holsteinischen Dorf Wacken, das einmal im Jahr aus seinem nordfriesischen Phlegma gerissen wird, wenn Tausende von Heavy-Metal-Fans es bei einem dreitägigen Open Air Festival überrollen. Die Bauern und Damen des Kaffeekränzchens reagieren erstaunlich gelassen auf die meist in schwarzem Leder gekleideten Langhaarigen, und die Filmemacherin hat genau das richtige Maß an Neugierde und Humor, um diesen Zusammenprall der Kulturen zu einem sehr erhellenden und amüsanten Porträt der norddeutschen Provinz werden zu lassen. (hip) BHV, H, HB, HH, HL, KI

H

Hände weg von Mississippi Deutschland 2007, R: Detlev Buck, D: Zoe Mannhardt, Katharina Thalbach

„In Detlev Bucks beschwingtem Familienfilm nach einem Roman von Cornelia Funke kämpft ein Mädchen für das Überleben eines verwaisten Pferdes. Niemand porträtiert das Leben auf dem Land so liebevoll wie der Bauernsohn Detlev Buck. In der Geschichte geht es um das Stadtkind Emma, das seine Ferien bei der knarzigen Oma verbringt. Als die Zehnjährige mitkriegt, dass der arrogante Erbe eines Nachbarhofes das dazugehörige Pferd Mississippi beim Schlachter entsorgen will, entwickelt sie einen Plan. Die simple Story dient jedoch nur als Gerüst für ein Potpourri köstlicher Szenen, mit denen der Regisseur an seine frühen Kultfilme wie ‚Karniggels‘ anknüpft. Alle bestens geeignet, beim Zuschauer ein zufriedenes Dauergrinsen auszulösen. Ein Kinderfilm? Ja. Einer, in den Eltern ihre Sprösslinge gerne ein zweites Mal mitnehmen.“ (Cinema) BHV, H, HB, HH, HL, KL, OL

Havanna – Die neue Kunst Ruinen zu bauen Deutschland/Kuba 2006, R: Florian Borchmeyer / Originalfassung mit Untertiteln

„Der Dokumentarfilm widmet sich der kubanischen Hauptstadt und ihren Bewohnern jenseits gängiger, romantischer Postkarten-Klischees und spiegelt facettenreich die marode Situation des sozialistischen karibischen Staates in Bildern der zerfallenden Häuser und in den Schicksalen unterschiedlicher Menschen, die sie bewohnen. Eine faszinierende, pointierte und subjektive Bestandsaufnahme von politischer Relevanz.“ (filmdienst) H, HB

Die Herbstzeitlosen Schweiz 2006, R: Bettina Oberli, D: Stephanie Glaser, Hanspeter Müller

„Um die verwitwete Martha (Stephanie Glaser) aufzuheitern, ermuntern ihre Freundinnen sie dazu, eine Lingerieboutique mitten im Emmentaler Trub zu eröffnen. So beginnt die 80-jährige Schneiderin, Halb- und Kunstseidiges zu nähen, und blüht über der neuen Aufgabe plötzlich auf – allerdings sehr zum Unwillen der Dorfbewohner, denen die aktive Alte, ihre euphorischen Freundinnen sowie überhaupt die ganze ‚Reizwäsche‘ zunehmend ein Dorn im Auge sind. Unterstützt von einem grossartigen Schauspielensemble, erzählt die Schweizer Regisseurin Bettina Oberli in ihrem Zweitling eine warmherzige, wenn auch nicht allzu aufreizend inszenierte Geschichte über Selbstbestimmung und Sinnsuche im letzten Lebensabschnitt.“ (Neue Zürcher Zeitung) HB, HH

Herr Bello Deutschland 2007, R: Ben Verbong, D: Armin Rohde, August Zirner

„Ein Hund, der dem zwölfjährigen Sohn eines verwitweten Apothekers zugelaufen ist, verwandelt sich durch einen Zaubertrank des Großvaters in einen Menschen mit recht „tierischen“ Verhaltensweisen, der um die schöne Nachbarin buhlt, auf die auch der Apotheker ein Auge geworfen hat. Der ebenso einfalls- wie temporeiche Kinderfilm legt nach verhaltenem Anfang beträchtlich zu und zeigt sich von seiner unterhaltsamsten Seite. Auch die spielfreudigen Darsteller tragen zu der gelungenen Inszenierung bei.“ (filmdienst) H, HB, HH, HL, KI, OL

Hilfe! Ich bin ein Fisch Dänemark/Deutschland/Irland 2000, R: Michael Hegner, Stefan Fjeldmark

„Drei Kinder werden durch den Zaubertrank eines schrulligen Professors, der das Problem der Überbevölkerung lösen will, in Fische verwandelt und erleben bis zu ihrer Rückverwandlung lustige, vor allem aber aufregende Abenteuer unter Wasser, wo ihre neuen Artgenossen durch das Trinken des Gegenmittels menschliche Eigenschaften entwickeln. Aufwändig gestalteter Zeichentrickfilm voller überbordernder origineller Ideen, der sich zu einer sinnfälligen Parabel über Macht und Machtmissbrauch verdichtet, die geschickt die Balance zwischen Spannung und Entspannung hält.“ (filmdienst) HB

