Viktoriabarsch-Studis

G 8 wegbassen

Es war einer dieser ersten Sommergesprächsabende. Im Halbdunkel mit Rotwein. Nur, dass wir eigentlich noch nicht so richtig begriffen hatten, dass Sommer ist. An diesem Abend sagte D. zu K., dass er zu dieser großen G-8-Strand-Technoparty wolle und ob K. nicht mitkommen wolle. Wir hörten interessiert zu, als D. von all den kleinen Partyveranstaltergruppen erzählte, die sich zusammengeschlossen hätten, um mit großen Lautsprechern und bunten Scheinwerfern an die Ostsee zu fahren, zum „Rave against the machine“ am Gipfelsonntag.

K. schluckte und fragte D., ob er überhaupt wisse, wo er da hinwolle und wie viel Polizei dort sei und ob er sich vorstellen könne, was für ein Aggressionspotenzial dort herrsche. D. duckte sich etwas und hielt sich am langen Stiel des Rotweinglases fest, während K. fast wütend wurde: „Es macht mir ein wenig Sorgen, dass Leute dort zum Raven hinfahren, ohne zu wissen, was ein paar Kilometer weiter entschieden wird.“ P. mischte sich ein und sagte, das sei doch gut. Hauptsache, viele seien da, egal ob zum Tanzen oder zum Transparente-Hochhalten. D.s schlechtes Gewissen wurde sichtlich weniger.

„Nee“, fand K. gleich, „das ist überhaupt nicht gut und überhaupt. Das ist fast so schlimm wie die Studenten aus deiner WG, die nicht wissen, wer Rudi Dutschke war. Ich mein, hallo!“ Ein allgemeines Studenten-ablehn-Geraune ging durch den Raum. Darauf konnte man sich schnell einigen. „Also, ich weiß von dieser Gruppe von Mädels, die nach Heiligendamm fährt. Die wollen sich alle verkleiden. Als Viktoriabarsch oder so“, erzählte P. „Na, das ist ja lustig“, befand K., und D. überlegte, wo da der Zusammenhang besteht zwischen Fisch und Techno und Politik. LAURA EWERT