Betr.: kinotaz nord

A

Abbitte Großbritannien 2007, R: Joe Wright, D: Keira Knightley, James McAvoy

„England 1935: Die 13-jährige, phantasiebegabte Briony beobachtet in ihrem wohlhabenden Elternhaus Liebesszenen zwischen ihrer Schwester Cecilia und dem Sohn der Haushälterin, Robbie, die sie nicht versteht. Unterstützt von naiven schriftstellerischen Ambitionen, zieht sie aus ihren Beobachtungen die falschen Schlüsse – mit fatalen Folgen. So verändern die Ereignisse eines Sommertages die Leben aller Beteiligten für immer. Der britische Regisseur Joe Wright (‚Pride and Prejudice‘) hat bei der Verfilmung des Erfolgsromans von Ian McEwan viel Gespür für die komplexe Struktur der Geschichte und für Schauspielerführung bewiesen. Knightley hat endlich das pubertär-trotzige Chargieren früherer Rollen abgelegt, und die junge Irin Ronan ist eine wahre Entdeckung. Der Drehbuchautor Christopher Hampton hat McEwans weit ausgreifende Prosa klug verdichtet und meistert die Zeitsprünge der Erzählung und ihre wechselnden Perspektiven mit Bravour. So wurde aus dem meisterhaften Roman einer der bewegendsten Liebesfilme der letzten Jahre.“ (Neue Zürcher Zeitung) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Alberto Giacometti – Die Augen am Horizont Schweiz 2001, R: Heinz Bütler

„Porträt des in Graubünden geborenen Schweizer Bildhauers, Malers und Zeichners Alberto Giacometti (1901 – 1966), der durch seine in die Länge gezogenen Skulpturen weltberühmt wurde. Der einfühlsame Film, bei dem viele Weggefährten des Künstlers zu Wort kommen, zeichnet das Bild eines empfindsamen, von Humor und Enthusiasmus beseelten Menschen, der ein gnadenloser Kritiker der eigenen Arbeiten war. Ein angenehm unvollständiger, in der Schwebe gehaltener Film, der keine abschließenden Erklärungen liefern, sondern als Liebeserklärung verstanden werden will.“ (filmdienst) H

American Gangster USA 2007, R: Ridley Scott, D: Denzel Washington, Russell Crowe

„‚American Gangster‘ ist eine Paraderolle für Denzel Washington: Er spielt mit der kühlen Grandezza eines Gentleman-Mafioso den ersten Schwarzen, dem es in den siebziger Jahren gelingt, in New York ein kriminelles Familienimperium nach italienischer Art aufzuziehen. Indem er auf der Höhe des Vietnam-Kriegs Heroin mit Air-Force-Transportern aus Thailand importiert, wird er zum King der Junkie-Szene. In der Kinoversion dieser Karriere, mit professioneller Bravour von Altmeister Ridley Scott inszeniert, wird dem authentischen Gangster ein fiktiver Cop auf die Pelle gehetzt, ein unkorrumpierbarer Underdog, für den Russell Crowe genau das richtige Knautschgesicht bietet. Star gegen Star: Das Spiel der Gegensätze, die sich anziehen, wirkt abgekartet und erinnert an legendäre Kinovorbilder, doch der Film ist in den USA bereits ein Mega-Blockbuster.“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

A Scanner Darkly USA 2006, R: Richard Linklater, D: Keanu Reeves, Robert Downer Jr.

„Selbst in der kuriosen Geschichte der Verfilmungen von Philip-K.-Dick-Werken (‚Paycheck‘, ‚Total Recall‘) nimmt Linklaters Adaption des (angeblich persönlichsten) Dick-Romans eine Sonderstellung ein. Das hat mehrere Gründe, deren augenscheinlichster der graphische Zugang ist. Wie schon bei ‚Waking Life‘ vertraut der Regisseur auf die sogenannte Rotoskop-Animations-Technik, mit der es möglich ist, real gefilmtes Material vom Computer ‚nachzeichnen‘ zu lassen. Das gibt dem Film nicht nur einen faszinierenden Look, sondern eröffnet zudem die Möglichkeit, technische Tricks ohne kostenintensive CGI umsetzen zu können – insbesondere bei den Effekten, die nötig sind, um die Formwandelfähigkeit der Undercover-Drogenagenten zu visualisieren. Obwohl sich das Script so eng an Dicks Vorlage hält wie keine Adaption bislang und obwohl Richard ‚Dazed & Confused‘ Linklater Drogen-Dialoge schreiben kann wie kein anderer, vermag einen der Film ‚A Scanner Darkly‘ doch nie so zu faszinieren wie das Buch.“ (evolver) HB

Auf der anderen Seite Deutschland 2007, R: Fatih Akin, D: Baki Davrak, Tuncel Kurtiz

„‚Liebe, Tod und Teufel‘nennt Akin seine Trilogie, die er mit dem exzessiven Amour-fou-Melo ‚Gegen die Wand‘ (2003) begann und nun mit einem Sechs-Personen-Rondo fortsetzt, das verblüffend anders temperiert ist, das ruhig fließt, balladesk erzählt und philosophisch in die Tiefe geht. Sechs Schicksale kreuzen einander auf der Achse Bremen/Hamburg-Istanbul, verwandeln sich in der Begegnung mit dem Tod.“ (tip) H, HB, HH, HL, OL

Aus der Zeit Österrreich 2006, R: Harald Friedl

„In Europa verschwinden immer mehr alte Geschäfte, die in der modernen Shopping-Kultur keinen Platz mehr haben. Die international ausgezeichnete Dokumentation zeigt vier dieser alten Geschäfte und ihre Betreiber. Und findet Menschen in alten Gemäuern voller Erinnerungen und Sehnsüchte.“ (Kino 46) HB

B

Battle in Heaven Mexiko/Belgien/Frankreich, R: Carlos Reygadas, D: Marcos Hernández, Anapola Mushkadiz / Originalfassujg mit Untertiteln

„Befremdliches Drama über einen Kriminellen und seine Buße. Mal ehrlich: Nicht jeder Film, in dem hässliche Laiendarsteller trantütig durch die Gegend schleichen, kryptisches Zeug faseln und lustlosen Sex haben, ist Filmkunst. Der Mexikaner Carlos Reygadas rankt solcherlei Frustszenen um eine nur vage skizzierte Story: Der dicke Marcos ist traurig, weil das Baby, das er gekidnappt hat, gestorben ist. Deshalb muss er Buße tun. Und ganz viel ficken. Will dabei ernsthaft irgendjemand zugucken?“ (Cinema) HB

Beyaz Melek – Weißer Engel Türkei 2007, R: Mahsun Kirmizigül, D: Mahsun Kirmizigül, Yildiz Kenter