Die Hochstapler Deutschland 2006, R: Alexander Adolph

„‚Die Hochstapler‘ beherrschen die hohe Kunst, fremden Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen. In ihrem so kurzweiligen wie lehrreichen Dokumentarfilm stellen die Regisseure Alexander Adolph und Nina Ergang vier – mittlerweile verurteilte - Meister ihres Fachs vor und die verblüffend einfachen Tricks, mit denen sie zum Erfolg kamen. Da reichten teure Schuhe, ein edler Aktenkoffer und das entsprechende Auftreten, um abgezockten Bankern Kredite abzuluchsen oder Millionären Flüge auf den Mond zu verkaufen. Im Spiegel der Täter porträtiert der Film vor allem die Opfer und enthüllt damit die Leichtgläubigkeit und Gier vieler Menschen.“ (Der Spiegel) HB, HH, KI

How to cook your life Deutschland 2006, R: Doris Dörrie

„Edward Espe Brown ist zwar noch kein Küchenheiliger, aber lang kann das nicht mehr dauern: Er lebt als Zen-Priester in Fairfax, gibt Koch- und Zen-Kurse und schreibt Bestseller darüber. In den USA sind seine Workshops der Renner - vermitteln sie doch ein verloren gegangenes Stück Zufriedenheit und Nähe zum Leben. Doris Dörrie war bei einigen mit der Kamera dabei und ließ sich von Browns undogmatischer Kunst des Kochens zu einer heiteren Dokumentation über das Kochen, das Leben und den Meister inspirieren.“ (tip) H, HB, HH, KL

I

Im Lauf der Zeit Deutschland 1975, R: Wim Wenders, D: Rüdiger Vogler, Hanns Zischler

„Von Männerfreundschaften handeln so einige Filme von Wim Wenders. Rüdiger Vogler als Kinotechniker Bruno Winter und Hanns Zischler als Logopäde Robert Lander waren allerdings 1975 beim Freundschaftpflegen besonders angenehm anzusehen. Die beiden, die sich an der Elbe zufällig begegnet sind, reisen in Im Lauf der Zeit gemeinsam durch die Provinz an der deutsch-deutschen Grenze. Das Publikum sah ihnen dabei nicht nur damals völlig gebannt zu, und das 175 Filmminuten lang.“ (taz) HH

Inland Empire USA/Polen 2006, R: David Lynch, D: Laura Dern, Harry Dean Stanton

„Auch David Lynch hat jetzt die Freiheit von Digital-Video entdeckt und konnte bei „Inland Empire“ völlig unabhängig experimentieren. Mit Laura Dern in vielen Rollen dringt diese aufregende Tour d‘Angst tief ein in das Bewusstsein einer Schauspielerin aus einem verfluchten Filmprojekt und erzählt in skizzenhaften und labyrinthisch aufgesplitterten Alptraumfetzen von den Schattenseiten Hollywoods, von Ehebruch, Angst und Mord. Einen so ungefilterten und kompromisslosen Lynch gab es seit seinem Debüt „Eraserhead“ nicht mehr zu sehen. Eine unberechenbare Herausforderung.“ (tip) H, HB, HH

K

Kids Return Japan 1996, R: Takeshi Kitano, D: Ken Kaneko, Masanobu Ando / Originalfassung mit Untertiteln

„Takeshi Kitani mit staunenswerter Souveränität gerafft, gestreckt und zerstückelt, verfolgt in einer langen Rückblende die alternativen Karriereversuche zweier befreundeter Schüler, wobei der eine als Boxer, der andere als Yakuza scheitert.“ (taz) HB

L

Le mépris (Die Verachtung) Frankreich/Italien 1963, R: Jean-Luc Godard, D: Brigitte Bardot, Michel Piccoli / Originalfassung mit Untertiteln

“Einer der schönsten Filme Jean-Luc Godards. Und dass, nicht nur, weil Brigitte Bardot eine Hauptrolle spielt neben Michel Piccoli, Jack Palance und dem sehr alten Fritz Lang, der wiederum sich selbst spielt, einen alten Regisseur. Eine heimliche Hauptrolle spielt in ,Le Mepris‘ auch ein wunderschönes Haus, die Villa Malaparte auf Capri. Dieses architektonische Juwel hatte sich der italienische Schriftsteller Malaparte 1940 auf einen paradiesischen Felsvorsprung bauen lassen. Über die Stufen des Hauses wandelten später berühmte Gäste wie Albert Camus und Jean Cocteau. Godard wählte den stilvollen Ort für die Inszenierung einer modernen Tragödie: Der Film nach einem Roman von Alberto Moravia erzählt die Geschichte der langsam scheiternden Ehe des Drehbuchautors Paul (Piccoli) und seiner Frau Camille (B.B.).“ (taz) HB

Der letzte König von Schottland Großbritannien 2006, R: Kevin Macdonald, D: Forest Whitaker, James McAvoy

