wie al-baradei im atomstreit mit dem iran nach einem ausweg sucht
: Auf den Spuren von Hans Blix

Mohammed al-Baradei, der Generalsekretär der Internationalen Atombehörde, hat einen Vorschlag gemacht: es sei besser, Iran die derzeitigen Errungenschaften bei der Urananreicherung zu lassen, als auf einen vollständigen Stopp zu dringen. Mit seinem Vorstoß erinnert er ein wenig an Hans Blix, der vor dem Irakkrieg versuchte, den Streit um das irakische Atomprogramm zu schlichten. Hans Blix wurde damals für seine offenen Worte gerügt. Heute heißt es nun aus Washington, al-Baradeis Vorschlag sei „nicht hilfreich“. Warum nicht? Weil die USA, genau wie damals, ihren aggressiven Kurs ungestört fortsetzen wollen.

Es ist absurd: Inzwischen ist Washington zwar bereit, mit dem „Schurkenstaat“ Iran direkt zu verhandeln – aber nur über den Irak! Diese seltsame Logik erscheint nur dann plausibel, wenn die Vermutung zutrifft, dass eine Lösung im Atomstreit mit Teheran derzeit gar nicht erwünscht ist. Selbstverständlich wollen die USA verhindern, dass der Iran Atommacht wird. Aber sie verfolgen offenbar Ziele, die weit darüber hinausgehen: den Sturz des Teheraner Regimes etwa, um die Kontrolle über die gesamte Region zu erlangen.

Es sind exakt die gleichen Ziele, die Washington schon im Konflikt mit dem Irak angestrebt hat. Zwar hat diese Strategie nicht, wie erhofft, den Irak in ein demokratisches Musterland und Vorbild für die gesamte Region verwandelt. Doch zu einem Umdenken hat dieses Scheitern nicht geführt.

Dabei herrschen im Konflikt mit dem Iran für die USA heute weit ungünstigere Bedingungen als damals im Irak. Sicher würde die überwiegende Mehrheit der Iraner mehr Demokratie begrüßen. Aber sie braucht nur in ihre Nachbarländer schauen, nach Afghanistan und in den Irak, um zu wissen, was ihnen durch einen gewaltsamen Sturz des Regimes von außen blühen würde. Dagegen würden die meisten dann doch Ahmadinedschad den Vorzug geben: als das kleinere Übel. Statt langjährigen Terror und Krieg zu riskieren, würde sich die Mehrheit im Ernstfall hinter das Regime stellen. So gesehen, nützt die amerikanische Politik nur den „Schurken“ in Teheran. BAHMAN NIRUMAND