Kunsthallen-Boom in Berlin

Klaus Wowereit spricht sich für temporäre Kunsthalle am Schlossplatz aus. Entscheidung über die Projekte „Kunstwolke“ oder „White Cube“ im Sommer. Auch dauerhafte Berliner Kunsthalle geplant

VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Berlin hat offenbar die Kunsthallen-Manie erfasst. Gleich zwei Ausstellungshallen für junge zeitgenössische Kunst hat gestern der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) konkrete Realisierungschancen prognostiziert.

Zum einen wird das Land das private Projekt einer temporären Kunsthalle auf dem Schlossplatz „nachdrücklich“ unterstützen. Über das Projekt, das bis zum Bau des Humboldtforums 2010 bestehen soll und für das sogar zwei Entwürfe vorliegen, will die Kulturverwaltung im Herbst entscheiden. Dies erklärte Wowereit, der auch für Kultur zuständig ist, gestern auf der Sitzung des Kulturausschusses.

Zum anderen kündigt er an, den Plan einer „dauerhaften“ Kunsthalle möglichst bis zum Jahr 2011 umsetzen zu wollen. Für dieses landeseigene Projekt soll jetzt ein Standort gesucht und eine Machbarkeitsstudie erstellt werden. Danach sollen die Kosten und das Konzept geklärt werden. Wowereit machte deutlich, dass Berlin ein Haus für die junge Kunst benötige.

Um die privat organisierte, temporäre Kunsthalle am Schlossplatz konkurrieren gleich zwei Initiativen: Das Berliner Architekturbüro Graft hat einen Entwurf für ein 22 Meter hohes und 1.000 Quadratmeter großes wellenförmiges Bauwerk – die „Kunstwolke“ genannt – vorgelegt. Dagegen will die Initiative „White Cube“ eine eingeschossige Halle bauen. Diese Kunstkiste soll rund 850.000 Euro kosten. Graft hat noch keine Kostenpläne vorgelegt. Beide Projekte werden von Sponsoren unterstützt.

Nach Auskunft Wowereits sollen die Initiativen bis zum 20. August 2007 ihre Konzepte dem Senat vorlegen. „Dann haben wir eine Entscheidungsgrundlage für die Planung, die Kosten, den Betrieb und den Rückbau“, so der Regierende. Bis zum Herbst werde dann ein Projekt ausgewählt, für das das Land das Grundstück zur Verfügung stellt. Wowereit: „Wir haben das Ziel, die temporäre Kunsthalle auf den Schlossplatz zu verwirklichen.“ Wowereit schloss noch einmal jede öffentliche Beteiligung aus. Auch sei klar, dass mit dem Bau des Humboldtforums die Kunsthalle wieder verschwinden müsse.

Während die Fraktionen von SPD, Linkspartei, Grüne und FDP die temporäre Kunsthalle unterstützen wollen, forderte der CDU-Kulturexperte Uwe Lehmann-Brauns den Senat auf, sich auf das „dauerhafte Kunsthallenprojekt zu konzentrieren“. Auch die zur Anhörung eingeladene Akademie der Künste äußerte sich kritisch zum temporären Projekt. Im Vordergrund müssten die Klärung der Betriebskosten und das inhaltliche Konzept stehen, sagte der Leiter der Abteilung Bildende Künste, Robert Kudielka. Mehr als ein Provisorium brauche Berlin aber den ständigen Ort zur Präsentation aktueller Kunst. Auch Eugen Blume vom Museum für Gegenwart im Hamburger Bahnhof forderte, sich für eine ständige Kunsthalle vehementer zu engagieren. Zudem müsse die Zusammenarbeit mit bestehenden Kunsthäusern wie dem Bethanien und den Kunst-Werken gesucht werden.