CDUler auf dem Highway to Hellgrün

Seit einem Jahr ist Christian Baldauf Chef der CDU in Rheinland-Pfalz. Der „Regierungslehrling“ (SPD) soll die nach dem Desaster bei den Landtagswahlen 2006 am Boden liegende Partei wieder auf Vordermann bringen und dem politischen Schwergewicht Kurt Beck (SPD) Tag für Tag auch als Fraktionsvorsitzender seiner Partei im Landtag Paroli bieten.

Gelungen ist das dem bald 40-jährigen Leichtgewicht aus Frankenthal kaum. Seine erste Rede als Fraktionschef im Landtag wurde auch von Parteifreunden als „katastrophal“ bewertet. Zu ungestüm im Angriff und ohne Respekt vor der Lebensleistung politischer Gegner redete sich der Volljurist erst einmal ins Abseits. Dort verharrte er wochenlang – auf der Suche nach Profil und neuen Themen.

Die Profilsuche dauert an. Im Vergleich mit Beck ist der wie ein ewiger Konfirmand aussehende Baldauf auf der Beliebtheitsskala keinen Schritt vorwärtsgekommen. Die letzte Umfrage des SWR belegt das, auch wenn seine Partei leicht zulegen konnte. Ein Thema aber hat er gefunden: die Energiepolitik. Da liegt er aktuell quer zu seinen Parteifreunden. Nicht nur den auch von der CDU im Mainzer Stadtparlament mitbeschlossenen Bau eines gigantischen Kohlekraftwerks am Rhein lehnt er aus Klimaschutzgründen ab, auch der Atomkraft steht der Familienvater und Fan von AC/DC inzwischen kritischer gegenüber.

Auf dem Landesparteitag der CDU am Sonnabend in Frankenthal forderte Baldauf von der Atomindustrie eine Klimaschutzabgabe zur Finanzierung der Forschung und Entwicklung neuer Energiequellen. Und Baldauf glaubt, dass der Atomausstieg nicht wieder „zurückgeschraubt“ werden könne, weil die Endlagerung nicht geklärt sei und auch die Uranvorräte endlich seien.

Christian Baldauf: Der grüne Schwarze? Der hellgrüne – höchstens. Denn Baldauf tritt aus Klimaschutzgründen auch für eine Verlängerung der Laufzeiten der AKWs in Deutschland ein. Nur so lasse sich der Übergang in ein „neues Energiezeitalter“ bewerkstelligen. Anlegen will er sich jetzt vor allem mit Bundesumweltminister Gabriel (SPD), der „lieber einen kleinen Eisbären adoptiere, als sich um die harten Themen wie die Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke“ zu kümmern. Gabriel müsse sich jetzt dieser Debatte stellen.

Die Delegierten auf dem Parteitag goutierten Baldaufs Kurs – und winkten seinen Personalvorschlag für das Amt des Generalsekretärs großzügig durch. Gestern schon war Baldauf dann wieder in seinem Wahlkreis – mit dem „Ohr am Volke“. Und abends gab es daheim wieder ordentlich was drauf: „Highway to hell!“

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT