Betr.: kinotaz nord

A

Abbitte Großbritannien 2007, R: Joe Wright, D: Keira Knightley, James McAvoy

„England 1935: Die 13-jährige, phantasiebegabte Briony beobachtet in ihrem wohlhabenden Elternhaus Liebesszenen zwischen ihrer Schwester Cecilia und dem Sohn der Haushälterin, Robbie, die sie nicht versteht. Unterstützt von naiven schriftstellerischen Ambitionen, zieht sie aus ihren Beobachtungen die falschen Schlüsse – mit fatalen Folgen. So verändern die Ereignisse eines Sommertages die Leben aller Beteiligten für immer. Der britische Regisseur Joe Wright hat bei der Verfilmung des Erfolgsromans von Ian McEwan viel Gespür für die komplexe Struktur der Geschichte und für Schauspielerführung bewiesen. Knightley hat endlich das pubertär-trotzige Chargieren früherer Rollen abgelegt. Der Drehbuchautor Christopher Hampton hat McEwans weit ausgreifende Prosa klug verdichtet und meistert die Zeitsprünge der Erzählung und ihre wechselnden Perspektiven mit Bravour. So wurde aus dem meisterhaften Roman einer der bewegendsten Liebesfilme der letzten Jahre.“ (Neue Zürcher Zeitung) H, HB, HH, KI

A bout de souffle (Außer Atem) Frankreich 1959, R: Jean-Luc Godard, D: Jean Seberg, Jean-Paul Belmondo / Originalfassung mit Untertiteln

„Als Godard 1959 den Film drehte, hatte er, so sagt er, vom Filmemachen keine Ahnung, er wusste nur, dass er allen Verboten aus dem Weg gehen wollte. Was er aber hatte, das war eine Lust zu spielen, sich auf unberechenbare Situationen einzustellen. Seinen Hauptdarsteller Belmondo etwa, einfach phantastisch in dieser Rolle, ein selbstgesprächiger Spinner, einfallsreich, noch gut aussehend, supercool, wie Paris aus den Rippen geschneidert. Oder Jean Seberg, die lebensdurstige Patricia, die sich vor der Unfreiheit durch Liebe fürchtet und mit einem wunderbaren amerikanischen Akzent spricht. Ein wunderschön bitter-süßer Film in einem vernebelten schwarz-weiß, mit halsbrecherischen Kamerabewegungen durch engste Interieurs, mit einer coolen Klang-Kulisse. Was soll man noch sagen?“ (taz) HH

Aliens vs. Predator 2 USA 2007, R: Colin Strause, Greg Strause, D: Reiko Aylesworth, Steven Pasquale

„Sequel zu ‚Alien vs. Predator‘ aus dem Jahr 2004 von Paul W.S. Anderson (‚Resident Evil‘). Diesmal übernahmen die Brüder Colin und Greg Strause die Regie, die bislang Effekte (für ‚X-Men 3‘) produzierten und Musikvideos (für ‚Nickelback‘) drehten.“ (Cinema) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Alvin und die Chipmunks USA 2007, R: Tim Hill, D: Jason Lee, David Cross

„Trick- und Realfilm um drei Streifenhörnchen (Chipmunks), die durch eine Cartoon-Serie in den 80ern bekannt – und in den USA Kult – wurden. Viel Lärm um Tiere, die es hier gar nicht gibt. So lala.“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, KI, OL

American Gangster USA 2007, R: Ridley Scott, D: Denzel Washington, Russell Crowe

„‚American Gangster‘ ist eine Paraderolle für Denzel Washington: Er spielt mit der kühlen Grandezza eines Gentleman-Mafioso den ersten Schwarzen, dem es in den siebziger Jahren gelingt, in New York ein kriminelles Familienimperium nach italienischer Art aufzuziehen. Indem er auf der Höhe des Vietnam-Kriegs Heroin mit Air-Force-Transportern aus Thailand importiert, wird er zum King der Junkie-Szene. In der Kinoversion dieser Karriere, mit professioneller Bravour von Altmeister Ridley Scott inszeniert, wird dem authentischen Gangster ein fiktiver Cop auf die Pelle gehetzt, ein unkorrumpierbarer Underdog, für den Russell Crowe genau das richtige Knautschgesicht bietet. Star gegen Star: Das Spiel der Gegensätze, die sich anziehen, wirkt abgekartet und erinnert an legendäre Kinovorbilder, doch der Film ist in den USA bereits ein Mega-Blockbuster.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, KI, OL

An ihrer Seite Kanada 2006, R: Sarah Polley, D: Julie Christie, Gordon Pinsent

„Das Ende ihrer Liebe kommt leise und schleichend: Fiona (Julie Christie) leidet an Alzheimer. Trotz der Proteste ihres Mannes Grant (Gordon Pinsent) zieht sie in ein Pflegeheim. Dort muss Grant sie 30 Tage lang allein lassen – am Ende dieser Zeit erkennt Fiona ihren Mann nicht mehr. Mit ihrem Regiedebüt inszenierte die wunderbare Sarah Polley (‚Mein Leben ohne mich‘) trotz ihrer erst 28 Jahre ein reifes, anrührendes Porträt einer Ehe, die von großen Gefühlen und Harmonie, aber auch von Schmerz geprägt ist. Und wenn Grant schließlich sein eigenes Glück für das seiner großen Liebe Fiona opfert, zerreißt es einem schier das Herz.“ (Cinema) HB, HH

Auf der anderen Seite Deutschland 2007, R: Fatih Akin, D: Baki Davrak, Tuncel Kurtiz

„‚Liebe, Tod und Teufel‘ nennt Akin seine Trilogie, die er mit dem exzessiven Amour-fou-Melo ‚Gegen die Wand‘ (2003) begann und nun mit einem Sechs-Personen-Rondo fortsetzt, das verblüffend anders temperiert ist, das ruhig fließt, balladesk erzählt und philosophisch in die Tiefe geht. Sechs Schicksale kreuzen einander auf der Achse Bremen/Hamburg-Istanbul, verwandeln sich in der Begegnung mit dem Tod.“ (tip) H, HB, HH

B

Bee Movie – Das Honigkomplott USA 2007, R: Steve Hickner, Simon J. Smith

„‚Bee Movie‘ surrt über die von ‚Antz‘ und ‚Das große Krabbeln‘ abgestaubten Animationswiesen und zeigt mit seinen etwas sterilen Bildern technisch keinesfalls den State-of-the-Art. Jerry Seinfeld liefert durchweg nettes Rundumfamilienentertainment mit einer zunehmend absurden Geschichte um eine nonkonformistische, sprechende Biene, die sich in eine Menschenfrau verliebt und später die Menschheit wegen Honigdiebstahls verklagt.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Berlin am Meer Deutschland 2007, R: Wolfgang Eißler, D: Robert Stadlober, Anna Brüggemann

