Verstärkung für Walschützer

Vor der Tagung der Internationalen Walfangkommission organisieren die Gegner des Walfangs Unterstützung, um eine Niederlage wie im Vorjahr zu verhindern

STOCKHOLM taz ■ Anthony Hopkins mag in seiner Rolle als psychopathischer Dr. Hannibal Lecter auf Menschenfleisch stehen. Wal aber kommt ihm nicht auf den Tisch. Sein Nein zum Walfang verkündet der Schauspieler gerade in zwei Greenpeace-Werbefilmen im US-Fernsehen. Und er liegt damit im Trend. Für die Walschützer war die Abstimmungsniederlage auf der letztjährigen Tagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) ein Ansporn, ihre PR-Kampagnen auszuweiten und die Reihen zu stärken. Damals hatte eine Einstimmenmehrheit einen Antrag Japans unterstützt und das seit einem Vierteljahrhundert bestehende Walfangmoratorium als „nicht mehr notwendig“ bezeichnet.

So etwas soll sich auf der diesjährigen IWC-Tagung, die ab Montag in Anchorage (Alaska) stattfinden wird, nicht wiederholen. Um das sicherzustellen, übernahmen die Walschützer das Rezept der Walfangnationen und warben Neumitglieder, die in der IWC ihre Fraktion verstärken sollen. So traten Israel, Zypern, Kroatien, Slowenien und in der vergangenen Woche schnell auch noch Griechenland als Neumitglieder und ausgewiesene Gegner der Waljagd der Kommission bei. Die Walfangnationen Japan, Norwegen und Island konnten hingegen anders als in den letzten Jahren offenbar keine neuen Karibikinseln und bedürftigen Südseezwergstaaten mehr auftreiben, um ihre Reihen aufzufüllen.

Dabei war selbst der Abstimmungserfolg des letzten Jahres nur ein symbolischer Sieg – auch wenn einige Umwelt- und Walschutzorganisationen in dramatischen Worten den Anfang vom Endes des Walschutzes an die Wand malten. Dass das Thema Waljagd erfahrungsgemäß gut für die Mitglieder- und Spendenbilanz ist, mag dabei nicht unwichtig gewesen sein.

Für eine Aufhebung des Walfangmoratoriums wäre nämlich eine Zweidrittelmehrheit in der IWC notwendig. Und die war und ist weit und breit nicht in Sicht. Doch weil Japan & Co selbst mit einfachen Mehrheiten Stolpersteine auslegen können, wenn es um die Ausweisung von Schutzgebieten oder den Walfang indigener Völker geht, war andererseits auch der vor allem von Großbritannien initiierte Feldzug zur Anwerbung neuer IWC-Mitgliedsstaaten nicht sinnlos. Der WWF rief vor Beginn der Sitzung dazu auf, die „Machtspiele“ zu beenden und zur inhaltlichen Arbeit für den Walschutz zurückzukehren. REINHARD WOLFF