Er kann so jovial sein wie Falstaff, so paranoid wie Othello, so brutal wie Richard III und so unberechenbar wie Titus Andronikus. Ja, der Tyrann Idi Amin scheint direkt aus den Königsdramen von Shakespeare in die Geschichte des 20. Jahrhunderts verpflanzt worden zu sein – so spielt ihn zumindest Forest Whitaker in dieser Adaption des gleichnamigen Romans von Giles Foden. Der Diktator herrschte von 1971 bis 1979 über Uganda, mehr als 300000 Menschen soll er getötet haben, und er starb erst vor drei Jahren im Exil in Saudi Arabien. Das Zentrum von ‚The Last King of Scotland‘ bildet das Psychogramm von Idi Amin – und damit auch die mit Recht mit dem Oscar prämierte Leistung von Forest Whitaker. Er wirkt beängstigend real, zugleich überlebensgroß und menschlich. Diesen monströsen Verrückten verkörpert Forest Whittaker als eine archaischen Naturgewalt in menschlicher Gestalt. (hip) HH

Les rivières pourpres (Die purpurnen Flüsse) Frankreich 2000, R: Mathieu Kassowitz, D: Jeea Reno, Vincent Cassel / Originalfassung mit Untertiteln

In der Reihe „Porträt Jean Reno“: „Als sich in einer abgeschiedenen Alpenuniversität mehrere grässliche Morde ereignen, wird der berühmte Kommissar Niémans auf den Plan gerufen. Aufwenig inszenierter Trashfilm. Wer die grobschlächtigen Konstruktionsmuster von Comics mag, wird allerdings auf seine Kosten kommen.“ (tip) HB

Little Children USA 2006, R: Todd Field, D: Kate Winslet, Patrick Wilson

„Ihr biederes Hausfrauen- und Mutterdasein in einem amerikanischen Suburb empfindet Sarah (Kate Winslet) als bedrükkend. Nach der Heirat hatte sie ihr Promotionsvorhaben abgebrochen. Sie lernt Brad (Patrick Wilson) kennen, einen jungen Vater, der, streng von Ehefrau Kathy (Jennifer Connelly) überwacht, seiner verflossenen Jugend nachhängt. Aus dem scherzhaften Kuss zweier Leidensgenossen entwickelt sich eine Affäre, die beide von einer gemeinsamen Zukunft träumwenische Philosopen lässt. In präziser Schlichtheit zeichnet der Film Sarahs private Rebellion mitreißend nach und macht aus ihr eine veritable „Madame Bovary“ der Vorstädte.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, HH

The Lusty Men USA 1952, R: Nicholas Ray, D: Robert Mitchum, Susan Hayward / Originalfassung ohne Untertitel

„Ein Farmer schafft den zweifelhaften Aufstieg zum gutbezahlten Rodeostar, entscheidet sich aber nach dem Unfalltod seines Kameraden und Kollegen unter dem Einfluß seiner vernünftigen Frau zur Rückkehr auf seine Ranch. Ein moderner Western auf der Folie eines handwerklich mit großer Sorgfalt komponierten Hollywood-Melodrams. Dank hervorragender Darsteller und der sensiblen Vertiefung der Genre-Chiffren wird der Film zur existentiellen Auseinandersetzung mit der Zusammengehörigkeit der Menschen und ihrer Suche nach Geborgenheit und Frieden.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

M

Das Mädchen, das die Seiten umblättert Frankreich 2006, R: Denis Dercourt, D: Catherine Frot, Déborah François

„Ein Trauma und seine bösen Folgen: Eine gescheiterte Musikerin erschleicht sich unerkannt das Vertrauen einer Konzertpianistin – die sie in Wahrheit abgrundtief hasst. Denis Dercourt erzählt die Geschichte einer konsequenten Rache, allerdings nicht auf plumpe Art, sondern mit Stil: Hier wetzen die Bösen keine Messer. In ruhigen, eleganten Bildern zeigt der Regisseur, wie Mélanie ihr Opfer langsam einkreist, er intensiviert die bedrohliche Atmosphäre allein durch verstohlene Blicke, eine Berührung, Schweigen. Und der Zuschauer schwankt zwischen Mitleid für die zappelnde Fliege und Bewunderung für diese Spinne, die ihr Netz so wunderbar hinterlistig baut. Perfide.“ (Cinema) H, HH, KI, OL

Mana – Die Macht der Dinge Deutschland, USA, Holland, Frankreich 2004, R: Peter Friedman Roger Manley / Originalfassung mit Untertiteln

„Überall auf der Welt und in jeder Gesellschaft gibt es Objekte, die eine besondere Macht haben. Menschen besteigen Berge oder unternehmen Pilgerreisen, um diese Objekte einmal zu sehen oder zu berühren. Der Film von Peter Friedman und Roger Manley will aufzeigen, wie sich Menschen in Gegenwart dieser magischen Gegenstände verhalten und was die Grundlage dieses universellen Verhaltens ist: Der Glaube. Sie zeigen eine Odyssee von der Wüste Arizonas durch Asien, Afrika und Europa zu Tempeln, Museen und Zeremonien, aber auch nach Elvisland und in einen Atomreaktor.“ (Rhein-main.net) H, HH