„Episoden aus dem Studentenleben einer Berliner Wohngemeinschaft Mitte der 1990er-Jahre. Im Mittelpunkt stehen zwei Freunde, die Musiker werden wollen, aber von unterschiedlichen Karrieren träumen. Während sich dem einen alle Türen öffnen, scheint der andere auf der Stelle zu treten. Richtig kompliziert wird es, als eine Politikstudentin für drei Wochen einzieht. Debütfilm mit hübschen Einfällen und schönen Bildideen, der sich an vielen Facetten eines postpubertären Coming of Age abarbeitet. Zwar nimmt er es mit historischen und anderen Bezügen nicht so genau, überzeugt aber durch die hervorragenden Darstellerleistungen.“ (filmdienst) H, HB, HH, KI, OL

Blindsight Großbritannien 2006, R: Lucy Walker

„Mit atemberaubenden Naturaufnahmen zeigt dieser Dokumentarfilm, wie sechs blinde Teenagern aus Lhasa einen Nebengipfel an der Nordseite des Mount Everest besteigen. ‚Blindsight‘ beleuchtet kritisch die religiös bedingte Stigmatisierung von Blinden in Tibet, erkundet das soziale Umfeld der Schüler und plädiert für Solidarität. Nebenbei porträtiert er die blinde Deutsche Sabriye Tenberken, Gründerin der ersten Blindenschule in Tibet, sowie mit Erik Weihenmeyer den ersten Blinden, der den Mount Everest bestieg.“ (tip) HB, HH, KI

Breaking the Waves Dänemark 1996, R: Lars von Trier, D: Emily Watson, Udo Kier / Originalfassung mit Untertiteln

Von Trier lässt zwei von Herzen gute Menschen mit den Dämonen der Liebe in den Zeiten der Bohrinseln kämpfen, und manchmal kann man es kaum ertragen, ansehen zu müssen, wie die beiden dabei leiden. Von Trier, dem man bis zu diesem Zeitpunkt vorwerfen konnte, dass seine Filme allzu künstliche Stilspielereien und Kopfgeburten waren, inszenierte hier so erbarmungslos realistisch, dass einem das nasskalte Wetter des Films förmlich in die Knochen kriecht. Mit einer nervösen Handkamera gefilmt, die ungeduldig immer noch näher an die Figuren heran will, und sich dabei nicht um Unschärfen, verrissene Bilder oder den ewigen Gelbstich zu scheren scheint, gewinnt von Triers Film eine brutale, fast schmerzhafte Schönheit. (hip) HB

C

Chinatown USA 1974, R: Roman Polanski, D: Jack Nicholson, Faye Dunaway

„Die auf mehreren Ebenen entwickelte Darstellung einer kalifornischen Korruptionsaffäre bei der Planung eines großen Staudammes, deren gesellschaftliche und private Dimensionen durch die Nachforschungen eines Privatdetektivs ans Tageslicht kommen. An Raymond Chandlers Kriminalromanen orientiert, in Stil und realitätsbezogener Darstellung jedoch weit darüber hinausgehende Auseinandersetzung mit der amerikanischen Wirklichkeit nicht nur der 30er Jahre. Zugleich ein Einblick in die psychologische Befindlichkeit einer durch und durch maroden Gesellschaft.“ (Lexikon des internationalen films) HH

Control USA 2007, R: Anton Corbijn, D: Sam Riley Alexandra Maria Lara

„Biografie von Ian Curtis, des Sängers der Post-Punk-Band Joy Division, der 1980 mit seinem Leben nicht mehr fertig wurde und Selbstmord beging. Ein ‚Rockstar-Biopic‘ wollte Starfotograf Anton Corbijn nicht machen. Sein Kinodebüt über die letzten Jahre von Joy-Division-Sänger und Wave-Ikone Ian Curtis ist zwar dennoch eins; doch hält sich der Film fern von Glorifizierungen. Stattdessen zeigt er einen durchschnittlichen Smalltown-Boy mit überdurchschnittlicher Gabe - und tragischem Werdegang. Den Szenen im häuslichen Wohnzimmer gehört ebenso viel Zeit wie den fiebrigen Auftritten Joy Divisions. Hochästhetisch ist das Schwarz-Weiß-Grau der Bilder. Dennoch wirken sie sehr lebendig, nicht zuletzt dank Sam Riley als Curtis.“ (tip) H, HB, HH, HL, KI

D

Darjeeling Limited USA 2007, R: Wes Anderson, D: Owen Wilson, Jason Schwartzman

„Mit seinen Brüdern Peter und Jack hat Francis seit einem Jahr keine Silbe gewechselt. Nach dem Ableben ihres Vaters plant er, auf einer Zugreise durch Indien die Familienbande zu stärken und sich spirituell erleuchten zu lassen. Dabei erlebt das Trio äußerst irdische Komplikationen mit exotischen Hustensäften, Pfefferspray und einer entfleuchten Giftschlange. Kauzig, komisch und klug – mit diesem schrullig-skurrilen Roadtrip präsentiert sich Wes Anderson (‚Rushmore‘) in Bestform. Einmal mehr erzählt er die tragikomische Geschichte einer dysfunktionalen Familie. Eine bittersüße, manchmal unvermutet brutale, bisweilen brüllkomische Tour de Force, die im Gegensatz zu ihrem Vorgänger ‚Die Tiefseetaucher‘ von Abfahrt bis Ankunft unterhaltsam ist.“ (Cinema) H, HB, HH, HL, KI, OL

Dialog mit meinem Gärtner Frankreich 2007, R: Jean Becker, D: Daniel Auteuil, Jean-Pierre Darroussin

„Zwei ehemalige Schulkameraden kommen wieder zusammen, weil der eine, ein Künstler und Maler, nach dem Tod der Mutter in sein Elternhaus im Süden zurückkehrt und dort den verwilderten Garten bestellen will und weil der andere, ein pensionierter Eisenbahner, sich für die Stelle als Gärtner bewirbt. Gemeinsamkeiten haben die beiden Männer Mitte fünfzig keine, aber sie nehmen sich die Zeit, einander besser kennen zu lernen. So kommt es, dass der Gärtner bei aller Bodenständigkeit seine wahren Qualitäten als Philosoph entfalten kann. Man erlebt zwei Welten, die sich befruchten und ergänzen, wobei sich auch die durchaus fühlbaren Klassengegensätze abschleifen. Der ‚Dialog‘ ist Geschichte einer sich behutsam anbahnenden Freundschaft, eine echte Liebesgeschichte zwischen Männern, die ihresgleichen sucht.“ (Neue Zürcher Zeitung) H, HB, HH, OL

Drachenläufer USA 2007, R: Marc Forster, D: Khalid Abdalla, Homayon Ershadi

„‚Drachenläufer‘ wurde wegen einer angedeuteten Vergewaltigungsszene schon vor Monaten kontrovers diskutiert, allerdings hatte ihn damals noch kaum jemand gesehen. Jetzt kann der Film endlich für sich selbst sprechen. Nach dem Bestseller von Khaled Hosseini über einen in den USA lebenden afghanischen Schriftsteller, der zur Begleichung einer alten Schuld im Jahr 2000 in die von den Taliban beherrschte Heimat reist, erzählt Regisseur Marc Forster (‚Monster‘s Ball‘) in präzisen Bildern eine ebenso traurige wie ermutigende Geschichte von Freundschaft und Verrat, wobei ihm der schwierige Spagat zwischen Kunst- und Kommerzkino mühelos gelingt.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, OL

