Kongo verscherbelt seine Diamanten

Regierung erhält Kredit für bankrotten Diamantenkonzern und vergibt Lizenzen zur Förderung als Sicherheit

BERLIN taz ■ Die gewählte Regierung der Demokratischen Republik Kongo ist im Begriff, einen erneuten gigantischen Ausverkauf der Mineralienreichtümer des Landes zu begehen. Sie hat auf Bergbaulizenzen für Diamanten in den Kasai-Provinzen, wichtigster Devisenbringer des Landes, eine Hypothek bei der privaten Bank „Rawbank“ für die im Vergleich geringe Kreditsumme von 11 Millionen Dollar aufgenommen. Nach Angaben des staatlichen Diamantenkonzerns Miba, der die Konzessionen hält, geht es um zwei Titel mit dem doppelten Wert des Kredits.

Wie kongolesische Medien am Montag berichteten, könnten die Lizenzen schon am 25. Juni an die Rawbank fallen – an dem Termin ist die erste Rate fällig. Die Miba-Leitung bestritt dies gestern und sagte, die Raten würden automatisch dem Staatshaushalt entnommen. Diese Art von Finanzspritze aber wird von Kongos Gebern nicht gern gesehen.

Der Kongo ist hinter Botswana und Australien der drittgrößte Diamantenproduzent der Welt und liefert unter normalen Bedingungen über ein Fünftel der Weltproduktion. Die Exporterlöse davon brachten dem Kongo in den letzten sechs Jahren über drei Milliarden Dollar. Die meisten Diamanten werden von Schürfern per Hand gefördert, aber die zukunftsträchtige industrielle Diamantenproduktion konzentriert sich in den riesigen Bergbaukonzessionen der „Minière du Bakwanga“ (Miba) um die Millionnstadt Mbuji-Mayi im Zentrum des Landes. Die Miba gehört zu 80 Prozent dem Staat und zu 20 Prozent der belgischen Sibeka, die kürzlich von der südafrikanischen Mwana Africa gekauft worden ist.

Seit dem offiziellen Ende des Kongokrieges 2003 hofft das Land auf einen Aufschwung des Diamantenexports als Motor seiner wirtschaftlichen Gesundung. Die Miba-Exporte stiegen rasch an, auf 7,2 Millionen Karat 2004. Doch danach sanken sie wieder, und seit den Wahlen im Juni 2006, die von den in Mbuji-Mayi starken politischen Kräften boykottiert wurden, ist die Produktion eingebrochen. Im Jahr 2006 förderte die Miba nur noch 2,8 Millionen Karat, und 2007 beschränkt sich die Förderung bisher auf je 100.000 Karat in den Monaten Januar und Februar. Weite Teile der Miba-Konzession sind Kriegsgebiet zwischen Armee und bewaffneten Milizen informeller Diamantenschürfer. Die Miba-Angestellten werden seit Monaten nicht bezahlt.

Vor zwei Wochen entließ Kongos Regierung die Miba-Leitung unter Gustave Luabeya als ersten Schritt zur Sanierung. Davor hatte sie aber bereits den Skandalkredit mit der Rawbank vereinbart. Die vereinbarte Kreditsumme von 11 Millionen Dollar steht in keinem Verhältnis zum kurzfristigen Finanzbedarf der faktisch bankrotten Miba, den Experten auf 75 Millionen Dollar schätzen, oder zum Wert eines der größten noch nicht vollständig erschlossenen Diamantengebiete der Erde. Die 2002 gegründete Rawbank ist eine der größten privaten Banken des Kongo und gehört der seit drei Generationen im Kongo ansässigen indischstämmigen Familie Rawji, die in zahlreichen Handelssektoren des Landes tätig ist.

DOMINIC JOHNSON