Obdachlosen-Nächte sind lang und kalt

Erstmals veranstaltet der Arbeitskreis der Wohnungsnot heute die „Nacht der Wohnungslosenhilfe“ – nach dem Konzept der langen Nächte. Neun verschiedene Betreuungseinrichtungen und prominente Paten nehmen daran teil

In Berlin leben ungefähr 7.000 Wohnungslose. Die Leute, die sich professionell oder ehrenamtlich um die Nöte dieser Menschen kümmern, gehen nun mit einer großen Aktion an die Öffentlichkeit. Unter dem Motto „Wohnst du schon?“ rufen sie zur ersten „Nacht der Wohnungslosenhilfe auf“. Bei diesem Kulturevent können sich die Durch-die-Nacht-Wandernden heute neun Einrichtungen für Obdachlose anschauen.

Die „Nacht der Wohnungslosenhilfe“ bringt damit einen normalerweise unsichtbaren Teil der Berliner Stadtkultur unter die Menschen. Die InitiatorInnen kopieren bewusst das bewährte, öffentlichkeitswirksame Modell der „langen Nächte“. Sie geben ihm allerdings, angesichts des Themas, gleich eine neue Facette dazu: Nächte, die draußen auf Parkbänken verbracht werden, können in der Tat lang werden. Und kalt.

Die Berliner Obdachlosenhilfe deckt unterschiedliche Bedürfnisse ab. Es gibt Einrichtungen, in denen Wohungslose die Nacht verbringen können, und andere, wo man tagsüber eine Bleibe findet. Es gibt Straßensozialarbeit, eine Krankenstation und ein Arztmobil. Es gibt einen Kältebus und Essensausgabestelle. Es gibt betreutes Wohnen und Beratungsstellen.

Neugier dürfte ein Antrieb sein, sich heute ab 16 Uhr auf den Weg zu machen. Damit es jedoch leichtfällt, etwaige Schwellenängste zu überwinden, hat jede Einrichtung, die ihre Pforten öffnet, prominente Paten und Patinnen gefunden, die man dort treffen kann. Der Krimi-Autor Horst Besetzky, besser bekannt als -ky, ist bei der Fachstelle Soziale Wohnhilfe im Bezirksamt Tempelhof Schöneberg anzutreffen. Die Sängerin Dagmar Frederik singt in einer Wohneinrichtung des Internationalen Bundes in Friedrichshain. Der Bundestagsabgeordnete Christian Ströbele, der Hertha-BSC-Spieler Malik Fathi, die Sängerin Gaby Rückert, Fußballer vom 1. FC Union sind an anderen Orten zu finden.

Organisiert wurde er von Menschen des „Arbeitskreises Wohnungsnot“. In dieser AG sind rund 60 Einrichtungen der Berliner Wohnungslosenhilfe zusammengeschlossen. Weil die InitiatorInnen wissen, was der Mensch braucht, um sich wohlzufühlen, bieten sie den BesucherInnen nicht nur ein Dach überm Kopf, sondern auch etwas zum Essen und Trinken. Selbst für Mobilität ist gesorgt: Ein Busservice fährt von einem Haus zum andern. Waltraud Schwab

Infos und Programm unter: nacht-der-wohnungslosenhilfe.de