Das Meer war ruhig (Ano natsu, ichiban shizuka na umi) Japan 1991, R: Kitano Takeshi, D: Maki Kurodo, Oshima Hiroko / Originalfassung mit Untertiteln

Früher Film von Kitano Takeshi („Hana-Bi“, „Kikujiros Sommer“ ), der in der Reihe „Nippon no kinema“ gezeigt wird. HB

Mr. Bean macht Ferien Großbritannien 2007, R: Steve Bendelack, D: Rowan Atkinson, Willem Dafoe

„Die britische (Fernseh-)Kultfigur Mr. Bean gewinnt eine Reise nach Cannes, die er weidlich nutzt, um durch sein infantiles Unvermögen für Durcheinander zu sorgen. Eher eine Aneinanderreihung von Missgeschicken als ein dramaturgisch durchdachter Spielfilm, hat der zweite Kinoauftritt des beschränkten Briten nur wenig Unterhaltendes zu bieten und ist eher als Abgesang auf einen einstigen Fernsehkult zu deuten.“ (filmdienst) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

N

Nick’s Film – Lightning Over Water Deutschland/Schweden 1980 R: Nicholas Ray, Wim Wenders, D: Nicholas Ray, Wim Wenders

„Halbdokumentarischer Spielfilm über die letzten Wochen im Leben des krebskranken amerikanischen Filmregisseurs Nicholas Ray „Johnny Guitar“, „Denn sie wissen nicht, was sie tun“, gemeinschaftlich realisiert von Ray und seinem Freund und Kollegen Wim Wenders. Realität und Fiktion, Reportage und Spielhandlung durchdringen sich in ständigem Wechsel und werden kritisch miteinander konfrontiert: So entstand ein äußerst vielschichtiges, sehr intimes Filmessay, das nicht nur die Auseinandersetzung der beiden Regisseure mit dem Problem des nahenden Todes dokumentiert, sondern auch die Bedingungen des Filmemachens und seine ethischen Implikationen reflektiert. Eine Hommage an das Kino und eine Erforschung seiner Grenzen, jenseits von Voyeurismus und Sentimentalität.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

O

One – Der Film USA 2005, R: Ward M. Powers

Mit „One – Der Film“ läuft gerade ein ärgerlicher Dokumentarfilm in den Kinos, in dem „bedeutende Menschen“ aus allen möglichen Ecken ständig „bedeutende“ Antworten auf die n großen Fragen nach dem Leben, dem Universum und allem in die Kamera absondern, und der dabei so verblasen gutmenschelt, dass man schnell den Appetit an dem propagierten universellen Einssein verliert. (hip) H, HB, HH

P

Pars – Operation Cherry Türkei 2007, R: Osman Sinav, D: Mehmet Kurtulus, Nida Safak

„Der Actionfilm aus der Türkei über einen Polizisten in einer Spezialeinheit der Drogenpolizei. wartet mit solide inszenierter Action auf, gleichwohl er keine besonderen Überraschungen bieten kann und auch dem Genre keine Neuerungen abgewinnt. Nicht allzu anspruchsvolle Fans können dennoch auf ihre Kosten kommen.“ (Blickpunkt:Film) H, HH

Play Chile 2005, R: Alicia Scherson, D: Viviana Herrera, Andres Ulloa / Originalfassung mit Untertiteln

“Irgendeine Großstadt in Lateinamerika. Es könnte auch Santiago de Chile sein. Tristan läuft mit gebrochenem Herzen herum. Deshalb hat er das Gefühl, die Stadt sei sein Feind. Das Mädchen Christina beobachtet ihn. Sie pflegt einen alten Mann, der ihr dafür dankbar ist. Ihr Blick auf die Stadt ist deswegen freundlich. Sie selbst ist gerade dabei die Liebe zu finden. Christina liebt es, mit dicken Kopfhörern Musik zu hören, während sie durch die Stadt streift. Und so wirkt dieser moderne, schnelle, Großstadtfilm selbst wie ein Popsong. Poetisch, bildstark und manchmal märchenhaft - dann wieder realistisch – erzählt dieser Film vom Leben als Überleben derjenigen, deren Gefühle stark sind. Und er zeigt, dass man mit einer 24p Digitalkamera nicht nur „Krieg der Sterne“-Abenteuer drehen kann, sondern auch lebendige berührende Alltagsgeschichten, in Kinoqualität.“ (mannheim-filmfestival) HH, OL

Pribehy obycenjneno silentstvi – Geschichten vom ganz normalen WahnsinnTschechei 2005, R: Petr Zelenka, D: Ivan Trojan, Zuzana Sulajová / Originalfassung mit Untertiteln

Jana hat Petr verlassen. Er leidet darunter und will sie zurück. Sein Vater hat früher einmal den Kommentar der Wochenschauen gesprochen. Jetzt zwingt ihn Peters Mutter, willkürliche Telefonnummern anzurufen, um zu testen, ob noch jemand seine Stimme wiedererkennt. Sie selbst dagegen schickt ihr Blut in Paketen nach Tschetschenien, weil es sonst niemand haben will. Willkommen in der Welt von Petr Zelenka, wo Geschichten vom ganz normalen Wahnsinn ganz selbstverständlich sind. Der Regisseur und Drehbuchautor führt uns nach seinen international prämierten Erfolgen wie ‚Die Knöpfler‘ (1997) und ‚Das Jahr des Teufels‘ (2002) wieder einmal unterhaltsam ironisch vor, dass eine gute Portion Irrsinn zum Leben dazugehört.“ (Metropolis) HH