E

1 Mord für 2 USA 2007, R: Kenneth Branagh, D: Sir Michael Caine, Jude Law

„‚1 Mord für 2‘ schildert das Duell zweier Männer, die derselben Frau verfallen sind. In seiner mit Überwachungskameras und technischen Sperenzchen ausstaffierten Luxusvilla empfängt der reiche, alte Erfolgsschriftsteller (Michael Caine) den smarten jungen Kerl (Jude Law), der mit seiner Gattin durchgebrannt ist. Angeblich geht‘s um eine friedliche Aussprache, in Wahrheit beginnt ein mörderisches Katz-und-Maus-Spiel. Der Regisseur Kenneth Branagh präsentiert das Remake eines Stoffs, der 1972 von Joseph L. Mankiewicz mit Laurence Olivier und Michael Caine (damals in der Rolle des Lover-Bürschchens) verfilmt wurde und in Deutschland unter dem Titel ‚Mord mit kleinen Fehlern‘ lief. Schlaumeierische Kritiker maulen nun, das Original sei eleganter, doch davon sollte man sich Branaghs Schauspielerfest nicht verderben lassen. Für Tempo sorgen sprühender, von Harold Pinter gelieferter Dialogwitz sowie allerlei halsbrecherische Turnkunststücke – während Jude Laws ebenso cooles wie herrlich dämliches Überlegenheitsgrinsen dem Zuschauer immer wieder signalisiert, dass gleich sein Gegenspieler wieder Oberwasser kriegt.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, KI, OL

Elizabeth – Das goldene Königreich Großbritannien/Frankreich 2007, R: Shekhar Kapur, D: Cate Blanchett, Geoffrey Rush

Kapur hat fast zehn Jahre nach seinem ersten Elisabeth-Film wieder britische Historie in Pop verwandelt. Die verschiedenen Verschwörungen jener Zeit gegen Elisabeth, die Gründung der Kolonie Virginia in der neuen Welt durch Sir Walter Raleigh, der Konflikt um Maria Stuart, der schließlich zu deren Hinrichtung führte und der Versuch einer Invasion durch die Spanier, der mit der vernichtenden Niederlage der Armada endete: All diese historischen Vorkommnisse bilden hier den Anlass für ein grandioses Unterhaltungskino. Wenn etwas besser in Szene gesetzt werden kann, gehen dabei die geschichtlichen Fakten schnell über Bord. So plündert der Regisseur ungeniert die verschiedenen Genres und inszeniert ein amouröses Stelldichein bei Kerzenlicht genauso bildgewaltig wie den Angriff der britischen Kriegsschiffe auf die Armada. (hip) H, HB, HH, KI, OL

F

Fahr zur Hölle, Liebling (Farewell, My Lovely)USA/Großbritannien 1975, R: Dick Richards, D: Robert Mitchum, Charlotte Rampling

„Die harmlos scheinende Suche nach einer Verschollenen wird für Privatdetektiv Marlowe zu einem lebensgefährlichen Abenteuer. Bis ins Detail stimmiger, trefflich besetzter, spannender Kriminalfilm nach Raymond Chandler. Fesselnd in der treffenden Milieuzeichnung.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Fallen Angels Hongkong 1995, R: Wong Kar-wai, D: Leon Lai, Michelle Reis / Originalfassung mit Untertiteln

„Wong Kar-wais Protagonisten, die das atemlose Lebensgefühl der Nouvelle Vague zu einem panischen Totentanz steigern, haben in diesem Film daraus ihre Konsequenzen gezogen. Sie sind gleichgültig, dem eigenen wie dem fremden Leben gegenüber, sie sind gefallene Engel, die der Film nicht nur im Titel, sondern auch in der Erzählung auf den Punkt bringt. Die Geschichte des melancholischen Mörders, der seines Jobs und seiner Wunden überdrüssig wird, wird sich, anders als in der von Schüssen und dem Gefühl von Zusammenhangslosigkeit durchsiebte Erzählung von Kar-wais ‚Chungking Express‘ durch den ganzen Film ziehen.“ (epd-film) HH

Früchte des Zorns USA 1940, R: John Ford, D: Henry Fonda, John Carradine

„Eine in den 30er Jahren durch die Mechanisierung der Landwirtschaft brotlos gewordene amerikanische Farmersfamilie sucht Gerechtigkeit und eine neue Heimat. Verfilmung des sozialkritischen Romans von John Steinbeck. Eine scharfe Kritik an den Auswüchsen des amerikanischen Kapitalismus und eine poetische Dokumentation des unbeugsamen Lebenswillens der Menschen.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Frühstück bei Tiffany USA 1961, R: Blake Edwards, D: Audrey Hepburn, Mickey Rooney

„Auf einer Ebene eine romantische Komödie mit Audrey Hepburn in ihrer schönsten Rolle und der oscargekrönten Filmmusik von Henry Mancini. Auf einer anderen Ebene aber eine asexuelle Travestie von Truman Capotes Roman ohne viel Schwung. Achten Sie besonders auf Mickey Rooneys exzessiv rassistische Karikatur eines japanischen Fotografen.“ (Christopher Tookey) HB

Der Fuchs und das Mädchen Frankreich 2007, R: Luc Jacquet

„Tiere und Natur – das sind die großen Themen von Luc Jacquet. 2005 drehte der Franzose ‚Die Reise der Pinguine‘ und landete damit einen Welterfolg, gekrönt mit einem Oscar für den besten Dokumentarfilm. Kaum weniger faszinierend ist Jacquets neuer Film: Diesmal erzählt er von der wunderbar erfundenen Freundschaft zwischen einem wilden Fuchs und einem sommersprossigen süßen Fratz. Nach anfänglichen Schwierigkeiten tollen Tier und Kind gemeinsam durch einen utopischen Garten Eden: Jacquet und seine genialen Kameraleute verschmolzen Aufnahmen aus den französischen Alpen und den italienischen Abruzzen zu einem mystisch wirkenden Märchenland, in dem alles möglich erscheint. Kein Film für Zyniker, sondern einer zum Schauen, Staunen und Gernhaben.“ (Cinema) DEL, H, HB, HH, KI, OL

G

Der Goldene Kompass USA 2007, R: Chris Weitz, D: Nicole Kidman, Dakota Blue Richards

„Hexen, sprechende Tiere, und das Geheimnis der verschwundenen Kinder: Nicole Kidman und Neu-James-Bond Daniel Craig in dem effektvollen Düstermärchen, das in einem bizarren Paralleluniversum spielt. Fantasy-Fans dürfen sich auf ein trickgewaltiges Kino-Spektakel freuen, das eine aufregende Story mit durchaus realen Bezügen, ja sogar philosophischen Motiven mischt und nebenbei auch eine kräftige Portion Wissenschaftskritik einfügt. Und die dramatische Schlusssequenz dürfte dafür sorgen, dass viele die Fortsetzung „Das magische Messer“ kaum abwarten können.“ (Cinema) DEL, H, HB, HH, KI, OL