„‚Beyaz Melek – Weißer Engel‘ erzählt von einer Gruppe Menschen, die scheinbar von der Welt vergessen wurden, und es dennoch geschafft haben, ihre Menschlichkeit und Lebensfreude zu bewahren, und diese auch mit anderen zu teilen. Der Film widmet sich dem heiklen Thema Familienzerfall in der modernen Welt. Ohne je plakativ zu werden, schafft Kirmizigül es in seinem Regiedebüt, den Zuschauer daran zu erinnern, dass das Alter genauso zum Leben gehört wie die Jugend. Die Namen der Schauspieler lesen sich wie ein Querschnitt durch die türkische Kinogeschichte.“ (zelluloid.de) H, HB, HH

Bis zum Ellenbogen Deutschland 2007, R: Justus von Dohnanyi, D: Jan Josef Liefers, Stefan Kurt

„‚Bis zum Ellenbogen‘, wie der letzte Winkel der Insel Sylt genannt wird, gehen der glücklose Geschäftsmann Achim (Jan Josef Liefers) und der griesgrämige Arbeitslose Willi (Stefan Kurt), um den letzten Willen des Bankangestellten Sven zu erfüllen (gespielt von Justus von Dohnányi, der auch das Drehbuch schrieb und Regie führte). Bei ihrer bizarren Reise durch ein WM-trunkenes Deutschland tarnen sie den unglücklich verstorbenen Freund als seligen Fußballfan und beweisen, dass es höchst amüsante Männerrunden ohne Herrenwitze geben kann. Eine liebevoll verspielte Komödie mit feindosiertem schwarzem Humor.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, KI

C

Die Chroniken von Erdsee Japan 2006, R: Goro Miyazaki

„In Erdsee drohen die Naturkräfte aus dem Gleichgewicht zu geraten, weil der düstere Lord Cob das Tor zwischen Lebenden und Toten öffnete, um Unsterblichkeit zu erlangen. Der Magier Sperber nimmt den jungen Arren unter seine Fittiche, und mit der freundlichen Tenar und ihrem Schützling, einem Mädchen, müssen sie Cob Einhalt gebieten. Frei nach dem dritten und vierten Band von Ursula K. LeGuins Klassiker ‚Erdsee‘ kreiert Goro Miyazaki, Sohn des berühmten Regisseurs Hayao Miyazaki, ein bildgewaltiges Animations-Fantasy-Abenteuer. Die Story überzeugt als Plädoyer für einen respektvollen Umgang der Menschen miteinander und mit der Natur.“ (Rheinischer Merkur) HH

Chuck und Larry: Wie Feuer und Flamme USA 2007, R: Dennis Dugan, D: Adam Sandler, Kevin James

„Den Feuerwehrmännern Chuck und Larry sind küssende Männer zwar ziemlich suspekt. Doch damit der allein erziehende Larry seine zwei Kinder als Begünstigte seiner Lebensversicherung angeben kann, muss er wieder heiraten – und sieht im Freund und Weiberheld Chuck seine einzige Chance auf Hilfe. Während sie sich fortan als schwules Pärchen ausgeben, kollidiert in dieser witzlosen Klamotte eine oberflächliche Toleranzwerbung mit einem armseligen Schwulenbild, das ausgediente Tuntenstereotype vorgeführt.“ (tip) H, HB, HH, HL, KI, OL

Crash Test Dummies Deutschland/Österreich 2005, R: Jörg Kalt, D: Maria Popistasu, Bogdan Dumitrache

Die titelgebende Metapher ist so stark, dass die Dramaturgie sich kaum gegen sie behaupten kann. Tatsächlich sind alle Figuren in dieser österreichischen Variante von „Short Cuts“ menschliche Versuchskaninchen in einem Labor namens Globalisierung. In den Tagen vor der Erweiterung der Europäischen Gemeinschaft im April 2004 trifft da in Wien eine Reihe von Modellbürgern der EU aufeinander, denen gemeinsam ist, dass sie ungeübt Rollen ausprobieren, um in dieser „schönen neuen Welt“ zu bestehen. Der Film erzählt nun in Episoden von den Versuchen der vier Protagonisten, sich beruflich und emotionell den neuen Verhältnissen anzupassen. Große, sinnvolle Geschichten kann man von diesen improvisierten Existenzen nicht mehr erzählen, und deshalb bleiben kleine tragikomische Minidramen, bei denen der Aufprall dann doch so genau kalkuliert ist, dass es zwar wehtut, aber die Gurte halten. (hip) HB

D

D III 88 Deutschland 1939, R: Herbert Maisch, D: Christian Kayßler, Otto Wernikke / Im Rahmen des Seminars „Martyrium und Heldentod – Die Opferideologie des Nationalsozialismus im Film“

„Junge Männer an flotten Maschinen – das ließ die Vorbereitung auf den Krieg und auf flächendeckendes Töten als Abenteuer erscheinen. Als mutige Obergefreite in eine Notsituation geraten, opfert sich ihr Vorgesetzter, um sie zu retten.“ (Kino 46) HB

DM Killer Österreich/Deutschland 1964, R: Rolf Thiele, D: Curd Jürgens, Walter Giller

„Gesellschafts-Satire von Rolf Thiele: Drei Gauner kommen auf Bewährung aus dem Knast und setzen, die Konjunktur im Wirtschaftswunder-Deutschland ausnutzend, ihre Gaunereien diesmal ganz legal fort: Sie ziehen einen Export von Volkswagen nach Amerika auf, und da die Amerikaner wegen ihrer kürzeren Lieferzeiten einen enormen Aufpreis zahlen, werden die Gauner so in kürzester Zeit zu Millionären. Damit geraten sie blitzschnell in die höchsten gesellschaftlichen Kreise, die schon längst moralisch völlig korrumpiert sind. (filmportal) HH

Die drei ??? – Das Geheimnis der Geisterinsel Deutschland 2007, R: Florian Baxmeyer, D: Chancellor Miller, Nick Price

„Nach unzähligen Hörspielen und Büchern stehen die drei Nachwuchsermittler im Kino vor ihrer größten Herausforderung. Während in heutigen Kinderbuchverfilmungen immer öfter unerträgliche Jugendsprache und peinliche Rap-Einlagen dominieren, steht in Baxmeyers Kinodebüt der Abenteuerfaktor im Vordergrund: Geheimnisvolle Schätze, dunkle Höhlen und enge Gänge rufen Erinnerungen an Filme wie ‚Die Goonies‘ und ‚Auf der Jagd nach dem Juwel vom Nil‘ wach. Zudem haben die Macher von Studio Hamburg mit der Wahl Südafrikas als Drehort versucht, Kindern eine Welt jenseits traumhafter Strände zu zeigen. Mit Erfolg: Malerische Aufnahmen von der Kap-Region werden kontrastiert mit Sequenzen aus dem Township Khayelitsha, die Werte wie Toleranz und Respekt beiläufig und ohne erhobenen Zeigefinger vermitteln.“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Die drei Räuber Deutschland 2007, R: Hayo Freitag

