Gewonnen und doch verloren

Unmut in der Asklepios Klinik Altona: Trotz des neuen Tarifvertrags müssten Ärzte weiterhin Marathonschichten leisten

Die Ärzte haben diesen Kampf gewonnen – und doch ist es, als hätten sie ihn nie geführt: 24-Stunden-Dienste sind noch heute Alltag in der Asklepios Klinik Altona. Dabei hat der Tarifvertrag für die Hamburger Kliniken diese Marathonschichten abgeschafft – offiziell. „Der Unmut unter den Ärzten ist sehr groß“, bestätigt der Betriebsrat der Altonaer Klinik. Der erarbeitet selbst das Modell, nachdem die Arbeit neu auf Kollegen umverteilt wird. Anstrengungen des Arbeitgebers Asklepios GmbH, das Personal bedarfsgerecht aufzustocken, seien keine ersichtlich.

Die Zeit der 24 Stunden-Dienste sollte eigentlich schon seit einem halben Jahr vorbei sein. Im Mai vorigen Jahres einigte sich die Ärztegewerkschaft Marburger Bund mit dem Krankenhaus-Arbeitgeberverband (KAH) während laufender Tarifverhandlungen über einen „Vorschalttarifvertrag“, der die Marathonschichten abschaffte. Der trat zum Juli in Kraft, mit einer Übergangsfrist von drei Monaten. Spätestens ab Oktober also hätte die Arbeitszeit der Mediziner auf maximal zwölf Stunden am Tag reduziert sein müssen. Geschehen ist in Altona hingegen nichts. „Die anderen Krankenhäuser haben schon seit Mai Konzepte dafür erarbeitet“, sagt der Betriebsrat. „In Altona hat der Arbeitgeber es versäumt, sich darum zu kümmern.“

Der hingegen beruft sich auf andere Fristen. Der eigentliche Tarifvertrag für die Hamburger Krankenhäuser ist erst zum Jahreswechsel in Kraft getreten – ebenfalls mit einer Übergangsfrist von drei Monaten. Insoweit geht die Klinikleitung davon aus, die Marathonschichten erst bis Ende März abgeschafft haben zu müssen. „Die Leitung arbeitet zurzeit mit Hochdruck an einem Modell“, so Asklepios-Sprecher Jens Bonnet. Für rund 80 Prozent der Abteilungen sei das Problem bereits gelöst. Nur für die drei chirurgischen Abteilungen und die Anästhesie stehe eine Lösung noch aus. Darüber verhandelt Asklepios zurzeit mit dem Betriebsrat.

Der hat ein Modell vorgelegt, dem zufolge in der Chirurgie zehn neue Kollegen eingestellt werden müssten. Diesen Vorschlag aber hat die Leitung des AK Altona so nicht akzeptiert. Wobei auch diese davon ausgeht, so Bonnet, „dass es zu Neueinstellungen kommen wird“.

Der Hamburger Tarifvertrag sieht vor, dass Ärzte an Krankenhäusern regulär 40 Stunden die Woche, einschließlich der Bereitschaftsdienste maximal 56 Stunden arbeiten. Die Ärzte haben die Wahl, ob sie ihre Vollarbeitszeit direkt vertraglich auf 48 Stunden aufstocken oder eine Kombination aus Vollarbeitszeit und Bereitschaftsdiensten wählen. Während es für die Dienste in der Nacht und an den Wochenenden bislang weniger Geld gibt, werden sie in Zukunft voll entlohnt. Das entspricht einer Jahre alten Forderung des Europäischen Gerichtshofes (EuGH). Nach dessen Entscheidung im Jahr 2003 gilt der ärztliche Bereitschaftsdienst, der bisher als Ruhezeit bezeichnet wurde, künftig als normale Arbeitszeit.

ELKE SPANNER