H

Harry, un ami qui vous veut du bien (Harry meint es gut mit dir) Frankreich 2000, R: Dominik Moll, D: Laurent Lucs, Sergi Lopez / Originalfassung mit Untertiteln

„Bösartige Thrillerkomödie über die alte, aber immer wieder erfrischende Geschichte vom vermeintlichen Biedermann als durchtriebenen Brandstifter.“ (Blickpunkt: Film) HB

Hearts of the World USA 1918, R: D.W. Griffith, D: Lillian Gish, Dorothy Gish / Stummfiom mit Klavierbegleitung

„Kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges in einem französischen Dorf: Ein junges Paar ist glücklich verliebt. In die ländliche Idylle bricht die Nachricht von der Mobilisierung der Truppen und die Männer ziehen in den Krieg. Griffith hatte mit französischen und britischen Truppen Originalaufnahmen an der Front gedreht und in die Spielhandlung integriert.“ (Kino 46) HB

Hero Hongkong/China 2002, R: Zhang Yimou, D: Jet Li, Maggie Cheung

„Am Hof des Königs von Qin schildert ein namenloser Krieger, wie er die drei gefährlichsten Feinde des Herrschers getötet hat. Handwerklich brillante Heldensaga aus der Zeit der chinesischen Reichsgründung im 3. Jahrhundert v. Chr., deren opulent-opernhafte Inszenierung einen Höhepunkt des Martial-Arts-Genres markiert. Eine traumhafte Bilderorgie voller filmischer Einfälle, Witz und Stilisierungen, deren Botschaft insofern strittig ist, als die Fabel sowohl als Kotau vor den derzeitigen Machthabern als auch als Plädoyer für Widerstand und Selbstbehauptung gelesen werden kann.“ (filmdienst) HB

Herr Figo und das Geheimnis der Perlenfabrik Argentinien/Spanien 2006, R: Juan Pablo Buscarini, D: Delfina Varni, Fabián Mazzei

„Moderne Version einer alten spanischen Legende um eine Maus, die nachts unter Kopfkissen versteckte, ausgefallene Zähne von Kindern gegen Münzen austauscht. Bei der Erfüllung ihrer Mission fällt sie dem Komplott eines unloyalen Mäuse-Mitarbeiters und eines geldgierigen Menschen zum Opfer, wird aber von einem kleinen Mädchen und deren Cousin gerettet. Mit viel Tempo und Humor, aber auch ruhigen Momenten und nachdenklichen Zwischentönen inszenierter Familienfilm, der geschickt Real- und Animationsfilm mischt und ein sympathisches Plädoyer für das Bewahren der Kindheit und den Glauben an die Fantasie-Welt hält.“ (filmdienst) H, HB, HH, HL, KI, OL

Hitman – Jeder stirbt alleine Frankreich/USA 2007, R: Xavier Gens, D: Timothy Olyphant, Dougray Scott

„Der vom französischen Kinopapst Luc Besson (‚Léon – Der Profi‘) produzierte Actionfilm basiert auf den gleichnamigen, preisgekrönten Videospielen um den Mann mit dem tätowierten Strichcode auf dem Hinterkopf. ‚Hitman‘ ist eine wüste, wirre Ballerorgie, die mit einer Verschwörung in Osteuropa beginnt und als konventionelle Rächerstory endet. Olyphant überzeugt in der Titelrolle nicht wirklich. Sein eindimensionales Killer-Posing mag den Videospielen exakt nachempfunden sein, doch er wirkt zu sehr wie ein Kampfhund in Yul-Brynner-Verkleidung. Und die Szenen, in denen er wütend die Zähne fletscht, geraten ihm unfreiwillig komisch. Regisseur Xavier Gens, der zuvor Musikvideos und Werbespots drehte, legt mit seinem Regiedebüt ein knalliges Killerspektakel vor, das merklich von den Bleigewittern eines John Woo inspiriert ist, aber ähnlich seelenlos bleibt wie sein chronisch unterkühlter Held.“ (Cinema) H, HB, HH, KI, OL

Hope Polen/Deutschland 2007, R: Stanislaw Mucha, D: Rafal Fudalej, Wojciech Pszoniak

„Schade! Das Spielfilmdebüt des polnischen Dokumentaristen Stanislaw Mucha (‚Absolut Warhola‘) enttäuscht durch eine krude Story ohne dramatischen Bogen. Jurastudent Frantisek beobachtet, wie ein renommierter Galerist das kostbare Altarbild aus einer Kirche stiehlt. Statt den Dieb der Polizei zu melden, versucht Frantisek, ihn zur Rückgabe des Bildes zu bewegen. Leider verliert Mucha in seinem hübsch fotografierten Drama Motivation und Ziele seiner von durchweg guten Schauspielern gespielten Figuren dauernd aus den Augen und zerfasert die Geschichte durch unnötige Seitenstränge. Eigenartig: Trotz vieler Schwächen ist der Film irgendwie sympathisch.“ (Cinema) HH

I

I Am Legend USA 2007, R: Francis Lawrence, D: Will Smith, Alice Braga

„‚I Am Legend‘ zeigt eine faszinierende Horrorvision der nahen Zukunft: ein entvölkertes New York. Eine Epidemie hat die gesamte Menschheit dahingerafft – bis auf den zähen Wissenschaftler Robert Neville (Will Smith). Begleitet von seiner Schäferhündin, jagt Neville mitten in Manhattan Hirsche; er selbst wiederum passt ins Beuteschema lichtscheuer Monster, die immer aggressiver werden. Der Endzeit-Thriller, inszeniert vom Musikvideo-Regisseur Francis Lawrence, ist bereits die dritte Verfilmung des Science-Fiction-Romans von Richard Matheson (nach 1964 mit Vincent Price und 1971 mit Charlton Heston), doch über weite Strekken von zeitlos schöner Schockwirkung.“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

I’m a Cyborg, But That’s OK Südkorea 2006, R:Park Chan-wook, D: Lim Su-jung, Rain

„Young-goon hält sich für einen Cyborg. Gefühle kann sie sich nicht leisten. Als sich das Mädchen ein Stromkabel intravenös zu verlegen versucht, wird es wegen Suizidgefahr in eine Nervenklinik gebracht. Allein das lästige Mitgefühl hält den selbst ernannten Kampfandroiden noch von einem blutigen Rachefeldzug gegen Ärzte und Schwestern ab. Der Mitinsasse und Kleptomane Il-sun soll ihr die Empathie stehlen, raubt ihr jedoch stattdessen die Angst vor dem Lebendigsein. Der exzentrische Film entpuppt sich als phantasievolle Jugendfindungs- und Liebesgeschichte – durchgedreht und doch durch und durch menschlich, wie seine Protagonisten.“ (Rheinischer Merkur) HL

