Macher des Gaddafi-Songs

Noy Alooshe haucht ein müdes „Ja“ in den Telefonhörer. Seit einer Woche schläft der 31-Jährige nur noch sporadisch. Den halben Tag verbringt er damit, über Musik und Musiker zu schreiben, den anderen halben Tag damit, selbst Lieder zu machen. Jedenfalls war das so, bevor ihn sein YouTube-Hit „Zenga Zenga“ zur „Web-Celebrity“, wie er sagt, gemacht hat. Jetzt muss Alooshe Interviews geben über den Filmspot, in dem er den libyschen Staatschef Muammar al-Gaddafi von Hip-Hop-Rhythmen unterlegt zur pathetisch wütenden Witzfigur werden lässt.

Der Titel „Zenga Zenga“ ist ohne jede Bedeutung, nur dass er sich im Klang an die arabischen Worte „Zanqa, zanqa“ anlehnt, die Gaddafi mehrmals wiederholte, als er damit drohte, „die Demonstranten zu jagen“ bis in die letzte zanqa, die letzte Gasse. Vier Millionen Mal, so sagt Alooshe, sei der Spot schon angeklickt worden. „Ich dachte, die Sache wird vielleicht in Israel ein bisschen Wind machen“, meint der junge Musiker, dessen Großeltern in den 50er Jahren aus Tunesien nach Israel kamen. „So etwas hätte ich mir nie erträumt.“

Obwohl ihn inzwischen wiederholt Morddrohungen erreichen, bleibt Alooshe gelassen. „Ich bekomme alle möglichen Reaktionen“, sagt er. „Manche schreiben ‚Tod den Zionisten‘ oder drohen, dass sie mich töten werden. Das hat jedes Maß verloren.“ Anderen, „auch Palästinensern“, gefällt der Hit. „Ein Libanese hat geschrieben, er hofft, dass es bald Frieden mit Israel gibt.“ Am meisten habe er sich über eine Nachricht aus Libyen gefreut. „An dem Tag, an dem Gaddafi fällt, werden wir zu ‚Zenga Zenga‘ tanzen“, heißt es dort. Das sei gut möglich, denn „in Marokko tanzt man jetzt schon in den Pubs dazu“.

Schon am dritten Tag nachdem Alooshe seinen Film ins Internet gestellt hat, kamen die ersten Angebote aus dem Ausland, um den Gaddafi-Hit als Klingelton für Handys zu vermarkten. Der Bitte einiger junger Iraner, einen ähnlichen Song diesmal mit Ahmadinedschad zu machen, will Alooshe vorläufig nicht nachkommen. „Ich habe keine Ambitionen, zum Hymnenschreiber arabischer Revolutionen zu werden.“ Stattdessen soll es noch einen Spot mit Gaddafi geben. SUSANNE KNAUL