STEFFEN GRIMBERG DER WOCHENENDKRIMI
: Unter Spießern

Wer sich fürs frühe Angrillen schon dieser Tage mit Holzkohle eindeckt, sollte beim Händler seines Vertrauens besser nachsehen, ob sich im Sack neben dem erwünschten Brennstoff nicht auch angekohlte Gebeine finden. Die brauchen nämlich höhere Temperaturen, um zu verschwinden. Was wiederum den Beweis erbringt: Die britische TV-Serie „Inspektor Barnaby“ ist bestes öffentlich-rechtliches Fernsehen. Man lernt etwas.

Dass englisches Landleben ohnehin eine deutliche mörderische Angelegenheit ist, als die Postkartenidylle namens Midosmer zeigt, wissen Kenner der Serie, die in England als „Midsomer Murders“ läuft ja längst.

Doch bald heißt es Abschied nehmen von Detective Chief Inspector Tom Barnaby (John Nettles), der den so gemütlichen wie ranghohen Dorfbullen mit der unglaublichen Intuition spielt: Nettles hat Ende 2010 die Rolle an den Nagel gehängt.

Heute gerät er aber noch mal mitten hinein in die englische Kleinstädterei, in der charmanterweise immer alle ein Motive haben, den anderen umzubringen: Ein älterer Herr liegt tot im Auto, das auch nicht da steht, wo es hingehört. Wenig später erwischt es auch den leicht versnobten Herausgeber des örtlichen Magazins Midsomer Life – gemeuchelt „mit seinem eigenen Zettelspießer“, wie eine Zeugin treffend bemerkt, was vor allem amüsiert, wenn man um die Bedeutung von „spike“ in britischen Redaktionen weiß: Ein Artikel, der „spiked“ ist, also auf dem Spieß landet, wird es nie ins Blatt schaffen.

Dieser Guy Sands legte sich in seinen Hotel- und Restaurantkritiken im Blatt mit jedem an, entsprechend gerät das im Ort reichlich vorhandene Fachpersonal unter Verdacht. Das alles plätschert so beruhigend (und etwas schlampig synchronisiert) dahin, dass man sich in einem Kurzurlaub in Middle England wähnt, bei dem die Morde sowieso nur aus Versehen passieren. Wohlfühlkrimi eben.

„Inspektor Barnaby“, Sonntag, 22.00 Uhr, ZDF