Ich weiß, wer mich getötet hat USA 2007, D: Chris Sivertson, D: Lindsay Lohan, Julia Ormond „Nach einer zweiwöchigen Entführung wird das weibliche Opfer eines Serienkillers schwer verletzt, aber lebend gefunden, weiß jedoch fortan nichts mehr von seiner ursprünglichen Identität und auch nicht von Verwandten und Bekannten. Unerklärliche Albträume und Verletzungen veranlassen das Mädchen, nach der Identität des Täters, aber auch seiner eigenen zu forschen. Hanebüchen konstruierter, darstellerisch und handwerklich unterdurchschnittlicher Psychothriller mit reißerisch eingesetzten Ekelszenen.“ (filmdienst) BHV, DEL

Into the Wild USA 2007, R: Sean Penn, D: Emile Hirsch, Marcia Gay Harden

„Intensive Adaption des Tatsachenromans von Jon Krakauer über einen jungen Mann, der 1992 seine alte Existenz hinter sich ließ, um in der Wildnis zu leben. Sean Penn nimmt sich des schwierigen Thema in seiner vierten – und besten! – Regiearbeit an und macht daraus einen Film, der gleichzeitig einfühlsame Charakterstudie, packendes Abenteuer und eindringliches Survival-Drama ist, mit einem überragenden Emile Hirsch (‚Speed Racer‘) in der Hauptrolle. Pearl-Jam-Sänger Eddie Vedder steuerte Songs zum Soundtrack bei.“ (Blickpunkt:Film) HB, HH

J

Joshua USA 2007, R: George Ratliff, D: Sam Rockwell, Vera Farmiga

„Das Paar Brad und Abby Cairn ist glücklich, schließlich haben sie gerade ihr zweites Kind zur Welt gebracht. Außerdem verhält sich ihr 9-jähriger Joshua, der sein Talent fürs Klavierspielen von Abbys Bruder Ned geerbt zu haben scheint, überaus verständnisvoll. Nur Brads Mutter Hazel beharrt misstrauisch auf ihrer Ansicht, Joshua würde Neid und Missgunst unter einem Poker-Face verbergen. Die vermeintlich heile Familie ist nicht zum ersten Mal Brutstätte für einen psychologisch fundierten und mit glaubwürdigen Charakteren versehenen Horrorthriller, wenn sich ein Wunderkind ähnlich wie Macaulay Culkin in „Das zweite Gesicht“ als Satansbraten entpuppt.“ (kino.de) HH

K

Kabadayi – Für Liebe und Ehre Türkei 2007, R: Ömer Vargi, D: Sener Sen, Kenan Imirzalioglu

„Ali Osman ist pensioniert. In seiner Jungend hingegen waren er und seine Freunde die Fürsten der Straßen, die Beschützer der Schwachen. Jetzt sind die Revolver lange schon gegen Brettspiele eingetauscht, doch dann legt sich sein Sohn mit der Mafia an. Die Angelegenheit seines Sohnes wird zur Ehrensache und auch Devran erkennt, dass Ali nichts von seinem früheren Kampfgeist verloren hat. So wagt die beschauliche Altherrenclique noch einmal einen Aufstand gegen die Drogenmafia.“ (tiscali.kino) H, HH

Keinohrhasen Deutschland 2007, R: Til Schweiger, D: Til Schweiger, Nora Tschirner

„Mit einer Mischung aus Selbstironie und Selbstgefälligkeit spielt Schweiger einen aasigen Weiberhelden, den Berliner Boulevardreporter Ludo, der gemeinsam mit dem Fotografen Moritz die Hauptstadtprominenz belästigt. Ludo platzt unangemeldet in die Verlobungsfeier von Boxer Wladimir Klitschko (recht überzeugend dargestellt von Klitschko persönlich) mit der Schauspielerin Yvonne Catterfeld und demoliert aus Versehen die festlich gedeckte Tafel. Derart muffige Rollenmuster haben die meisten modernen Hollywood-Filme seit Jahren überwunden. In ‚Keinohrhasen‘ dagegen muss die schüchterne Anna (Nora Tschirner) vor dem Spiegel sogar eine Liebeserklärung üben. Kürzer, knapper müsse das Ganze rüberkommen, erkennt sie bald – ein Ratschlag, den der Filmemacher Schweiger leider missachtet hat. Stattdessen dehnt er selbst die gelungenen Gags derart schamlos, bis auch der letzte Lacher auf der Strecke bleibt.“ (Der Spiegel) BHV,DEL, H, HB, HH, KI, OL

Der Klang des Herzens USA 2007, R: Kirsten Sheridan, D: Freddie Highmore, Keri Russell

„Ein Elfjähriger, der gleich nach seiner Geburt zur Adoption freigegeben wurde, macht sich auf, um seine Eltern zu suchen. Beim Überleben auf der Straße hilft ihm seine große Musikalität, die ihn zum gefeierten Musiker aufsteigen lässt und auch die Familienzusammenführung ermöglicht. Ungewöhnlicher Kinderfilm mit Anleihen bei Charles Dickens’ ‚Oliver Twist‘. In Gestalt eines allzu ehrgeizigen Musikfilms kann er die einzelnen Handlungsstränge jedoch nicht zum schlüssigen Ganzen formen und bietet musikalisch in erster Linie Kitsch.“ (filmdienst) H, HH

Kleiner Dodo Deutschland 2007, R: Thilo Graf Rothkirch, Ute von Münchow-Pohl

„Ein Animationsfilm für kleine Kinofans aus der Schmiede, die auch für ‚Lauras Stern‘ und den ‚Kleinen Eisbären‘ verantwortlich zeichnete: Orang-Utan-Nachwuchs Dodo findet im Regenwald ein rätselhaftes ‚Dingsbums‘, dem man tolle Töne entlokken kann: eine Geige! Ein einzelgängerischer Artgenosse, der das Instrument beherrscht, gibt diese Kunst an den Kleinen weiter. Bei seinen Abenteuern wird das Äffchen mit der Musik als Quelle von Inspiration und Heilung vertraut. Der kindgerechte Spaß wartet mit sympathischen Charakteren und ansprechender Animation auf.“ (Rheinischer Merkur) BHV, DEL, H, HB, HH, KI, OL

L

Lissi und der wilde Kaiser Deutschland 2007, R: Michael Herbig

„In seiner Grundidee beruht Herbigs Animationsfilm auf Sketchen aus seiner Fernsehshow ‚bullyparade‘, um die herum man eine zunächst etwas pomadig in die Gänge kommende Story gestrickt hat: die traute Zweisamkeit von Kaiser Franz und seiner Gemahlin Lissi wird jäh gestört, als die Kaiserin vom Yeti entführt wird. Die 3-D-Animation ist durchaus ordentlich; Parodien, Wortspiele und die Arbeit mit Dialekten machen ‚Bullys‘ bewährten Witz aus. Einen Dauerbrüller sollte man sich allerdings nicht erwarten.“ (tip) HB, HH