„Der klassisch zweidimensionalen Animation bedient sich Regisseur Hayo Freitag in seiner Verfilmung von Tomi Ungerers ‚Die drei Räuber‘, um den unverwechselbaren Zeichenstil des Elsässer Künstlers auf Film zu übertragen. Dies erscheint gelungen, und überhaupt ist die Geschichte vom Waisenmädchen Tiffany, das den drei nicht allzu hellen Gestalten aus dem Wald ein wenig Kultur beibringt, ein wahrer Ausbund an Charme.“ (tip) H, HB, HH, HL, KI, OL

Der Duft des Paradieses Polen/Niederlande 2005, R: Mariusz Pilis, Marcin Mamon

„Der Kampf für eine vom Islam dominierte Gesellschaft ist eine der mächtigsten ‚Utopien‘ unserer Zeit – ob uns das gefällt oder nicht. Was bringt Menschen dazu, ihr Leben für eine Religion zu opfern? Auf einer Reise durch die Brennpunkte des politischen Islam von Tschetschenien bis Afghanistan führt der ‚Duft des Paradieses‘ in eine fremde Welt, in der Religion und Politik unheilvolle Allianzen eingehen.“ (diegesellschafter) HB

E

11th Hour – 5 vor 12 USA 2007, R: Leila Conners Petersen, Nadia Conners

„Ambitionierter Dokumentarfilm über die Ursachen und Folgen der Klimaerwärmung, dem Leonardo DiCaprio sein Gesicht als medialer Blickfang leiht. Mehr als 50 Wissenschaftler analysieren in Studio-Interviews, wie die Menschheit in diese Sackgasse geriet und welche Auswege es gibt. Ein komplexer, aber auch atemloser ‚Crash-Kurs‘, dessen gewaltige Informationsflut erschlägt und nur durch die Website des Films erfassbar wird, wo sich die Einzelthemen nachrecherchieren lassen.“ (filmdienst) HB, HH

Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford USA 2007, R: Andrew Dominik, D: Brad Pitt, Casey Affleck

„Brad Pitt spielt natürlich nicht den Feigling, sondern die Westernlegende, die auf Schritt und Tritt vom eigenen Ruhm verfolgt wird und darüber sehr, sehr melancholisch geworden ist. Andrew Dominik setzt die Sehnsucht seines Stars nach größtmöglicher Gliederschwere und Lebensmüdigkeit geschickt ein und entringt dieser kinematographisch in- und auswendig erschlossenen Geschichte einen faszinierenden Spätwestern, eine Art Kammerspiel unter freiem Himmel, in dem man den Menschen beim schwerfälligen Denken zusehen kann. Es gibt grandiose Bilder von karger Landschaft, die immer schon so wirken, als seien sie einem alten Fotoalbum entnommen, und Menschen, in die sich die Anstrengungen, diese Weiten zu durchqueren, eingeschrieben zu haben scheinen - vor allem aber gibt es den grandiosen Casey Affleck, der den Robert Ford zwischen Begriffsstutzigkeit und Bauernschläue spielt und es schafft, dass man die Beziehung zu Jesse James als verzweifelt naive Liebesgeschichte begreift, die ihm am Ende einen zweifelhaften und genauso tödlichen Ruhm bringt.“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) H, HB, HH

Ex Drummer Belgien/Italien/Frankreich 2007, R: Koen Mortier, D: Dries Vanhegen, Norman Baert / Originalfassung mit Untertiteln

„Drei körperlich leicht behinderte, verhaltensgestörte junge Männer bringen einen berühmten Schriftsteller dazu, in ihrer Punkband Schlagzeug zu spielen. Sie wollen von seinem Ruhm profitieren, er aber sieht sich als eine Art herabgestiegener Gott, der das Elend seiner Mitmusiker für sein Buch nutzen will. Hierfür muss er allerdings zunächst ein Teil ihrer Welt werden. Die visuell wie sprachlich drastische Darstellung sozialen Elends versteht sich nicht als Realismus, sondern als Reflexion über die Darstellbarkeit von hoffnungslosen Lebensweisen, kunstvoll gebrochen sowohl über die Hauptfigur als auch über Stilisierungen auf der Bild- und Tonebene.“ (filmdienst) Hb, HH

F

Free Rainer Österreich, Deutschland 2007, R: Hans Weingartner, D: Moritz Bleibtreu, Elsa Sophie Gambard

„Ein koksender Kotzbrocken, der seichte und zynische Fernsehshows erfindet, begegnet durch einen Autounfall seinem Racheengel und wandelt sich vom Saulus zum Paulus. Er erkennt den bösen Geist des Schrott-Fernsehens in einem Kästchen, das auch ihn beherrschte: das Gerät, das hierzulande die Einschaltquoten misst. Diesem will er nun - auf nicht gerade legale Art - eine gute Seele einhauchen, damit das Publikum seine ‚wahren‘ TV-Bedürfnisse erkennen kann. Regisseur Hans Weingartner (‚Die fetten Jahre sind vorbei‘) hat eine gute kulturkritische Filmidee nicht besonders originell umgesetzt, mit einem ziemlich lärmigen, action-geprägten Anfang und einem süßen stillen Ende. (Neue Zürcher Zeitung) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

G

Gefahr und Begierde USA/Hongkong 2007, R: Ang Lee, D: Tony Leung Chiu-wai, Joan Chen

„China während der japanischen Besatzung Ende der 1930er-Jahre: Eine Gruppe idealistischer Studenten gründet eine Widerstandszelle und versucht, einen gefährlichen Kollaborateur zu töten. Als Lockvogel soll eine junge Frau agieren, die nach dem ersten Scheitern des Anschlags drei Jahre später beim neuen Versuch ein Verhältnis mit dem Opfer eingeht. Ein elegisch inszeniertes Drama um Begehren, Moral, Verrat und (sexuelle) Gewalt, das seine üppig ausgestattete Geschichte nuancenreich erzählt und zugleich eine Liebeserklärung an das mondäne Shanghai jener Jahre darstellt.“ (filmdienst) HH, KL

Gelée Royale – der Staat bin ich Deutschland 2004, R: Antje Knapp

„Ob Stadtviertel, Insel, Wohnzimmer oder Tischplatte: nichts ist zu klein, um nicht ein eigener Staat werden zu können. Selbsternannte Monarchen präsentieren ihre Wohnzimmerutopien, deutsche Amts - träger philosophieren über die Bundesrepublik Deutschland und Bewohner der ‚Freistaat Christiania‘ in Kopenhagen berichten aus ihrer basisdemokratischen und autonomen Gemeinschaft, die schon seit 35 Jahren existiert.“ (diegesellschafter) HB