R

The Reaping USA 2006, R: Stephen Hopkins, D: Hilary Swank, Annasophia Robb

„Flüsse färben sich blutrot, Dunkelheit fällt über die Erde: Hilary Swank in einem okkulten Bibel-Schocker über das baldige Ende der Welt. Die Schwäche des Films: Gottes biblische Plagen sind nicht besonders gruselig. Während ‚The Reaping‘ das Publikum auf seine Bibelfestigkeit testet und munter mit den nächsten Plagen überzieht, wird das Dilemma der Story überdeutlich. Schlicht gesagt: Bei neuzeitlicher Betrachtung sind Gottes Plagen sind nicht besonders gruselig und verdammen das Personal zur Passivität. Da kippen Kühe um, werden Komparsen von Insekten angegriffen oder fallen Frösche vom Himmel. Mehr als ein Abfilmen von Hokuspokus auf hohem Niveau ist das nicht, es fehlen bedrohliche Gegner, Gefühl für Gefahr, Überraschungsmomente.“ (Cinema) DEL, HB

Robert Altman’s Last Radio Show USA 2006, R: Robert Altman, D: Garrison Keillor Meryl Streep / OmU

Der letzte Film eines Regisseurs vor seinem Tode bekommt immer eine ganz eigene Bedeutung. Und nicht jeder Filmemacher hat das Glück, mit einem gelungenen Werk abzutreten. Nun kommt Robert Altmans „A Prairie Home Companion“ (so der Originaltitel) in die deutschen Kinos. Dies ist ein sanfter, exzentrischer Ensemblefilm, der von nichts anderem erzählen will, als von der letzten Vorstellung einer altmodischen Radioshow. Altman war immer ein Regisseur, der versuchte, das Durcheinander des Lebens, das Überraschende, die Missgeschicke und unverhofften Glückmomente in seinen Filmen einzufangen, und so war diese live aufgeführte Radioshow für ihn eine wunderbare Spielwiese, auf der er sich noch einmal austoben konnte. Mit seinem übermütigen Blick auf das Skurrile zeigt er eine kleine Welt, die voller Leben ist. Wie in seinen großen Ensemblefilmen wechselt er wieder ständig zwischen den Filmfiguren, Geschichten und Stimmungen mit einer in jeder Minute des Films spürbaren Freude am so unordentlichen, traurigen, schönen, lächerlichen und erhabenen menschliche Dasein. Ein schöner Abschied von seinen Zuschauern ist ihm da gelungen. (hip) HB, HH

Robotic Angel Japan 2001, R: Shigeyuki Hayashi

„Basierend auf der hinlänglich bekannten Geschichte um die düsteren Machenschaften der Herrscher einer supermodernen Gesellschaft, aber auch auf einem bekannten Manga namens Metropolis von Osamu Tezuka aus den 40ern, gelang den Machern des Films ein zugleich spaßiges und allegorisches Meisterwerk. Zeichnerisch-formal perfekt umgesetzt überzeugt der Film durch das wissende Spiel mit Referenzen von Langs Metropolis bis zu Matrix, das sich in Stummfilmtricks wie Irisblenden und spannend choreografierten Verfolgungsjagden äußert.“ (taz) HH

S

Shooter USA 2007, R: Antoine Fuqua, D: Mark Wahlberg, Kate Mara

„Eine desillusionierter Ex-Scharfschütze der US-Marines wird von Geheimagenten für eine Mission rekrutiert, in deren Verlauf er den Sündenbock spielen und geopfert werden soll. Als er das Komplott durchschaut, setzt er sich mit allen Mitteln zur Wehr. Ein effektvoll, aber überpointiert inszenierter Film, dessen einzelgängerischer Held sich der Verschwörung der Mächtigen stellt, ohne jedoch deren neo-konservative Triebfedern wirklich zu hinterfragen.“ (filmdienst) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Shoppen Deutschland 2006 , R: Ralf Westhoff , D: Sebastian Weber, Anna Böger

„Komödie über einsame Großstadtsingles und eine Methode, sie zusammenzubringen: Speed Dating, bei dem den Teilnehmern nur fünf Minuten zum Kennenlernen bleiben. Trotz des oft beackerten Terrains der Partnersuche angesichts des Single-Überschusses gelingt dem Kinodebütanten eine lebensnahe und nahezu gleichberechtigte Darstellung von 18 Figuren, denen er bei aller genretypischen Vereinfachung mit Gespür und Witz auf den Grund zu gehen versucht. Auch dank der guten Darsteller ein hierzulande außergewöhnliches Vergnügen.“ (filmdienst) H, HB, HH, HL, OL

Sie sind ein schöner Mann Frankreich 2005, R: Isabelle Mergault, D: Michel Blanc, Medeea Marinescu

