Lichtblick will Nummer fünf sein

Hinter den vier großen Stromkonzernen möchte die Ökostromfirma Lichtblick die Nummer fünf auf dem Energiemarkt werden. Und nutzt die „Bild“-Zeitung für den Vertrieb

BERLIN taz ■ Die Firma Lichtblick kann eine spektakuläre Kooperation vermelden: Ab sofort vertreibt die Bild-Zeitung – Eigenwerbung: „Europas größte Tageszeitung“ – Ökostrom des Hamburger Unternehmens. „Die ‚Bild‘-Zeitung möchte bis zum Jahresende drei Millionen Tonnen Kohlendioxid einsparen, da sind wir der richtige Partner“, sagt Gero Lücking, Prokurist bei Lichtblick. Den Ökostrom bieten bereits auch die Post, der Otto-Versand und Tschibo an.

Tatsächlich bescheren solche Vertriebswege bislang ungeahntes Wachstum. Vermeldete Lichtblick im April noch stolz, den Kundenstamm auf 250.000 Haushalte angehoben zu haben, so sind vier Wochen später bereits 260.000 Kunden registriert. „Wenn der Trend so anhält, können wir unser Jahresendziel von 300.000 Kunden deutlich nach oben korrigieren“, so Lücking. 20.000 mehr seien durchaus realistisch. Stellt sich die Frage, ob den Ökostromern irgendwann die Strommenge ausgeht. Lichtblickstrom ist zwar zu einhundert Prozent grüner Strom aus Biomasse, Wasserkraft und anderen regenerativen Quellen. Er darf aber nach EU-Vorschriften nicht über das Erneuerbare Energiengesetz (EEG) gefördert werden. Ausgenommen sind davon etwa zehn Prozent – jener Anteil, den per Gesetz alle Stromanbieter in ihrem Strommix haben müssen.

„Wir haben dennoch kein Problem“, sagt Lücking. So beziehe Lichblick seinen Strom aus Wasserkraftwerken in Österreich oder Norwegen beziehungsweise aus Biomasse-Anlagen in Deutschland, die so groß sind, dass das EEG nicht mehr greift. „Und natürlich untermauern wir unsere Kundenprognosen mit entsprechenden Liefervertragsverhandlungen“, so Lücking.

Gegründet wurde Lichtblick 1998 von der Hamburger Unternehmerfamilie Saalfeld, die heute 77 Prozent der Anteile hält. 10 Prozent teilen sich die Geschäftsführer, „den Rest halten Geschäftsfreunde“, erklärt Lücking. Ein Jahr später – die Liberalisierung der Strommärkte machte es möglich – begann die Firma mit sieben Mitarbeitern – und acht Haushaltskunden. Schon im ersten Jahr wollte die Firma 200.000 Kunden akquirieren, die Zahl stützen die Unternehmer auf Umfragen und Marktanalysen. Die erwiesen sich allerdings als wesentlich zu optimistisch: Viele Stromnutzer ließen ihrer Absichtserklärung, wechseln zu wollen, keine Taten folgen. Im Oktober 2003 wurde der 100.000ste Kunde begrüßt, im Juli letzten Jahres der 200.000ste. Lücking: „2005 hat Lichtblick zum ersten Mal eine schwarze Null geschrieben.“ Seitdem verdient Lichtblick Geld.

Mit Naturstrom (11.000 Kunden), Greenenergy (60.000 Kunden) und den Elektrizitätswerken Schönau (knapp 40.000 Kunden) gibt es noch drei andere Anbieter von Ökostrom. Branchenführer Lichtblick ist allerdings der Konkurrenz weit enteilt: Mittlerweile hat es der Lichtblick auf den Umsatz-Platz 21 unter den 900 deutschen Stromanbietern gebracht. Prokurist Lücking: „Unser mittelfristiges Ziel für die nächsten Jahre sind zwei Millionen Privatkunden und ein entsprechender Absatz im Sondervertragskundenbereich –rund sechs Milliarden Kilowattstunden. Damit werden wir die Nummer fünf im deutschen Strommarkt nach den international agierenden Konzernen Eon, RWE, EnBW und Vattenfall.“ Ob das in 5, 7 oder noch mehr Jahren eingelöst wird, hängt neuerdings auch von den Bild-Zeitungslesern ab. NICK REIMER

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