Der Glücksbringer USA 2007, R: Mark Helfrich, D: Dane Cook, Jessica Alba

„Die bezaubernde Jessica Alba macht – auch dank ihrer heißen Höschen – als tollpatschige Pinguin-Pflegerin eine passable Figur. Das fanden wohl auch die Macher dieses Films, die angesichts ihrer scharfen Kurven das Drehbuchschreiben vergaßen -- und lediglich eine zwischen dümmlich und unappetitlich pendelnde Sexklamotte über einen glücksbringenden Beischläfer zustande brachten.“ (Cinema) HB, HH

H

Halloween USA 2007, R: Rob Zombie, D: Scout Taylor-Compton, Malcolm McDowell

„Auch wenn Remakes einen schlechten Ruf haben – Filme wie ‚Scarface‘ oder ‚Die Fliege‘ wurden erst durch die Neuinterpretation des Stoffes zu echten Klassikern. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf wagte sich Schockregisseur Rob Zombie an den Heiligen Gral des Horrorgenres: John Carpenters Story über den Serienkiller Michael Myers, der im beschaulichen Haddonfield regelmäßig an Halloween die Nacht der langen Messer eröffnet. Anders als das Original führt der 42-Jährige den Zuschauer zurück in die Kindheit des obskuren Maskenschlächters. Und zeigt ihn als einsamen Außenseiter, der auf dem Höhepunkt der Hänseleien in Schule und Familie schließlich zum Massenmörder wird. In der zweiten Hälfte des Films zollt Zombie dann dem altgedienten Slasher-Kino Tribut: Hektische Verfolgungsjagden durch abbruchreife Häuser, kreischende Teenies und ein ansehnlicher, wenngleich nicht übertriebener Blutfaktor offenbaren seine Verehrung für das überraschungsarme Genre. Originelle Metzel-Unterhaltung sieht anders aus.“ (Cinema) BHV, H, HB, HH, HL, KI, OL

K

Der Kindergarten Daddy 2: Das Feriencamp USA 2007, R: Fred Savage, D: Cuba Gooding Jr., Lochlyn Munro

„Nachdem schon Eddie Murphy als ‚Kindergarten-Daddy‘ bis an die Schmerzgrenze nervte, macht sich jetzt die chronische Fehlbesetzung Cuba Gooding, Jr. (‚Snow Dogs‘) zur Witzfigur. In der Rolle des treu-doofen Charlie übernimmt er mit seinem Kumpel Phil ein heruntergekommenes Ferien-Camp, das prompt von einer übermütigen Rasselbande heimgesucht wird. Und zu allem Übel macht ihnen auch noch der fiese Rivale Lance mit seiner schicken Ferienanlage Konkurrenz. „‘iftiger Efeu ist weniger schmerzhaft als dieser Film‘, urteilte die US-Filmbibel Hollywood Reporter über diesen Kinderkram mit militaristischem Unterton. Treffender könnten wir es auch nicht formulieren.“ (Cinema) H, HB, HH, KI

King of California USA 2007, R: Michael Cahill, D: Michael Douglas, Evan Rachel Wood

„Die 17-jährige Miranda hat es nicht gerade leicht in ihrem Leben: Ihre Mutter ist vor geraumer Zeit abgehauen und ihr Vater Charlie saß bis vor Kurzem in der Psychiatrie. Nun ist er wieder entlassen und hat auch schon einen Plan, wie Tochter und Vater aus ihrer finanziellen Krise kommen können. Sie sollen einfach einen verschollenen spanischen Schatz aus dem 17. Jahrhundert suchen. Einziges Problem: An der vermuteten Fundstelle steht inzwischen ein Baumarkt. Der Film ist eine gelungene Mischung aus skurriler Außenseiter-Komödie und packendem Vater-Tochter-Drama. Mike Cahill beweist in seinem Regiedebüt sein Geschick für die Balance zwischen Wortwitz und Slapstick auf der einen und melancholischen Momenten auf der anderen Seite. Michael Douglas brilliert dabei in einer seiner bizarrsten Rollen.“ (Blickpunkt:Film) H, HB, HH, KI

Könige der Wellen USA 2007, R: Ash Brannon, Chris Buck

„‚Könige der Wellen‘ sind einige aus der Art geschlagene Pinguine, die das Eis der Antarktis verlassen, um vor Hawaii um die Wette zu surfen. Auf der Reise werden sie von einem Kamerateam begleitet. In ihrem amüsanten Animationsfilm bedienen sich die Regisseure Ash Brandon und Chris Buck geschickt der Mittel des Dokumentarfilms, lassen ihre gefiederten Sportler direkt in die Kamera sprechen und folgen ihnen im Reportagestil auf Schritt, Tritt und Wellenritt. So teilt der Zuschauer mehr und mehr die Leidenschaft der untersetzten Helden und beginnt zu begreifen, warum Surfbretter die Welt bedeuten können.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, KI, OL

Königreich Arktis USA 2007, R: Adam Ravetch, Sarah Robertson

„15 Jahre investierten Adam Revetch und Sarah Robertson für ihre Tierbeobachtungen in ‚Königreich Arktis‘ und formten daraus eine vermenschlichte Geschichte um den Kreislauf nordpolaren Tierlebens. Dabei geht es um das Walrossmädchen Seela und die knuddelige Eisbärin Nanu, die sich im täglichen Überlebenskampf auch mit den Widrigkeiten durch abschmelzende Polkappen behaupten müssen. Die Bilder aus nächster Nähe beeindrucken zwar, aber indem die Härten der Natur in den Hintergrund gerückt werden, ist der Film nicht mehr als eine kindgerechte Semitierdoku ohne Tiefe.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, KI, OL

Koyaanisqatsi USA 1982, R: Godfrey Reggio

„Experimenteller Dokumentarfilm über den Missbrauch der Erde durch den Menschen und die Schädigung urbaner Zivilisation. Die filmische Meditation und Prophezeihung ist Beschwörung des Menetekels einer entstellten Gesellschaft und Appell zur Veränderung, Selbstbesinnung und Rückkehr-Aufbruch zu Werten der Kultur, die humane und religiöse Werte und gefühls- wie vernunftsmäßiges Handeln einschließt. Ungewöhnlich auch die formale Struktur des Films: eine Montage von Bildern und Musik ohne ein gesprochenes Wort.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

L

La Léon Argentinien/Frankreich 2006, R: Santiago Otheguy, D: Jorge Román, Daniel Valenzuela