M

The Man Who Shot Chinatown Deutschland 2007, R: Axel Schill / Stephanie Bahr / Originalfassung mit Untertiteln

„Das amerikanische Kino der siebziger Jahre verdankt einen Gutteil seines aufregenden Stils dem Kameramann John A. Alonzo. Er hat nicht nur für Roman Polanskis ‚Chinatown‘ die Bilder verantwortet, sondern auch für ‚Vanishing Point‘, ‚Scarface‘, ‚Harold and Maude‘ und ‚Norma Rae‘ zum Beispiel. Axel Schill befragt in seinem Debütfilm Richard Dreyfuss und Sally Field, die mit Alonzo gearbeitet haben, Haskell Wexler, der mit ihm befreundet war, William Friedkin, der ihn bewunderte, Studenten, die von ihm gelernt haben, und seine Witwe. Und er zeigt Alonzo selbst in Archivaufnahmen und Filmausschnitte von seiner Arbeit. Kein Kommentar belehrt uns. Stattdessen können wir selber sehen, was Alonzo so besonders macht.“ (Frankfurter Allgemeine) H

Maskeli Besler 3: Die maskierte Bande – Zypern Türkei 2008, R: Safak Sezer, D: Cengiz Küçükayvaz, Melih Ekene

Dies ist der dritte Teil einer sehr erfolgreichen Komödienserie, in deren Mittelpunkt die Abenteuer einer türkischen Panzerknackerbande stehen. (hip) KI

Mein bester Freund Frankreich 2006, R: Patrice Leconte, D: Daniel Auteuil, Dany Boon

„Ein skrupelloser Pariser Antiquitätenhändler ist nicht zur Freundschaft fähig. Mit einer Wette will er das Gegenteil beweisen und binnen zehn Tagen einen wahren Freund präsentieren. Einsatz ist eine antike Vase, für deren Besitz er zu allen Gemeinheiten fähig scheint. Opfer und Studienobjekt wird der Taxifahrer Bruno, ein normannischer Jack Lemmon, der seinerseits unter Versagensängsten leidet. Freundlich bissige Komödie um die Geheimnisse von Männerfreundschaften.“ (tip) BHV, HB, HH

Mr. Magoriums Wunderladen USA 2007, R: Zach Helm, D: Dustin Hoffman, Natalie Portman

„Wird man nach 114 Jahren als Betreiber eines Spielzeugladens, in dem die Auslagen ein hyperaktives Eigenleben annehmen, zwangsläufig gaga? In ‚Mr. Magoriums Wunderladen‘ jedenfalls turnt Dustin Hoffman als magischer Zausel zwischen den Regalen herum, während Regisseur Zach Helm mit viel Instant-Filmmagie einen Budenzauber veranstaltet, den er als universellen Kindertraum verkaufen möchte. Mit seiner abgefüllten Zuckerrauschwunderwelt lässt der Film allerdings kaum Platz für Imagination und Einfälle, die über die behauptete Originalität hinausgehen.“ (tip) H, HB

N

Der Nebel USA 2007, R: Frank Darabont, D: Thomas Jane, Marcia Gay Harden

„Mit Stephen King Verfilmungen ist das so eine Sache. Da Frank Darabont mit ‚The Green Mile‘ und ‚Die Verurteilten‘ bereits ganz großes Kino geboten hat, hatte ich einigermaßen hohe Erwartungen an seiner Adaption ‚Der Nebel‘. Mysteriöser Nebel zieht über die Stadt. Menschen im Supermarkt erleben einige Szenen, die sie nach anfänglicher Skepsis dazu veranlassen, den Laden unter keinen Umständen verlassen zu wollen. Das Böse aus dem Nebel greift an, man versucht sich zu wehren. Es gibt Opfer, die Verzweiflung steigt. Bestes Klima für eine religiöse Fanatikerin unter ihnen, die immer mehr ‚Ungläubige‘ in ihren Bann ziehen kann. Ein kleiner Trupp bleibt bei Verstand, droht Opfer der Fanatiker zu werden. Die Geschichte hätte viel Spielraum für Horror und Spannung geboten, aber leider gingen viele Szenen und Dialoge nicht über RTL2-Eigenproduktion-Qualität hinaus. Das hat viel von der Handlung und der Dramatik (zum Ende hin) beinahe ins Lächerliche gezogen.“ (hausfrau.blog) BHV; DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

O

Once Irland 2006, R: John Carney, D: Glen Hansard, Markéta Irglová

„Ein romantisches unkitschiges Musical ist der irische Publikumsfavorit des letzten ‚Sundance‘-Filmfestivals, der von einem jungen Straßenmusikanten und Staubsauger-Reparateur erzählt. Dieser singt sich in der Fußgängerzone Dublins den Schmerz des Verlassenwerdens von der Seele. Eine alleinerziehende Blumenverkäuferin und begabte Pianistin aus Tschechien wird auf ihn aufmerksam und kehrt am nächsten Tag, ihren kaputten Staubsauger hinter sich herziehend, zu ihm zurück. Der Beginn einer auch musikalisch hinreißenden Annäherung jenseits aller Hollywoodklischees - ebenso skurril wie realistisch und herzerwärmend.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, HH, KI, OL

P

Persepolis Frankreich/USA 2007, R: Marjane Satrapi & Vincent Paronnaud

„Mit ihren erfolgreichen autobiografischen Graphic novels hat die Exiliranerin Marjane Satrapi, die heute in Paris lebt, ein Fenster in ihre frühere Heimat geöffnet, das einen Blick aus überraschender Perspektive bietet. Satrapis schwarzweisse, in gewollt naivem Stil gezeichneten Comics sind nun in einen kongenialen Animationsfilm umgesetzt worden. ‚Persepolis‘ erzählt die Lebensgeschichte der Autorin vor dem Hintergrund der Islamischen Revolution in Iran. Aus dem aufgeweckten und aufsässigen Kind wurde eine rebellische Jugendliche, die von ihren liebenden Eltern zu ihrem eigenen Schutz nach Europa geschickt wurde. Die Geschichte erfreut sich, auch hinsichtlich der historischen Fakten, einer konsequent subjektiven Haltung, die bisweilen ins Larmoyante abzurutschen droht, sich aber immer wieder mit schwarzem Humor gegen aufkommendes Selbstmitleid wappnet. In seinem selbstironisch-polemischen Ton ist ‚Persepolis‘ Schwarzweissmalerei der ergötzlichsten Art.“ (Neue Zürcher Zeitung) BHV, H, HH

Die Prophezeiungen von Celestine USA 2006, R: Armand Mastroianni, D: Matthew Settle, Thomas Kretschmann

„Ein Amerikaner schließt sich in Peru einer Gruppe an, die acht mysteriöse Prophezeiungen entschlüsseln und eine neunte finden will. Jedoch versuchen ein dubioser Geschäftsmann, Militärs und ein Kardinal zu verhindern, dass diese spirituellen Schriften, die eine grundlegende Wende im Denken der Menschen bewirken sollen, bekannt werden. Der Abenteuerfilm nach James Redfields Buch propagiert dessen esoterische Ideen, was aufgrund der dilletantischen Umsetzung aber in jeder Hinsicht scheitert.“ (filmdienst) HB, HH

