Wowereit darf nicht mehr heizen

Im nächsten Jahr will der Senat seine Dienstwagenflotte auf CO2-ärmere Modelle umstellen. Auch der 450-PS-Audi des Regierenden müsste weg. Das Parlament fordert die Ökoinitiative seit langem

VON ULRICH SCHULTE

Wenn Klaus Wowereit vorfährt, ist das ein dynamischer Anblick: Der Regierende lässt sich in einem Audi A8 12-Zylinder mit 450 PS durch die Stadt kutschieren. Vielleicht muss er im nächsten Jahr mit einem bescheideneren Gefährt auskommen. Die Dienstwagenflotte werde „im Rahmen der turnusmäßigen Erneuerung“ auf CO2-ärmere Modelle umgestellt, kündigte Benjamin Hoff, Staatssekretär in der Umweltverwaltung, in der Antwort auf eine Anfrage der Grünen an. „Die Dienstwagen werden in der Regel für ein Jahr geleast, so dass innerhalb des kommenden Jahres zahlreiche Dienstwagen ersetzt werden können.“

So werde zum Beispiel die Eignung des Hybridwagens Toyota Prius geprüft, so Hoff. Auch würden vermehrt Erdgasfahrzeuge angeschafft. Ebenso beeindruckend wie unzeitgemäß sind nämlich Spritverbrauch (Stadtverkehr: 20,7 Liter) und CO2-Ausstoß (334 Gramm pro Kilometer) der Wowereit’schen Karosse.

Und nicht nur der Regierungschef setzt sich in Spritschlucker. Für SenatorInnen und StaatssekretärInnen stehen zum Beispiel fünf Audi A 6 3.0 (Stadtverkehr: 12 Liter, CO2-Ausstoß: 312 g/km) und vier Mercedes E 200 (Stadtverkehr: 12 Liter, CO2-Ausstoß: 220 g/km) bereit. Diese peinlichen Werte musste der Senat im März nach einer anderen parlamentarischen Anfrage herausrücken. Zum Vergleich: Ein Durchschnittsneuwagen bläst rund 160 Gramm des Treibhausgases pro Kilometer in die Luft.

Die Ökoinitiative kommt spät. Bereits Ende 2005 hatte das Parlament den Senat dazu aufgefordert, ab dem Jahr 2007 nur noch spritsparende Autos für öffentliche Einrichtungen anzuschaffen – Richtwert sei ein Verbrauch von unter 6,5 Litern in der Stadt, ab 2009 sogar nur noch 5,5 Liter, hieß es in dem Antrag. Passiert ist nichts. Und auch jetzt haben die Experten der Umweltverwaltung erst mal einen „Leitfaden für die Beschaffung unter Kriterien der Energieeffizienz und des Klimaschutzes“ in Auftrag gegeben – dabei könnten sie einfach in der Motorpresse blättern.

Beim vom Parlament geforderten Spritverbrauch ist Hoff skeptisch: „Aufgrund des unzureichenden Angebotes der Automobilindustrie kann das Verbrauchsziel derzeit nicht im vollen Umfang umgesetzt werden.“ Zur Prüfung des Hybridwagens merkt er kritisch an, dieser sei „im Vergleich zu den bisherigen Dienstwagen“ deutlich kleiner.