„Als dem chronisch schlecht gelaunten französischen Bauern Aymé die Ehefrau wegstirbt, verliert er weniger seine große Liebe als eine tüchtige Arbeitskraft. Da sich das Geschirr nicht von allein spült, schaltet er eine Heiratsvermittlerin ein, die ihn nach Rumänien schickt, um sich dort eine passende Kandidatin auszusuchen. Zurück kommt er mit der tatkräftigen Elena , deren Ehemotive nur zu Anfang rein finanzieller Natur sind. Rund vier Millionen Zuschauer haben das Regiedebüt der Schauspielerin Isabelle Mergault im vergangenen Jahr zu einer der großen Leinwandsensationen in Frankreich gemacht. Dabei zerspringt die Komödie nicht vor Originalität, hat aber so viel altmodischen Charme, dass man ihr das nicht allzu übel nehmen kann.“ (Der Spiegel) HB

Spider-Man 3 USA 2007, R: Sam Raimi, D: Tobey Maguire, Kirsten Dunst

„Venom, ein schwarzer, parasitärer Organismus aus dem All, und der Sandman haben Spider-Mans geliebte Mary Jane entführt. Aus der unschuldigen Perspektive der 30er Jahre, der Geburtsstunde der Superhelden, wirft Sam Raimi einen romantisch verklärten Blick auf ein idealisiertes Amerika mit aufrechten Superhelden und berechenbaren Superschurken. Das der Film dabei nicht peinlich wird, ist der offenkundigen Begeisterung Raimis für das altbackene Superheldengenre zu verdanken.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Stalker UdSSR 1979, R: Andrej Tarkowskij, D: Alexander Kaidanowskij, Antonio Solonzyn

“Drei Männer starten zu einer Expedition in die ,Zone‘, die irgendwo hinter einer verödeten Industrielandschaft liegt: Ein verlassener, verbotener Bezirk, in dem vor 20 Jahren ein Meteor oder ein Atomschlag niederging und aus dem Soldaten, die das Terrain erkunden sollten, nicht zurückkamen. Die Reise der drei verirrten Seelen ins Reich der Toten, in diese Endzeit-Landschaften, wo Raum und Zeit zerfließen, ist ein Psychotrip, eine Prüfung. Mit melancholischem Ernst entwirft Tarkowskij eine seiner spirituellen Phantasmagorien, in denen es um moralische, philosophische und religiöse Fragen geht. Die suggestive Kraft dieses Films liegt in seinen dichten, schönen Bildern und seinen satten, dunklen Farben, in seiner assoziationsreichen, sinnlichen Geräusch- und Musikkulisse, in seinem Pathos und seiner fast meditativen Ruhe.“ (Wolf Donner) H

Sunshine Großbritannien 2007, Danny Boyle, D: Cillian Murphy, Michelle Yeoh

„Weil die Sonne zu erlöschen und auf der Erde eine Eiszeit droht, reisen acht Astronauten durchs All, um den solaren Glutofen mit einer Superbombe wieder anzuheizen. Dabei haben sie mit zwischenmenschlichen Konflikten, tödlichen Unfällen und einem gespenstischen Saboteur zu kämpfen. Ein anfangs langweiliges und zunehmend konfuses Sci-Fi-Spektakel, das Regisseur Danny Boyle (‚28 Days Later‘) dramaturgisch nicht in den Griff bekommt.“ (tip) BHV, H, HB, HH, KI

T

Tanger – Die Legende einer Stadt Deutschland/Frankreich 1998, R: Peter Goedel, D: Armin Müller Stahl, Lisa Martino

„Im Mittelpunkt des Films: Tanger – das Tor Europas zu Afrika, mit dem legendären Ruf aus den 40er und 50er Jahren, als die Stadt als internationale Zone ein Tummelplatz verrückter Millionäre und berühmter Künstler war, ein Brennpunkt für Geheimagenten und Ganoven aller Art, ein Mekka der Spekulanten und Hasardeure, ein Eldorado der vergnügungssüchtigen Haute Volée. Der Film über diese „goldenen Jahre“ spürt in einer Art dokumentarischer Hommage dem Mythos dieser Stadt nach. Die Erinnerung bekannter und unbekannter Augenzeugen dieser legendären Jahre sind verwoben mit historischem Material und den Eindrücken von heute. All das ist verbunden durch die Geschichte eines ehemaligen Geheimdiplomaten, der aus einer Altersmelancholie heraus zum ersten Mal nach vier Jahrzehnten wieder die „weiße Stadt“ Tanger besucht. (Katalog Hof) HB

TMNT – Teenage Mutant Ninja Turtles USA 2007, R: Kevin Munroe

„Bei ihrem Comeback mittels Computer-Animationstechnik müssen sich die Ninja Turtles erstmal wieder zusammenraufen, bevor sie siegreich gegen Monster aus dem Weltall kämpfen können. In den Realfilmen Anfang der 90er entzückten die mutierten Kampfschildkröten mit drolligem Charme und kessem Dialogwitz, der bei ihnen beim ersten Abenteuer im virtuellen Raum leider weitgehend abhanden gekommen ist.“ (tip) H, HB, HH, HL, KI, OL

