Schimmelreiters Wiederkunft

„Wohin des Wegs, Herr Schimmelreiter?“Der alte Deichgraf weicht verstört. Doch der Befragte reitet weiter, als hätte er ihn nicht gehört.

Der Deichgraf wendet sich zur Düne, als ihm erneut der Atem stockt. Geritten kommt der nächste Hüne, grad wie der erste grünberockt.

Der Graf, um Unheil abzuwenden, läuft prüfend gleich zu seinem Deich, greift in die Warften mit den Händen und schaudert, denn der Deich ist weich.

Und plötzlich kommen auch noch Schimmelwie Pegasus mit Flügeln dran laut dröhnend oben aus dem Himmel und machen unsern Deichgraf an.

Was er im Sperrbezirk da suche, wird ihm von oben zugezischt. Der Flugwind schlägt sehr laut zu Buche,die Ostsee türmt sich auf zur Gischt.

„Ich ahne Unheil“, ruft der Alte den Fremden seine Meinung zu. Die aber schreien als geballte Entgegnung: „Unheil Alter? Dann wohl du!“

Schon haben sie ihn wie mit Kraken aus ihres Flughunds Bauch gepackt, und wie der Stör am Angelhaken wird er von oben eingesackt.

Der Deichgraf fühlt das nahe Ende, nie sah er solche Übermacht in seinem heiligen Gelände. Und in der Dünung wird es Nacht.

Er fällt in schwere Träume nieder, in denen wimmelt es von Hai’n. Da wächst in ihm die Hoffnung wieder, ein Hai scheint Hauke Haien zu sein!

Ja der! Aus Theo Storms Novelle! Der aus der Quarta bei Herrn Buch! Ist endlich aktuell zur Stelle, beendend diesen bösen Fluch.

Er hebt sich aus den Ostseefluten, setzt an zu unerhörter Pirsch, wo keine Häscher ihn vermuten –als Ramm-, als Damm-, als Schimmelhirsch!

Es senkt sein Haupt der 18-Ender, ratscht einmal quer durchs Tagungsbeet. Dann schweigen alle Fernsehsender, fast so wie es beim Dichter steht.

„Die Süntflut war’s, um Mensch und Tiere zu verschlingen...“ Jetzt aber zu Hartz IV und andren schlimmen Dingen... Reinhard Umbach