schwabinger krawall: ausgehungert von MICHAEL SAILER
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Kurz nach der Starkbierzeit ist die Jacqueline zum ersten Mal mit der „Fettleibigkeit“ dahergekommen: dass man die zum Beispiel vom Saufen kriegen kann. Da hat sich der Jackie nichts gedacht, bloß dass Hasen von so was halt gern reden. Dann hat sie immer wieder damit angefangen, und da hat sich der Jackie auch nicht groß was gedacht, aber wie sie gesagt hat, dass das irgendwann auf die Libido gehe, ist er hellhörig geworden und hat den Hubsi gefragt. Das sei ein Schmarrn, hat der Hubsi gesagt, das sehe man ja am Otti Fischer und diesen Leuten, die rammeln, was geht, Libido hin oder her.

Aber dann ist die Jacqueline massiv geworden und hat gesagt, mit seiner derzeitigen Wampe nehme sie den Jackie auf keinen Fall mit zur Maifeier von der Werbeagentur, weil sich da erfahrungsgemäß irgendwann alle nackig machen, und dann stehe sie sauber da. Er solle ihretwegen zum Renato gehen und seinen Bauch unter den Tisch hängen, oder in die „Schranne“, wo sowieso alles nach Fett stinke, aber jedenfalls ohne sie. Da hat der Jackie gedacht, dass die Jacqueline wahrscheinlich ihre Tage kriegt, hat sich ein Bier aufgemacht und gesagt, sie solle ihm den Schuh aufblasen mit ihrem Ministrationsstress.

Aber wie die Jacqueline weg war und auch die nächsten zwei Tage ausgeblieben ist, war der Jackie doch besorgt, ist zum Renato, hat sich drei Caipi reingeschraubt und dann den Hubsi gesucht, ihn aber erst nach eins in der „Schranne“ gefunden, und weil beide da schon einen ziemlichen Dampf gehabt haben von den ganzen Cocktails und dem Bier gegen den Durst von dem Süßzeug, ist ihm nicht mehr eingefallen, was eigentlich war, erst nach der dritten Thai-Ölpfanne, und da hat er den Hubsi gefragt, ob das nicht doch sein kann mit dem Bauch und der Libido, weil er auch ehrlich gesagt schon seit Wochen keinen richtigen Bock mehr auf die Hasen habe.

Der Hubsi hat gemeint, rein theoretisch sei das wohl möglich, und wenn er partout abnehmen wolle, solle er aber bloß nicht mit Hunger und Fitnessgehopse anfangen, das sei komplett sinnlos. Da habe er das Fett hinterher in Nullkommanix doppelt und dreifach drauf. Speed und Koks seien auch nicht das Wahre, da werde er paranoid und kriege sowieso keinen mehr hoch. Aber es gebe eine Hundertpro-Methode: Sechs Wochen lang nur Grapefruits und hartgekochte Eier und keinen Schluck Bier, höchstens kiffen. Da stelle sich der ganze Stoffwechsel um, und libidomäßig haue es ihm mächtig den Vogel raus, schon wegen den Eiern.

Vier Tage später ist die Jacqueline zurückgekommen und hat geplärrt, dass es in der Wohnung stinke wie in einer Kloake, dass der Jackie breit sei wie die Leopoldstraße, dass er selber auch stinke wie eine Kloake und aussehe wie ein vor vierzehn Tagen überfahrener Igel und dass sie jetzt endgültig die Schnauze voll habe. Wie der Jackie versucht hat, ihr seinen geschrumpften Bauch zu zeigen, und was von seiner Libido sagen wollte, hat sie geschrien und ist davongerannt.

Und da hat der Jackie gemerkt, dass ihm was fehlt, ist zur Tankstelle, hat sich fünfzehn Schokoriegel und drei Tüten Chips gekauft und zehn Bier gegen den Durst von dem Süßzeug und dem Salz. Und der Rest war ihm erst mal wurst.