Triff die Robinsons USA 2007, R: Stephen J. Anderson

„Der zwölfjährige Tüftler Lewis trifft in der Zukunft seine neue Familie. Ein swingendes Frosch-Orchester; ein Hund, der Brille trägt, ‚weil die Versicherung nicht für Kontaktlinsen aufkommt‘; Hackbällchen-Gefechte und grandiose Frisuren: ‚Triff die Robinsons“ überschlägt sich regelrecht vor skurrilen Einfällen – eine Qualität, die der gefallene Trick-Gigant Disney lange vermissen ließ. Unter der Regie von Stephen J. Anderson (‚Bärenbrüder‘) entstand ein schräges Zeitreise-Spektakel, mit dem das angeschlagene Studio endlich wieder triumphiert. Denn während der letzte Pixar-Hit ‚Cars‘ vergleichsweise brav ausfiel, knüpfen Disneys ‚Robinsons‘ an den Anarcho-Charme von Pixars Superhelden-Parodie ‚Die Unglaublichen‘ an, nostalgische Anspielungen auf Klassiker wie ‚Metropolis‘ und James Bond inklusive. Ganz Kleine dürften sich bei diesem wahnwitzigen Familientreffen allerdings etwas verloren fühlen.“ (Cinema) H, HB, HH, HL, KI, OL

Twentynine Palms Frankreich/Deutschland 2003, R: Bruno Dumont, D: Yekaterina Golubeva, David Wissak

„Kalifornischer Wüstensand, Sex und späte Gewalt dominieren Bruno Dumonts „Twentynine Palms“, ein Road-movie der existenzialistischen Art: Ein Paar ohne persönliche Geschichte durchquert in einem Luxusgeländewagen das malerische Death Valley, um Sex auf heißen Steinen zu haben oder einander aggressiv anzuschweigen. Man ahnt: Gut geht das nicht aus. Wer im Kino gute Storys sucht, sollte diesen Film meiden, wer irritierende Atmosphärenmalerei zu schätzen weiß, wird hier dagegen gut bedient.“ (tip) HH

U

Unsichtbar – Zwischen zwei Welten USA 2007, R: David S. Goyer, D: Justin Chatwin, Margarita Levieva

Wie löst man einen Mordfall, wenn man selbst das Opfer ist? US-Remake eines schwedischen Mystery-Thrillers. Der Film erzählt von einem Teenager, der das Rätsel seines eigenen Verschwindens lösen muss. Nick, ein arroganter Streber, wird von den Kumpels seiner getriezten Mitschülerin Annie brutal verprügelt und im finstren Wald zurückgelassen. Während die Polizei nach ihm fahndet, wandelt er als Geist durch seine eigene Welt – so lange, bis sein Körper gefunden wird. Dumm nur, dass er dabei auf die Hilfe von Annie angewiesen ist. Hilfe könnten auch die jugendlichen Darsteller gebrauchen: in Form der einen oder anderen Stunde Schauspielunterricht. Regisseur Goyer gelingt überdies das Kunststück, seine prätentiöse Story so verschwurbelt zu erzählen, dass man sich unentwegt fragt: Warum das Ganze jetzt? Und darauf gibt es eigentlich nur eine Antwort: Keine Ahnung, aber wen interessiert’s?“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Uzumaki – Spiralen Japan, 2000, R: Akihiro Higuchinsky, D: Eriko Hatsune, Fhi Fan / Originalfassung mit Untertiteln

„In Japan liest jede/r Mangas und viele werden auch verfilmt. Nun hat sich der japanische Videokünstler Akihiro Higuchi für sein Filmdebüt eine der populärsten Bildergeschichten ausgesucht: Mit dem Grusel-Comic „Uzumaki“ gelang dem Zeichner Junji Ito 1998 der Durchbruch in der Szene. Aus dem Horror-Manga ist ein wirklich schräger Film geworden. Es geht um Spiralen. Hauptfigur ist die Schülerin Kirie. In ihrem kleinen Dorf sind immer mehr Bewohner fasziniert von Spiralformen, wie Nudeln oder Schnecken. Die Faszination geht so weit, dass sich Menschen in eingeschalteten Waschmaschinen umbringen. Und dann entdeckt Kirie auch noch einen spiralförmigen Leichnam - das kann nicht gut ausgehen.“ (taz) HH

V

Verführung einer Fremden USA 2007, R: James Foley, D: Halle Berry, Bruce Willis

„Eine New Yorker Reporterin, die aus Frustration ihren Job gekündigt hat, ermittelt nach der Ermordung einer Freundin auf eigene Faust im Privat- und Geschäftsleben eines führenden Werbefachmanns und kommt in Teufels Küche, als ihre Tarnung auffliegt. Solider Thriller, der mit einigen überraschenden Wendungen und routinierten Darstellern aufwartet.“ (filmdienst) BHV, H, HB, HH, KI