„‚La León‘ spielt in Argentinien, in einem entlegenen Teil des Landes, zwischen Fluss, Meer, Insel und Lagune. Die Vegetation ist üppig, das Wasser allgegenwärtig, die Häuser stehen auf Stelzen, ihre Wände tragen deutlich die Spuren der Feuchtigkeit. Der Film ist in Schwarzweiß gedreht, er lebt weniger von Handlung und Figurenpsychologie als von den Totalen, die menschenleere Landschaften einfangen. Sie dehnen ‚La León‘ ins Kontemplative. Vielleicht tritt Otheguys Kunstwollen dabei ein bisschen zu offensichtlich zutage. Doch bevor man solche Einwände bis zu ihrem Ende denken mag, hat Otheguy schon die nächste Cinemascope-Aufnahme von Fluss, Nebel und Bäumen am Ufer in seinen Film geschnitten, und gebannt schaut man auf dieses graue, geheimnisvolle Arrangement.“ (taz) H, HB, HH, HL, KI

Die Legende von Beowulf USA 2007, R: Robert Zemeckis, D: Ray Winstone, Sir Anthony Hopkins

„‚Die Legende von Beowulf‘, dem sagenhaften König und Drachentöter, ist Anglistikstudenten als Hauptfigur des ältesten englischen Epos bekannt. Action-Fans können ihn nun als Helden des jüngsten computerisierten Fantasy-Abenteuers kennenlernen. Regisseur Robert Zemeckis hat zu diesem Zweck seine Schauspieler (Anthony Hopkins, John Malkovich, Angelina Jolie) ohne Kulissen oder Kostüme vor digitalen Spezialkameras agieren lassen, das bombastische Monsterspektakel rundum wurde aus dem Computer dazugeliefert. Die unübersehbaren Vorzüge dieser Technik: Sie verleiht den Schauspielern die puppenhafte Anmutung von Videospielfiguren.“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Das Liebeskarussell Österreich/Deutschland 1965, R: Rolf Thiele, Alfred Weidenmann, Axel von Ambesser, D: Curd Jürgens, Gert Fröbe

„Während die Frau von Herrn Claasen (Gert Fröbe) bevorzugt in fremden Liebesnestern schlafwandelt, erliegt ein Stardirigent (Curd Jürgens) in der Konzertpause den Reizen seiner Frau. Der schüchterne Peter (Peter Alexander) findet in einer übergelaufenen Badewanne sein (Liebes-)Glück, während Professor Hellberg (Heinz Rühmann) einem erotischen Scherz seiner ehemaligen Schüler zum Opfer fällt. Vier Lustspiel-Episoden zum Thema Nr. 1, mit Catherine Deneuve und vielen deutschen Stars.“ (tvspielfilm) HH

Liebesleben Deutschland 2007, R: Maria Schrader, D: Neta Garty, Rade Serbedzija

„Die Schauspielerin Maria Schrader versucht sich in ihrer ersten Regiearbeit an der Verfilmung des Bestsellers ‚Liebesleben‘ der israelischen Autorin Zeruya Shalev. Ein Roman, dessen Adaption eine ziemliche Herausforderung darstellt, da sich seine Story ausschließlich in der Gedankenwelt einer jungen Frau zuträgt und durchgängig aus ihrer subjektiven Perspektive geschildert wird. Diese innere Welt in äußere Handlung zu übersetzen, gelingt Schrader jedoch nicht immer mit letzter Konsequenz. In der Rolle der Ja’ara, die sich in eine zerstörerische Affäre mit einem viel älteren Bekannten ihrer Eltern verstrickt, überzeugt allerdings die junge israelische Schauspielerin Netta Garti.“ (tip) H, HB, HH, KI, OL

Lip oder die Macht der Phantasie Frankreich 2007, R: Christian Rouaud

„1973 beginnt in der französischen Stadt Besançon ein soziales Experiment: Weil die Arbeiter der Uhrenfabrik Lip um ihre Arbeitsplätze fürchten, besetzen sie ihre Fabrik und übernehmen die Uhrenproduktion in Eigenregie. Zwei Jahre lang gelingt es ihnen, die Produktion weiterzuführen, Konzepte selbstbestimmter und gleichberechtigter Arbeit zu erproben und Entlassungen zu verhindern, bis die Fabrik 1975 zerschlagen wird.“ (diegesellschafter) HB

Lissi und der wilde Kaiser Deutschland 2007, R: Michael Herbig

„In seiner Grundidee beruht Herbigs Animationsfilm auf Sketchen aus seiner Fernsehshow ‚bullyparade‘, um die herum man eine zunächst etwas pomadig in die Gänge kommende Story gestrickt hat: die traute Zweisamkeit von Kaiser Franz und seiner Gemahlin Lissi wird jäh gestört, als die Kaiserin vom Yeti entführt wird. Die 3-D-Animation ist durchaus ordentlich; Parodien, Wortspiele und die Arbeit mit Dialekten machen ‚Bullys‘ bewährten Witz aus. Einen Dauerbrüller sollte man sich allerdings nicht erwarten.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

M

Das Mädchen Rosemarie Deutschland 1958, R: Rolf Thiele, D: Natjy Tiller, Peter von Eyck

„Ein platinblondes Mädchen stöckelt hochhackig in eine noble Hotelhalle. Es kommt durch die Drehtür, die rhythmisch faucht. Das Mädchen ist zwar sexy und auf Freier aus, aber offenkundig zu plebejisch für das feine Hotel. Der Portier, der Herrenwelt schmierig mit einem Adressbuch zu Diensten, wirft sie hinaus: Sie habe hier nichts zu suchen. So beginnt der Rolf-Thiele-Film ‚Das Mädchen Rosemarie‘ von 1958, dessen Drehbuch Erich Kuby geschrieben hatte. Das platinblonde Mädchen, einst die teuerste und am elegantesten gekleidete Hure Frankfurts, ist tot. Der Film wurde ein Glanzstück deutschen Filmschaffens der fünfziger Jahre. Dass er eine sozialkritische Botschaft hatte (die leider meist auch noch im Moritatenton gesungen wird), brachte ihm damals viel Anerkennung ein und macht ihn heute ziemlich unerträglich.“ (Der Spiegel) HH

Mein Kind vom Mars USA 2007, R: Menno Meyjes, D: John Cusack, Bobby Coleman

„Kinder sind von anderen Planeten, Erwachsene dagegen von der Erde: Diese Erkenntnis muss Sci-Fi-Autor David (rührend: John Cusack) machen, als er nach dem Tod seiner Frau den introvertierten Dennis adoptiert. Der Kleine meidet die Sonne, spricht kaum und schwört Stein und Bein, vom Mars zu sein. Nur langsam gewöhnt sich David an das eigenwillige Verhalten des Jungen und taucht schließlich in dessen Welt ein. Nach dem gleichnamigen Roman von David Gerrold inszenierte Regisseur Menno Meyjes (‚Max‘) eine zurückhaltende und warmherzige Tragikomödie ohne schwülstige Familienklischees.“ (Cinema)(Cinema) H, HB, HH, HL, KI, OL

