WAS MACHEN EIGENTLICH ...… Rolando Villazón?
: Schweigen

Eine Superidee: Am heutigen Samstag gibt es „Oper für alle“ mitten auf dem Bebelplatz. „Manon“ von Jules Massenet wird in der Staatsoper aufgeführt und fürs Volk auf Großleinwand auf den Platz nebenan übertragen. Solche Events liebt der Berliner: in der Masse Hochkultur genießen – mit Tombola und Alfred Biolek als Moderator. Das gibt es nur in der Hauptstadt.

Daniel Barenboim dirigiert das Werk, Anna Netrebko, der Star unter den derzeitigen Diven, singt und spielt Manon Lescaut. Die Titelheldin ist ein Mädchen vom Lande, das seinen Liebhaber opfert, um nach oben zu kommen. Aus solchem Stoff sind Opern gemacht. Die Frau – eine Schlange.

Das Opfer ihrer Liebe heißt Chevalier des Grieux. Rolando Villazón aus Mexiko sang ihn bei der Premiere. Die Presse überschlug sich: „Villazón, der derzeit führende Latin Lover der Oper, setzt seine flammende Tenorstimme ein“ (SZ), „Sein Singen quillt ihm aus Kehle und Seele zugleich“ (Morgenpost), „Gehen Sie betteln, stehlen oder borgen, um noch eine Karte für die restlos ausverkauften Vorstellungen zu ergattern“ (MOZ).

Klauen muss nun niemand: Auf dem Bebelplatz ist alles umsonst. Aber ein Problem gibt es doch: Rolando Villazón ist krank. Ihn ersetzt Fernando Portari. Der ist in Rio de Janeiro geboren und von daher sicher auch feuriger Natur. Dass die Puristen unter den Opernliebhabern um ihr Traumpaar betrogen sind, stört auf dem Rummel vor der Tür bestimmt niemanden. WS FOTO: AP