Der Motivierte

Eine kleine Rückblende im Kopf ergibt: Die Chilenen bei der Fußball-Weltmeisterschaft – das waren doch diese leidenschaftlichen, von Tätowierungen übersäten Kämpfer. Miiko Albornoz ist einer dieser Chilenen. Aber dem Neuzugang von Hannover 96 fehlt der tintenlastige Körperschmuck. Und die Art und Weise, mit der sich der 23-Jährige in seiner neuen Wahlheimat präsentiert, darf als ruhig und entspannt bezeichnet werden. „Die Bundesliga ist wohl die beste Liga der Welt. Ich werde hart kämpfen müssen“, sagt er und klingt angenehm kleinlaut.

Ein Chilene, der in Schweden Fußballprofi geworden ist und den Vornamen seiner finnischen Mutter zu verdanken hat: Unter all den internationalen Farbtupfern, mit denen sich Hannover 96 in diesen Tagen für große Taten in der 1. Liga schmückt, ist Albornoz ein besonders bunter Vogel. Er hatte zunächst alle Jugendteams seines Geburtslandes Schweden durchlaufen, um dann doch seinen südamerikanischen Wurzeln zu folgen. Dass er bei der WM in Brasilien zum Kader der Chilenen gehörte, war ein Erfolg für ihn. Dass er nicht zum Einsatz kam, dürfte die Verhandlungsposition von Hannover 96 erheblich verbessert haben.

Hannovers Trainer Tayfun Korkut hat mit Joselo (5 Millionen Euro Ablöse), dem erst am Freitag aus Nürnberg verpflichteten Hiroshi Kiyotake (4,3 Millionen Euro) und eben jenem Albornoz (1,5 Millionen) nun ein Trio zur Verfügung, für das Hannover eine Rekordtransfersumme in die Hand nahm. Hoch sind deshalb auch die Erwartungen in die Neuen. Von Albornoz verspricht sich Korkut vor allem mehr Konstanz in der Abwehr. „Ich habe keine Zweifel, dass Miiko sich schnell integriert“, sagt der 96-Trainer. Albornoz soll den Abgang des enttäuschenden Belgiers Sébastien Pocognoli nach England kompensieren.

Die Vorfreude auf den skandinavischen Chilenen, der beim schwedischen Klub Malmö FF zuletzt überwiegend als Rechtsverteidiger eingesetzt wurde, ist in Hannover groß. Doch Albornoz nimmt all die lobenden Worte gelassen auf. Er kennt die Mechanismen des Profigeschäfts und hat auch schon für negative Schlagzeilen gesorgt. Im vorigen Jahr wurde er in Schweden wegen sexueller Handlungen mit einer Minderjährigen zu einer Bewährungsstrafe verurteilt und nahm sich eine Auszeit vom Fußball.

Nun dürfte der Ansporn von Albornoz, in Hannover einen guten Job zu machen, enorm groß sein. 2015 wird in Chile die Copa América ausgetragen – das Gegenstück zur Europameisterschaft. Bis dahin will er beweisen, dass er aus seiner Vergangenheit gelernt hat und ein Mann für die Zukunft ist.

CHRISTIAN OTTO