Menschen, Träume, Taten Deutschland 2006, R: Andi Stiglmayr

„Beobachtungen in einem selbstverwalteten, genossenschaftlich organisierten Ökodorf in der Altmark, dessen Bewohner sich einer alternativen Lebensführung verschrieben haben. Der kommentarlose Dokumentarfilm wird von der Sympathie für die Porträtierten getragen, stellt deren Lebensentwürfe aber nur unzureichend dar, sodass sich die Informationsausschnitte nicht zu einem Überblick zusammenfügen. Sinnvolle, bedenkens- und nachahmenswerte Anregungen liefert der Film dennoch.“ (filmdienst) HB

N

Nach 7 Tagen ausgeflittert USA 2007, R: Bobby Farrelly, Peter Farrelly, D: Ben Stiller, Michelle Monaghan

„In den Flitterwochen entpuppt sich die frisch Angetraute eines 40-Jährigen, der zuvor überzeugter Single war, als Nervensäge. Während sie durch einen Sonnenbrand ans Hotelzimmer gefesselt ist, bandelt der Mann mit einer neuen Liebe an und entfesselt damit ein rasantes Verwechslungsspiel. Romantische Komödie als Neuverfilmung eines Neil-Simon-Stoffs aus dem Jahr 1972, die die Vorlage recht frei und mit viel Tempo variiert. Abwechslungsreiche Unterhaltung mit überzeugenden Darstellern, einigen Sprüngen, angesiedelt zwischen derben Witzen und einigem Tiefgang.“ (filmdienst) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

P

Persepolis Frankreich/USA 2007, R: Marjane Satrapi & Vincent Paronnaud / Originalfassung mit Untertiteln

„Im Zeichentrickfilm ‚Persepolis‘ erzählt Marjane Satrapi von ihrer Kindheit in Teheran, ihren Jugendjahren in Wien und ihrer Rückkehr in den Iran. Die Islamische Revolution und der Krieg mit dem Irak haben sie genauso geprägt wie die Probleme ihrer Adoleszenz. Der Film, den sie zusammen mit Vincent Paronnaud realisierte, beruht auf ihrer gleichnamigen Comic-Autobiographie. Den Hauptfiguren leihen so große französische Schauspielerinnen wie Catherine Deneuve, Chiara Mastroianni und Danielle Darrieux ihre Stimmen.“ (Neue Zürcher Zeitung) H, HH

Pushing Hands: Schiebende Hände Taiwan 1992, R: Ang Lee, D: Sihung Lung, Bo Z. Wang / Originalfassung mit englischen Untertiteln

„Die sensibel erzählte Komödie um einen chinesischen Tai-Chi-Lehrer, der nach New York auswandert, um den Lebensabend bei seinem Sohn zu verbringen, jedoch feststellen muß, daß die Verständigung mit seiner neuen Umgebung schwierig ist. Der Originaltitel ‚Tui Shou‘ bezeichnet dabei sinnfällig die Fertigkeit des Tai-Chi, die Kraft eines Angreifers gegen ihn zu wenden, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Der Film ist der erste Teil einer Trilogie, deren nachfolgende Teile ‚Das Hochzeitsbankett‘ und ‚Eat Drink Man Woman‘ auch ins Kino kamen.“ (Lexikon des internationalen Films) HB

R

Ratatouille USA 2007, R: Brad Bird

„Aus die Maus! Seit die Computertrick künstler des Pixar-Studios (‚Findet Nemo‘) die Animationsabteilung des Disney-Konzerns leiten, herrscht dort ein geradezu subversiver Geist: Der Held der neuen Disney/Pixar-Produktion ‚Ratatouille‘ ist ausgerechnet eine Ratte. Remy heißt das Tier, ein kleiner Feinschmecker, der lieber Rohmilchkäse als Abfall frisst und von einer Karriere als Koch träumt. Durch Zufall und die Kanalisation landet Remy in der Küche eines Pariser Gourmetrestaurants. Brad Bird (Drehbuch und Regie) ist eine wunderbare Trickkomödie gelungen, genau jene Mischung aus Humor, Sentiment und Spannung, die man in aktuellen US-Filmen sonst meist vergeblich sucht. Wer war noch mal Micky Maus?“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, I

Ich will dich - Begegnungen mit Hilde Domin Deutschland 2007, R: Anna Ditges

„Im Februar 2006 verstarb die Lyrikerin Hilde Domin mit 96 Jahren. In ihren zwei letzten Lebensjahren wurde die Deutschjüdin von der Regisseurin Anna Ditges begleitet. Ditges gelingt ein einfühlsames Porträt der vielfach ausgezeichneten Dichterin, wobei die Doku ihre Spannung vor allem aus dem Altersunterschied zwischen Regisseurin und Protagonistin und den daraus entstehenden Fragen bezieht.“ (tip) HH

HB, HH, HL, KI, OL

S

Saint Jacques… Pilgern auf französisch Frankreich 2005, R: Coline Serreau , D: Muriel Robin, Artus de Penguern

„‚Saint Jacques…‘ beschwört die heilende Kraft der Versöhnung durch den mühseligen Fußmarsch. In ihrem unmotorisierten Roadmovie schickt die Autorin und Regisseurin Coline Serreau (‚3 Männer und ein Baby‘) neun ungleiche Franzosen auf den Jakobsweg. Dabei kommen drei einander wortreich abgeneigte Geschwister wieder zusammen, ein junger arabischer Migrant lernt wie durch ein Wunder lesen, aus den sich wandelnden Grüppchen entstehen neue Familien. Serreaus amüsanter und zärtlicher Ensemblefilm folgt zwar ausgetretenen Pfaden und absolviert überwiegend ein dramaturgisches Pflichtprogramm, aber eine Pilgerschaft zehrt ja ebenfalls von der Wiederholung immergleicher Riten.“ (Der Spiegel) HB, HH, KI

Sans soleil – Ohne Sonne Frankreich 1982, Regie: Chris Marker

Stellen Sie sich vor, sie bekommen Brief von einem in der Welt herumreisenden Freund. Briefe voller Bilder, Töne und Ideen, in denen er Ihnen seine intensivsten Eindrücke, seine Reflexionen über das Gesehene und seine erstaunlichen Fundstükke schickt. Denn dieser Freund ist nicht irgendein Globetrottel, sondern ein begnadeter Reisender. Er beherrscht die Kunst des neugierigen Flanierens, ist belesen und kann vor allen Dingen hochintelligent und mit originellem Witz von seinen Reiseerlebnissen berichten. Solche Post würden Sie gerne in ihrem Postkasten finden? Dann freuen Sie sich auf Chris Markers „Sans Soleil“, denn der französische Dokumentarfilmer hat seinen Film als solch eine Folge von Briefen konzipiert, und er lässt den fiktiven Autoren dieser Reiseimpressionen so sympathisch, klug und spannend vom Alltäglichen, japanischem action-cooking und der Zeit erzählen, dass er dem Zuschauer schnell zum Freund wird. (hip) HH