P. S. Ich liebe dich USA 2007, R: Richard LaGravenese, D: Hilary Swank, Gerard Butler

„Schmonzette um eine Frau, die nach dem Tod ihres Mannes per Schnitzeljagd den Glauben an die Liebe wiederfinden muss. In der Zeit, die dieser Film dauert, könnten Sie auch prima joggen gehen, die Steuererklärung machen, was Schönes kochen oder lesen.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

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Ratatouille USA 2007, R: Brad Bird

„Aus die Maus! Seit die Computertrick künstler des Pixar-Studios (‚Findet Nemo‘) die Animationsabteilung des Disney-Konzerns leiten, herrscht dort ein geradezu subversiver Geist: Der Held der neuen Disney/Pixar-Produktion ‚Ratatouille‘ ist ausgerechnet eine Ratte. Remy heißt das Tier, ein kleiner Feinschmecker, der lieber Rohmilchkäse als Abfall frisst und von einer Karriere als Koch träumt. Durch Zufall und die Kanalisation landet Remy in der Küche eines Pariser Gourmetrestaurants. Brad Bird (Drehbuch und Regie) ist eine wunderbare Trickkomödie gelungen, genau jene Mischung aus Humor, Sentiment und Spannung, die man in aktuellen US-Filmen sonst meist vergeblich sucht. Wer war noch mal Micky Maus?“ (Der Spiegel) H, HB, HH, KI, OL

S

Science of Sleep Frankreich 2005, R: Michel Gondry, D: Gael Garcia Bernal, Charlotte Gainsbourg / Originalfassung mit Untertiteln

„Stéphane, ein Mexikaner in Paris, erweist sich als hoffnungsloser Träumer, wenn er unter anderem eine Zeitmaschine erfindet, um 1 Sekunde in die Zukunft zu reisen. Einzig Stéphanie von nebenan scheint Stéphane in seine Welt folgen zu wollen. Et voilà: Er verliebt sich in sie, sie sich hingegen nicht in ihn; so dass mancher Traum Wirklichkeit wird und die Wirklichkeit sich zu einem wahren Albtraum auswächst. Indes der Autor-Regisseur Michel Gondry, ebenfalls in kindlichem Übermut, seine entzückenden Kunststücke am liebsten alle auf einmal vorführen möchte – die Pappmaché-Autos, das Zellophanwasser wie aus einem russischen Trickfilm, die wollenen Schäfchenwolken –, bis unsre Lider schwer … und schwerer werden.“ (Neue Zürcher Zeitung) HB

Sehnsucht Self-Made Paradise Deutschland 2008, R: Christoph Schuch

„Auf der Suche nach skurrilen Künstlern fährt ein deutsches Filmteam durch den menschenleeren Norden Finnlands. Da gibt es einen Bildhauer, der die Landschaft mit Figuren in Yogapositionen füllt, einen Schamanen oder einen verrückten Fotografen, der kichernde Frauen in Brautkleidern im Sumpf ablichtet. ‚Ungewöhnliche Leute machen ungewöhnliche Sachen an ungewöhnlichen Orten‘, mag die Idee hinter dieser langatmigen Reise in grob geschnittener Postkartenoptik gewesen sein. Aber eine Idee ist noch lange kein Kinofilm.“ (Cinema) H, HB, HH, HL, OL

Sherlock Jr. USA 1924, R: Buster Keaton, D: Buster Keaton / Stummfilm mit Klavierbegleitung

„Ein Film über die Macht des Kinos: Der von Buster Keaton gespielte Filmvorführer eines typischen Großstadtkinos der 20er Jahre mit Orchester und Dirigent träumt sich in den von ihm projizierten Film hinein und nimmt das Personal aus seinem eigenen Leben gleich mit. Während ihm im Alltag todsicher mißlingt, war er sich vorgenommen hat, entgeht er im Film nicht nur allen ihm zugedachten Todesarten mit spielerischer Leichtigkeit. Die tricktechnischen Kenntnisse der Ausstatter, der Wagemut des sich in allen Szenen selbst spielenden Hauptdarstellers und der Filmschnitt verleihen der Verfolgungsjagd ein unglaubliches Tempo. Und selbst der Schlußgag hält die Essenz des Kinos fest: Es ist weniger ein Ort der Erziehung als der des Traumes.“ (Reclam Filmklassiker) HB

Spuren eines Lebens USA/Deutschland 2007, R: Lajos Koltai, D: Claire Danes, Toni Collette

„Nur selten finden sich Hollywoods Leading Ladys zu einer solch geballten Leinwand-Präsenz zusammen wie in diesem Melodrama, das mit Vanessa Redgrave und Meryl Streep, deren Töchtern Natasha Richardson und Mamie Gummer sowie Glenn Close, Claire Danes und Toni Collette ein beeindruckendes Staraufgebot vorweisen kann. Mit Michael Cunningham (‚The Hours‘) kommt zudem ein renommierter Drehbuchautor hinzu. Herausgekommen ist indes nur eine schale Schmonzette um die Erinnerungen einer alten Frau an ihre grosse Liebe und an einen Hochzeitstag, der ein tragisches Ende nimmt. Ohne die erwartungsgemäss guten darstellerischen Leistungen wäre dieser sentimentale und vorhersehbare, aufs weibliche Publikum abzielende Film nur schwer erträglich.“ (Neue Zürcher Zeitung) H, HB, HH, KI

T

Tarnation USA 2003, R: Jonathan Caouette / Originalfassung mit Untertiteln

„Das kommt davon, wenn eine Videokamera in Kinderhände gelangt und aus dem Kind ein schwuler Schauspieler und Filmemacher wird! Tarnation ist das Selbstportrait des 31-jährigen Jonathan Caouette. Seit seinem elften Lebensjahr dokumentiert Caouette sein Leben und das seiner kaputten Familie. Die Videokamera wird für ihn zum Mittel, um dem alltäglichen Drama zu entfliehen und gegen seine Persönlichkeitsstörung anzukämpfen. ‚Tarnation‘ (produziert von Gus van Sant) ist ein psychedelischer Wirbelwind von Schnappschüssen, Super-8-Homemovies, Nachrichten auf Anrufbeantwortern, Videotagebüchern, frühen Kurzfilmen und Bruchstücken aus der Pop-Kultur der 80er.“ (Kommunalkino Hannover) HB

Todeszug nach Yuma USA 2007, R: James Mangold, D: Russell Crowe, Christian Bale

„Ein Farmer steht wegen einer Dürreperiode am Rande des Ruins und übernimmt gegen Bezahlung die Verantwortung für einen Gefangenentransport, bei dem ein Räuber überstellt werden soll. Remake des Western-Klassikers ‚Zähl bis drei und bete‘ (1956), der von der ironischen Brechung von Genre-Formen zehrte und den Zynismus der Italowestern vorwegnahm. Der neue Film kompensiert seinen Mangel an Originalität durch Action, findet aber keinen Zugang zum Stoff, der über das heute nicht mehr wirksame Spiel mit traditionellen Genre-Formen hinausgehen würde.“ (filmdienst) HB, HH