Vier Minuten Deutschland 2006, R: Chris Kraus, D: Hannah Herzsprung, Monica Bleibtreu Endlich traut sich ein deutscher Filmemacher, großen Kino zu machen. In „Vier Minuten“ passiert alles auf der grandiosen Bühne des Melodramas, ohne dabei je pathetisch oder lächerlich zu wirken. Die Figuren sind überlebensgroß, die Gefühlsausbrüche elementar, die Geschichte märchenhaft überhöht - dies ist eine Filmoper. Kein Wunder also, dass die Musik in ihr eine große Rolle spielt. Sie bringt die beiden Protagonistinnen zusammen und verstrickt sie bald in einen Zweikampf am Piano. Die Klavierlehrerin Traude Krüger gibt schon seit 60 Jahren Musikunterricht in einem Frauengefängnis, aber solch eine Gefangene wie die Jugendliche Jenny hat sie noch nie gesehen. Diese ist ruppig, unberechenbar und aufsässig, aber auch eine Virtuosin am Klavier. Alles an dieser 20jährigen Mörderin ist der alten Frau zuwider, aber den Verlockungen ihres außergewöhnlichen Talents kann sie nicht widerstehen, und so versucht sie die Widerspenstige zu zähmen und wird dabei selber aus der seelischen Versteinerung geweckt, in der sie fast ihr ganzes Leben lang gefangen war. (hip) H, HB, HH, HL

Vollidiot Deutschland 2007, R: Tobi Baumann, D: Oliver Pocher, Oliver Fleischer

„Wie im gleichnamigen Bestsellerroman des Humorschriftstellers Tommy Jaud kämpft hier ein junger Verlierertyp gegen die Tücken schöner Frauen und der modernen Singlewelt. Und weil Comedy-Haudegen Oliver Pocher die Hauptrolle des lustigen Weicheis Simon Peters spielt, gibt‘s in der Kinoversion Klamauk bis zum Abwinken. Regisseur Tobi Baumann (‚Der Wixxer‘) drückt nett aufs Tempo, Anke Engelke und Herbert Feuerstein halten freundlich ihr Gesicht in die Kamera, und Nena sowie Stefan Remmler singen im zum Film gehörigen Song gemeinsam mit Pocher eine Coverversion des schwedischen Mitpfeif-Hits ‚Young Folks‘ von Peter, Bjorn & John – in einer deutschen Version, die ‚Ich kann nix dafür‘ heißt.“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

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Das wahre Leben Deutschland 2006, R: Alain Gsponer, D: Ulrich Noethen, Katja Riemann

„Schon wieder eine unglückliche Familie! Bemerkenswert ist allerdings, mit welcher Anteilnahme und wie fies verschmitzt zugleich Regisseur Alain Gsponer das Malheur der Familie Spatz aufbereitet. Hier waltet keine Larmoyanz, Dialoge knallen wie Ohrfeigen, und die Schauspieler (auch Katja Riemann) agieren so wunderbar, dass es eine Freude ist. Vater Roland verliert seinen hoch dotierten Job. Mutter Sybille führt lustlos eine schicke Galerie. Sohn Charles lebt beim Bund seine Homosexualität aus. Und Nesthäkchen Linus jagt in seiner Freizeit Gegenstände in die Luft. Wie sich dieses Quartett (und ein paar Nebenfiguren) bis zum letzten Bild des Films gegenseitig fertigmacht, um dann (vielleicht?) aus Ruinen aufzuerstehen, hat großen Wiedererkennungswert. Und weil hier einer beim wahren Leben nachgeschaut hat, ohne daraus eine verspießte Lindenstraße zu machen, ist das obendrein ergötzlich anzusehen.“ (Cinema) H, HH

Die wilden Hühner und die Liebe Deutschland 2007, R: Vivian Naefe, D: Michelle von Treuberg, Paula Riemann

Die erste Liebe ist immer die schwierigste: Fünf Mädchen machen ihre Erfahrungen mit Trennungsschmerz und Eifersucht. In ihrem zweiten Kinofilm hadern Sprotte und die anderen Hühner mit verstärkten Hormonschüben. Die Tatsache, dass weibliche Wesen auch im frühen Alter gerne mal auf Chauvi-Macker abfahren und es dann bitter bereuen, wird ebenso thematisiert wie Eifersucht und, ja, Homosexualität. Ein lesbisches Mädchen als Co-Heldin eines Kinderfilms? Respekt!“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

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Das Zauberflugzeug Frankreich/Deutschland 2005, R: Cédric Kahn, D: Roméo Botzaris, Alicia Djemaï

„Ein magisches Flugzeug hilft einem Jungen über den Verlust seines Vaters hinweg. Die Mischung aus Alltagstragödie und fantastischem Märchen funktioniert zunächst ganz prima, denn Regisseur Cédric Kahn arbeiten mit Anspielungen und poetischen Symbolen, die unmissverständlich sind: Charlys Abenteuer zu Lande und über den Wolken sollen ihm helfen, über seinen entsetzlichen Verlust hinwegzukommen. Doch dann setzt der Film zur (Bruch-)Landung an – und kleidet seine Botschaft in kitschig-plumpe Szenen, die alle losen Fäden eilig zum Happy End verknüpfen. Aber womöglich muss man mit Kindern eine so eindeutige Sprache sprechen. Schließlich wurde die Geschichte für sie gedreht.“ (Cinema) H, HB, HH, OL