Das Schloß Deutschland/Schweiz 1968, R: Rudolf Noelte, D: Maximilian Schell, Cordula Trantow

„Verfilmung des gleichnamigen Romanfragments von Franz Kafka: Ein Landvermesser kommt in eine unwirtliche Gegend, um in den Dienst einer mysteriösen Schloßverwaltung zu treten, findet jedoch weder ins Schloß noch in die Dorfgemeinschaft Einlaß. Der Film vereinfacht die vielfältigen Bedeutungsschichten und Interpretationsansätze der Vorlage und konzentriert sich vor allem auf die Schilderung einer makaberen Bürokratie, gegen die ein Individuum vergebens seine Autonomie durchzusetzen versucht. Trotz sorgfältiger Detailarbeit und schöner Bilder eine allzu theaternahe, zuweilen kunstgewerbliche Inszenierung.“ (Lexikon des internationalen Films ) HH

Sketches of Frank Gehry USA 2005, R: Sydney Pollack / Originalfassung mit Untertiteln

„‚Sketches of Frank Gehry‘ sind wirre, kindlich anmutende Krakeleien, aus denen sich wackelige Pappmodelle, Computersimulationen und schließlich imposant expressive Bauwerke wie das Guggenheim-Museum in Bilbao entwickeln, die den amerikanischen Architekten Frank Gehry berühmt gemacht haben. Der Filmemacher Sydney Pollack (‚Jenseits von Afrika‘) hat über fünf Jahre lang den Meister der abenteuerlich verkrümmten Gehäuse in seinem Atelier in Los Angeles besucht und auf Baustellen begleitet, hat strenge Gehry-Kritiker wie begeisterte Bautheoretiker interviewt und aus der Fülle des Materials ein fabelhaft anschauliches und vergnügliches Porträt komponiert.“ (Der Spiegel) H

Stadt der Traurigkeit (Beiqing Chengshi) Taiwan 1989, R: Hou Hsiao-hsien, D: Tony Leung, Hsin Shu-fen / Originalfassung mit Untertiteln

„Die Söhne einer taiwanesischen Großfamilie, eine junge Krankenschwester, die den taubstummen jüngsten Sohn liebt, sowie ihr Bruder werden zwischen 1945 und 1949 in die Unruhen und Wirrnisse im Land verwickelt, als Taiwan zum Spielball im Machtkampf zwischen Nationalchinesen und Kommunisten wird und unter Korruption und wirtschaftlicher Ausblutung leidet. Ein ebenso behutsam wie souverän entwickelter, facettenreicher „Heimatfilm“, der weniger daran interessiert ist, die historischen Zusammenhänge zu rekonstruieren, als auf einfühlsame Weise deren Auswirkungen auf die Menschen und ihre Empfindungen bis in die Gegenwart darzustellen.“ (Lexikon des internationalen Films) HB

Der Sternwanderer USA 2007, R: Claire Danes, Charlie Cox

„In diesem Fantasy-Märchen zieht sich eine magische Mauer durchs mittelalterliche England, um das Königreich Stormhold vor gemeinen Engländern zu schützen. Doch Tristan hat seiner Angebeteten versprochen, ihr einen über Stormhold gefallenen Stern zu bringen. Hinter besagtem Stern sind auch noch andere her – die Söhne des verblichenen Königs von Stormhold (Peter O’Toole) und drei Hexen, die nach ewiger Jugend dürsten. Der Stern entpuppt sich als schimmernde Blondine namens Yvaine. Die Hexe Lamia (Michelle Pfeiffer) muss Yvaine das Herz entreißen, wenn sie ihr verjüngtes Aussehen nicht wieder verlieren will. „Stardust“ basiert auf einer Geschichte von Neil Gaiman und verbindet Fantasy mit Slapstick und allerlei Kuriosa. Hervorragend sind die Nebendarsteller, allen voran Robert De Niro als Piratenkapitän eines Luftschiffs, der ein Doppelleben als sich selber bewundernde Fummeltrine führt.“ (Neue Zürcher Zeitung) H, HB, HH, KI, OL

Der Strom - The River USA/Frankreich/Indien 1951, R: Jean Renoir, D: Patricia Walters, Rhada / Originalfassung ohne Untertitel

„Renoirs in Indien gedrehter Film ‚The River‘ strahlt geradezu in satten Farben: Leuchtendes Rot und Grün (der Production Designer Eugène Lourié strich tatsächlich das Gras grün an) begleiten die Geschichte dreier junger Mädchen, die von einem amerikanischen Kriegsveteranen in einen Wirrwarr der Gefühle gestürzt werden. Geburt, Pubertät, Heirat und Tod: Renoir schildert den gesamten Zyklus des Lebens bewusst antidramatisch und lässt seine Erzählung so langsam und selbstverständlich dahinfließen wie den großen Strom, an dem seine Protagonisten leben.“ (taz) H

T

Takva – Gottesfurcht Türkei/Deutschland 2006, R: Özer Kiziltan, D: Erkan Can, Güven Kiraç

„Ein frommer Moslem steigt in Istanbul zum finanziellen Kontaktmann eines Sufi-Ordens auf, erledigt in dessen Auftrag Geldgeschäfte und kümmert sich um die Liegenschaften des Ordens. Je mehr er sich mit der säkularen Welt auseinandersetzt, desto mehr wird er mit deren Übeln konfrontiert, registriert Betrug, Missbrauch und Heuchelei in den Reihen der scheinbar gottesfürchtigen Bosse. Der beeindruckende Erstlingsfilm verdichtet sich zum in der Hauptrolle überzeugend gespielten Drama, das den Gewissenskonflikt eines religiösen Menschen in den Mittelpunkt stellt und mutig die Verbindung von religiösem Fundamentalismus mit zynischer Geschäftemacherei anprangert.“ (filmdienst) HH, HL, KI

30 Days of Night USA 2007, R: David Slade, D: Josh Hartnett, Melissa George

„Eine morbide Schlachtplatte: Vampire fallen in einer langen arktischen Nacht über eine Kleinstadt in Alaska her. Regisseur David Slade zählt zu den jungen Wilden eines neuen Hollywood. Er hatte mit dem fiesen, furiosen und verdammt smarten Psycho-Kammerspiel „Hard Candy“ 2005 sein Spielfilmdebüt gegeben und durfte nun unter der Aufsicht seiner Produzenten Sam Raimi und Rob Tapert die Adaption von der Comic-Trilogie ‚30 Days of Night‘ von Ben Templesmith und Steve Niles inszenieren. Ähnlich wie James Wan und Eli Roth, die mit ihren Filmen ‚Saw‘ und ‚Hostel‘ eine neue Ära der Gewaltdarstellung im zeitgenössischen Horrorfilm eingeläutet haben, beherrscht Slade das pure Handwerk des Horrors virtuos. Und ähnlich wie Wan und Roth scheitert er bei dem Versuch, eine wirklich fesselnde Geschichte zu erzählen.“ (br-online) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Three Burials Of Melquiades Estrada USA/Frankreich 2005, R: Tommy Lee Jones, D: Tommy Lee Jones, Barry Pepper / Originalfassung mit Untertiteln