Tödliche Versprechen – Eastern Promises USA/Kanada/Großbritannien 2007, R: David Cronenberg, D: Viggo Mortensen, Naomi Watts

„‚Eastern Promises‘ setzt erfolgreich fort, was Cronenberg mit seinem letzten Film ‚A History of Violence‘ bereits gelungen war, eine Verbindung nämlich zu knüpfen zum Mainstream, ohne seine künstlerischen Eigenheiten, seine immense Genauigkeit und seinen inzwischen völlig schlackenfreien Stil zu opfern. Der Film, der ins Herz der Russenmafia in London führt, beginnt mit einer Geburt und zwei Todesfällen. Die Zerstörung von Körpern, die Zeit, die es dauert, Leben in ihnen auszulöschen, die Anstrengung, die es braucht, das mutwillig zu tun, die Menge Blut, die aus ihnen fließen kann, die Geräusche, die das macht, und wie es unter der Haut aussieht, all das betrachtet Cronenberg mit großem Ernst und ohne die banale Beiläufigkeit, mit der im Kino meist gemordet und gestorben wird. Dass er gleichzeitig das Genre bedient, dass er Schauspieler hat, die das tragen können – Viggo Mortensen, der von Film zu Film besser wird, Naomi Watts, Vincent Cassel und Armin Müller-Stahl –, und dass er seinen Szenen nicht durch Rücksichtnahme auf Prüderien oder Eitelkeiten die Kanten abschleift, macht ‚Eastern Promises‘ in der Tat zu einem der großen Filme dieses Herbstes.“ (Frankfurter Allgemeine) H, HB, HH, KI, OL

V

Vampyr – Der Traum des Allan Gray Deutschland/Frankreich 1932, R: Carl Theodore Dreyer, D: Julian West, Henriette Gérard

„Allan Gray kommt auf einer Reise spät in der Nacht zu einem einsam gelegenen Gasthof. Als er dort übernachtet, hat er einen seltsamen Traum: Er ist zu Gast auf einem Schloss, in dessen Umgebung ein Vampyr in Gestalt einer alten Frau Unheil verbreitet. Dreyers Film erzählt keine durchgängige Geschichte, sondern inszeniert Szenenfolgen mit sparsamen Dialog-Fetzen und verzichtet auf Gruseleffekte. Das Grauen erwächst aus dieser traumhaft-irrealen Atmosphäre.“ (Kino 46) HB

Verwünscht USA 2007, R: Kevin Lima, D: Amy Adams, Patrick Dempsey

„Schöne bunte Disney-Welt: ‚Verwünscht‘ beginnt so, wie ein Disney-Film beginnen muss – als Zeichentrickmärchen in einem verzauberten Königreich. Aber dank der fiesen Königin Narissa landet Prinzessin Giselle schon nach kurzer Zeit im heutigen New York – und ‚Verwünscht‘ geht als Realfilm weiter. In dieser zynischen Großstadt erlebt die naive Giselle haarsträubende Abenteuer – und verzaubert mit ihrem Charme nicht nur den Scheidungsanwalt Robert. ‚Verwünscht‘ spielt selbstironisch mit nahezu allen Klischees klassischer Disney-Trickfilme, bleibt deren versöhnlichem Geist aber stets treu. Und das macht dieses flotte, zuckersüße Prinzessinnen-Abenteuer zum perfekten Weihnachtsfilm für die ganze Familie.“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, KI, OL

Volver – Zurückkehren Spanien 2006, R: Pedro Almodóvar, D: Penélope Cruz, Carmen Maura / Originalfassung mit Untertiteln

„Es sind keine schrillen Weiber am Rand des Nervenzusammenbruchs, die Pedro Almodóvar hier inszeniert, sondern Frauen, die mitten im Leben stehen, lebende und höchst lebendige Tote. ,Surrealistischen Naturalismus‘ nennt der Spanier sein Stilprinzip, das ihm erlaubt, mühelos zwischen der Welt der Lebenden und derjenigen der Toten zu wechseln und sein großartiges Frauenensemble durch eine Geschichte zu dirigieren, in der sich Witz und unvermittelter Ernst, Komik und plötzliche Beklemmung auf bezaubernde Weise die Hand reichen. Das kulminiert in den Szenen, in denen die tote Mutter (Carmen Maura) den Schwestern Sole (Lola Dueñas) und Raimunda erscheint, letztere verkörpert von einer hinreißend schönen Penélope Cruz, der der Regisseur auf erotische Weise huldigt.“ (Neue Zürcher Zeitung) HB

W

Wild at Heart USA 1990, R: David Lynch, D: Nicolas Cage, Laura Dern

So oder so – David Lynch traf mit diesem Film die Nerven seiner ZuschauerInnen. Die einen wendeten sich angewidert von diesem „spekulativen Machwerk“ ab, die anderen ließen sich auf Lynchs Obsessionen ein und genossen sein geniales Durcheinander aus Komödie, Märchen, Roadmovie, Krimi, Erotik, Kunst und Ekel. (hip) HH

Wir verstehen uns wunderbar Frankreich 2006, R: Antoine de Caunes, D: Charlotte Rampling, Jean Rochefort

„Der Titel ist natürlich purer Sarkasmus. Denn das Wiedersehen zwischen einer britischen Kinodiva und dem französischen Regisseur, mit dem sie fünf Filme drehte, verläuft stürmisch. In den 70ern waren sie das Glamour-Traumpaar schlechthin, ihre Romanze inklusive Scheidung füllte die Klatschspalten. Jetzt soll sie ihm einen Preis überreichen, muss dazu aber fast geprügelt werden. Charlotte Rampling und Jean Rochefort verquikken britischen Humor und französischen Esprit aufs Eleganteste. Aus ihrem Zusammentreffen schlägt der Film wunderbare Screwball-Funken - man stelle sich Elizabeth Taylor und Richard Burton 30 Jahre später vor!“ (Cinema) H, HB, HH, HL, KL, OL

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Die zweigeteilte Frau Frankreich/Deutschland 2007, R: Claude Chabrol, D: Ludivine Sagnier, Benoît Magimel

„Sex, Eifersucht, pervertierte Unschuld sind die Lieblingsthemen des sarkastischen Altmeisters Claude Chabrol. Hier serviert er sie so brillant wie lange nicht mehr. Das Eifersuchtsdrama „Die zweigeteilte Frau“ breitet genüßlich eine verhängnisvolle Affäre aus, die hurtig voranschreitet und immer neue verblüffende Wendungen parat hält. Mitwirkende sind ein eitler Geck von Schriftsteller, eine ehrgeizige Kindfrau von der Wetterberichtsfront, eine sexy Lektorin und ein überforderter Ehemann, der in die Raserei getrieben wird.“ (tip) H, HB, HH, KL, OL