Untergang einer Jacht

Obwohl sie mit 270 Millionen US-Dollar das meiste Geld zur Verfügung hatte, scheitert die amerikanische Crew beim Rennen um den America’s Cup vorzeitig

VALENCIA/BERLIN taz ■ Die amerikanischen Segelfreunde waren „not amused“, als sie vom Ausscheiden ihres schnittigen Einmasters vor der Küste von Valencia hörten. Die Jacht, die den Namen eines deutschen Automobilherstellers und einer amerikanischen Softwarefirma trägt, hatte gegen das italienische Schnellboot „Luna Rossa“ nicht den Hauch einer Chance. Im Halbfinale der Herausforderer gab es insgesamt sechs Rennen; die Italiener gewannen fünf davon. Das ist ein Debakel für die ambitiösen US-Matrosen, denn seit 1983 schipperte stets ein amerikanisches Boot ins Finale des Louis-Vuitton-Cups – der Gewinner dieser Trophäe darf ab dem 23. Juni mit der Schweizer Jacht „Alinghi“ um den America’s Cup kämpfen.

270 Millionen Dollar hat der schwerreiche Segelfreund Larry Ellison in Ausrüstung, Crew und Boote gesteckt, doch es wurde nichts mit dem Titel. „Das ist definitiv nicht das Ergebnis, mit dem wir gerechnet haben“, sagte Ellison nach den schmachvollen Törns; beim letzten Ausflug hatte er sich wieder selbst eingeschifft, um zu überwachen, ob die Segel auch ordentlich im Wind stehen, ob der Mann an der Winde ordentlich kurbelt und die Halsen halsbrecherisch genug sind. „Wenigstens haben wir nie aufgegeben“, sagte er im Stile eines Marines. Ellison ließ im Vorfeld der entscheidenden Seeschlacht wahrlich nichts unversucht. Der Chef der sogenannten „Kampagne“, zugleich der Steuermann, Chris Dickson, wurde an Land zurückgelassen; der 44 Jahre alte Neuseeländer erlebte den Untergang seines Teams am TV mit. Für ihn drehte der Däne Sten Mohr am Steuer, als Skipper agierte nun Gavin Brady – allein es brachte nichts. Gefragt, was sein Team habe vermissen lassen, bellte Dickson nur: „Siege!“ Etwas differenzierter betrachtete der deutsche Segelexperte Jochen Schümann die Lage. „Sie hatten offensichtlich mit zu vielen mentalen Problemen zu kämpfen“, sagte „Alinghis“ Sportdirektor, „das passiert leicht, wenn ein Mann fast alle Verantwortung alleine trägt.“

Während die Italiener bereits den Einzug in das Finale um den Louis-Vuitton-Cup feiern, muss der zweimalige Cup-Sieger Neuseeland nochmals auf hohe See hinaus. Außenseiter „Desafío Español“ erzwang mit dem zweiten Sieg die Fortsetzung des Duells. Die Crew war 15 Sekunden schneller im Ziel als die „NZL 92“. Das siebte Duell findet heute statt. Es steht bei maximal neun Wettfahrten 4:2 für die favorisierten Neuseeländer. MV