„Als Schauspieler ist Tommy Lee Jones ein Typ, der kein Wort zu viel sagt, und deswegen gibt es auch wenig Grund, bei seinem Regiedebüt ‚Three Burials – Die drei Begräbnisse des Melquiades Estrada‘ etwas anderes zu erwarten. Worauf man allerdings nicht gefasst sein konnte, ist der Umstand, dass es sich dabei um einen der beeindruckendsten Filme der letzten Zeit handeln würde. Die Geschichte von Freundschaft, Rache und Einsamkeit im amerikanisch-mexikanischen Grenzgebiet ist von einer Originalität und Kraft, die es durchaus mit Jones‘ schauspielerischer Präsenz aufnehmen kann - der Mann ist vor und hinter der Kamera die Wucht.“ (Frankfurter Allgemeine) HH

Unser Planet Schweden/Norwegen/Dänemark, R: Michael Stenberg, Linus Torell, Johan Söderberg

„Bis 2010 werden sieben Milliarden Menschen die Erde bevölkern, 2050 sollen es neun Milliarden sein. Sie alle auf dem Niveau der westlichen Industrieländer zu versorgen, würde die Ressourcen von fünf Planeten erfordern. Müssen wir radikale Abstriche an unserem Lebensstandard vornehmen, um das Überleben aller zu sichern? Ist die Menschheit zu einem Kurswechsel überhaupt fähig?“ (diegesellschafter) HB

V

Venusberg Deutschland 1963, R: Rolf Thiele, D: Marisa Mell, Nicole Badal

„Sieben junge Frauen treffen sich in der Ferienvilla eines Frauenarztes auf schneebedecktem Hügel, um auf einen Mann zu warten, der dann aber nicht kommt. Der fast handlungslose Film versucht, in der entkonventionalisierten Situation gleichgeschlechtlicher Einsamkeit ‚das wahre Ich‘ der Frau zu enthüllen. Dabei bedient er sich einer gleichermaßen modisch verquollenen und anstößigen Dialog- und Bildsprache und konstruiert das fragwürdige Bild der Frau als ausschließlich von sexueller Begierde getriebenes Wesen. Ein bei aller unfreiwilligen Lächerlichkeit ärgerlicher Film.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Von Löwen und Lämmern USA 2007, R: Robert Redford, D: Tom Cruise, Meryl Streep

„‚Von Löwen und Lämmern‘ ist ein engagiertes Politdrama über die Verquickung von Politik und Medien vor dem Hintergrund des US-Militäreinsatzes in Afghanistan. Spannend ist der Schlagabtausch zwischen Tom Cruise als Bush-freundlichem Senator und Meryl Streep. Der ehrgeizigen Journalistin will er eine neue, angeblich alle Probleme lösende militärische Geheimmission verkaufen. Strategiewechsel in einem Krieg, der nicht so richtig vorankommt. Egal, was es kostet, die USA brauchen unbedingt den Sieg. Redford selbst spielt einen Professor, der seine Studenten unbedingt überzeugen will, sich zu engagieren. Leider nicht ohne Pathos. ‚Von Löwen und Lämmern‘ ist ein sehr patriotischer Film mit teils fast kitschigen Appellen an die US-amerikanischen Tugenden. Trotzdem: Robert Redfords politische Aussage ist bemerkenswert. Er hält den USA einen Spiegel vor.“ (3sat) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

W

The Wild Blue Yonder USA/Deutschland/Großbritannien/Frankreich 2005, R: Werner Herzog, D: Brad Dourif / Originalfassung mit Untertiteln

„Größtenteils aus Found Footage (Aufnahmen der NASA, Unterwasseraufnahmen einer Antarktis-Expedition) montiertes Science-Fiction-Fantasy-Essay, das seine Geschichte in gegenläufigen Erzählsträngen entwickelt. Ein Außerirdischer, dessen Heimatplanet unbewohnbar wurde, muss feststellen, dass sich auf der Erde der Vernichtungsprozess fortsetzt; derweil träumen die Menschen davon, andere Planeten zu kolonisieren. Ein mit betörender Musik unterlegter Film über die Schönheit der Natur, eine Liebeserklärung an die Erde und zugleich ein augenzwinkernder Nachruf auf die Menschheit.“ (filmdienst) HB

Wintersonnenwende – Die Jagd nach den sechs Zeichen des Lichts USA 2007, R: David L. Cunningham, D: Alexander Ludwig, Ian McShane

„Wintersonnenwende ist die erste Filmadaption der fünfteiligen Fantasy-Reihe ‚The Dark is Rising‘ von Susan Cooper. Im Mittelpunkt steht der junge Will Stanton, der erfährt, dass er der letzte einer Kaste mächtiger Krieger ist. Seine Lebensaufgabe wird es sein, die Mächte der Finsternis zu bekämpfen. ‚Wintersonnenwende‘ ist eine riskante Adaption. Die Fans der Vorlage werden auf jedes Detail achten und eine möglichst werkgetreue Verfilmung erwarten. Bereits jetzt gibt es Webseiten, in denen Fans des Buches ihrer Wut über den Film Luft machen. Sie fanden heraus, welche Änderungen vorgenommen werden. So ist im Buch Will ein elfjähriger Engländer. Im Film ist Will ein 14-jähriger Amerikaner. Auch die Vernachlässigung der Arthuslegende hat vor dem Filmstart Unmut erregt.“ (filmreporter) HB, HH

Y

Young Collection, die 37ste

„Kurzfilmwettbewerb und Forum für junge Filme des Filmbüros. Das Publikum und eine Jury wählen den besten Film des Programms aus zehn Kurzfilmen aus.“ (Filmbüro Bremen) HB

Z

Zusammen ist man weniger allein Frankreich 2007, R: Claude Berri, D: Audrey Tautou, Guillaume Canet

„‚Zusammen ist man weniger allein‘ singt ein Hohelied auf die Wohngemeinschaft und ihre Kraft, Menschen aus ihrer Einsamkeit zu befreien und die Grenzen zwischen den Generationen zu überwinden. In Claude Berris Verfilmung von Anna Gavaldas Romanbestseller richten sich die magersüchtige Camille, der stotternde Philibert und der übellaunige Franck in den vier Wänden, die sie sich teilen, aneinander auf. So entsteht vor den Augen des Zuschauers eine wundersame Trutzburg gegen die Kälte der Großstadt. Oft charmant, manchmal etwas gefällig, doch mit durch und durch sympathischer Verve lässt Berri nichts unversucht, den Singles dieser Welt Mut zu machen.“ (Der Spiegel) HB, HH, KI