heute in bremen
: „Kinder wollen lernen“

Auf dem Ganztagsschul-Kongress spricht Alfred Hinz über selbstbestimmtes Lernen

taz: Herr Hinz, Sie waren Rektor der Bodenseeschule in Friedrichshafen. Dort wird selbstbestimmt gelernt. Geht das überhaupt: selbstbestimmtes Lernen an einer Schule?

Alfred Hinz, Rektor i. R. der Bodenseeschule Friedrichshafen: Sehr wohl! Maria Montessori sagte: „Kinder wollen lernen, nichts als lernen.“ Man muss den Kindern nur das passende Umfeld dafür schaffen.

Ist das so einfach? Tausende Lehrerinnen und Lehrer versuchen das täglich vergebens.

Vielleicht sind die noch der Belehrungsschule des 19. Jahrhunderts verhaftet.

In der vorne jemand steht und doziert ...

... wir haben an der Bodenseeschule damit gebrochen, indem wir die Fächer abgeschafft haben. Unterrichtet wird interdisziplinär nach Themen. Etwa „Rom, die Römer und unsere Heimat“. Ganz wichtig ist die freie Stillarbeit – das Lernen in einer vorbereiteten Umgebung, wie Montessori es nannte. Die Schüler bestimmen ihre Lernart, das Thema und ihren Partner selbst.

Was ist die Idee hinter dem selbstbestimmten Lernen?

Wenn einer ja sagt zu einem Thema, dann ist der Effekt dreimal so groß wie beim fremdbestimmten Lernen.

Was ist die „Mittagsfreizeit“ an der Bodenseeschule?

Da geht es um das soziale Miteinander. Jemand ist für die Milchbar zuständig, die Großen bringen die Kleinen zum Bus – alles selbstbestimmt von den Schülern. Soziales Lernen darf nicht mit Tafel und Kreide passieren, das muss ganz handfest erlernt werden. Fragen: fez

Bremer Ganztag, ab 11 Uhr, Haus der Bürgerschaft, Vortrag von Alfred Hinz um 14 Uhr