Streit um Methadon-Programm
: Überleben ist wichtiger als Abstinenz

Immer wieder stellte die CDU-Abgeordnete Rita Mohr-Lüllmann im gestrigen Untersuchungsausschuss „Kevin“ die entsprechenden Fragen, bis es endlich ausgesprochen wurde: „Die betrachten Drogenabhängigkeit als alternativen Lebensstil“ und „Um Drogenfreiheit geht es in der Substitutionsbehandlung oft gar nicht.“

Kommentar vonEiken Bruhn

Ein schön klares Signal an die konservative Wählerschaft: Wir, die Schwarzen, sind gegen Drogen und dafür, dass Junkies ihre Sucht loswerden. Die Roten, das sind die Luschis, die Heroinabhängige in Watte packen, anstatt sie in den Arsch zu treten.

Dass es Sozialarbeiter und Ärzte gibt, die sich wie im Fall von Kevins Ziehvater von Süchtigen vorführen lassen, ist bitter. Noch bitterer ist aber ein Bild von Suchtkranken als Menschen, die sich aus freien Stücken dafür entscheiden vor die Hunde zu gehen – und es ebenso gut rückgängig machen könnten. Seien es Heroinabhängige, Alkoholiker, Kettenraucher, Bulimikerinnen oder Kauf- und Computersüchtige – extremes Suchtverhalten wird von Fachleuten als sehr schwierig zu behandelnde chronische Krankheit betrachtet, weil sie tief in der Persönlichkeit eines Menschen verankert ist. In diesen Fällen ist „schlichtes Überleben“ tatsächlich ein höheres Ziel als „totale Abstinenz“.