DIE GUTE LAUNE HÄLT BIS SAMSTAG UND DJ SNOOP DOGG IM ASPHALT CLUB
: Hier sind also die Jungs mit den schattenwerfenden Bizepsen!

VON JENNI ZYLKA

It’s a jungle out there. Und was Randy Newman singt, stimmt ja wohl! Um es zu bekräftigen, gehen wir am Freitag zum Jungle-World-Sommerfest in die Neuköllner Griessmühle, die sich in den Schatten des gruseligen Estrelhotels mit seinen Trekkieconventions und Michael-Jackson-Doubles duckt.

Dort performt Chris Imler seine tolle Soloplatte „Nervös“, und wenn wir das etwas affige Wort „performt“ sagen, dann meinen wir auch das etwas affige Wort „performt“: Imler kann mit zwei Händen, einem rollenden R und einem niedlichen Standschlagzeug überzeugender scheppern als so manche ganze Band und klingt wie eine weise, abgehangene Version von Fad Gadget. Der übrigens auch schon wieder seit 12 Jahren tot ist, man fasst es nicht. Darauf einen Wodka-Cranberry im Biergarten, später dann Tanzroulette im dazu am besten geeigneten Laden der Stadt: the immaculate Kumpelnest.

Tanzroulette, falls es jemand nachspielen möchte, geht natürlich so, dass man vorher festsetzt, in welcher Reihenfolge die TeilnehmerInnen dran sind, und dann müssen sie on the dancefloor, komme, was wolle, huch, weiß auch nicht, wieso sich so alarmierend viele Anglizismen hier einmischen, zurück, marsch, marsch! Anyway. Beim Tanzroulette kann man nur gewinnen: Jetzt denkt diese ganze herrlich gelaunte Mischpoke aus Touristen, großen Mädchen mit tiefen Stimmen und desperaten Seemännern auf der Suche nach Liebe doch tatsächlich, meine Freundin sei Anastacia-Fan, hihi.

Die gute Laune hält bis Samstag zum „Tiki an der Tanke“ in der Schwedter Straße, und dort wird sie flugs aufgefüllt: Aloha-Filme an der Brandmauer, Hawaii-Hemden, Strandliegen, Hulahoop und Ananasbowle zu weltbester Musik, wenn man nur beim Tanzen nicht immer mit den Kitten Heels auf dem Kopfsteinpflaster stecken bleiben würde! Aber das stört keinen großen Geist, wie Karlsson uns gelehrt hat.

Als Wachtmeister Dimpflmoser gegen Mitternacht kommt und ein paar Dezibel weniger fordert, machen wir uns auf zur zweiten Station der Nacht – DJ Snoop Dogg im Asphalt Club. Allein der Bohai, an den Wichtig-wichtig-Ordnern vorbei- und in den Club hineinzukommen, versöhnt uns mit dem Kitten-Heels-Thema: Hier sind also die Mädchen, die diese richtig amtlich hohen Schuhe tragen! Und hier sind also die Jungs mit den schattenwerfenden Bizepsen! Und alle sehen aus wie aus einem Hiphop-Video! Am besten sagen wir, dass wir nur unsere Töchter abholen wollen.

Drinnen spielt Snoopadelic gerade Cindy Lauper, du kriegst die Tür nicht zu. Danach James Browns „I feel good“, dann „Happy“, und wenn letzterer Megahit nicht auf dem Mist seines Kumpels Pharrell gewachsen wäre, könnte man glatt annehmen, olle Snoop hat einfach nur seine Greatest-Party-Hits-CD mitgebracht, um kein Übergepäck bezahlen zu müssen … Aber jetzt legt er immerhin die Beatles mit „Come Together“ auf, und „I love Rock ’n’ Roll“ von Joan Jett, singt sogar ein bisschen mit, vor allem bei „yeah me!“, dirigiert mit den Händen die Menge wie in seinen Clips und bellt ein paar freundlich gemeine Partyinstruktionen ins Mikro.

Lustig. Wenn es nicht so voll von sich sexy schüttelnden Big-Hair-Bienen wäre, könnte man direkt hingehen und sich „Smoke on the water“ wünschen. Dann legt er tatsächlich „Drop it like it’s hot“ auf und rappt mit sich selbst im Duett, und da wir sonst ja eher DJs lauschen, die am liebsten mit extrem unbekannte B-Seiten von millionenschweren Northern-Soul-45s wedeln würden, ist das eine willkommene Abwechslung. Zum Tanzen unter Gleichgesinnten fahren wir dann aber doch lieber ins Bassy. Nichts gegen die Hiphop-Küken, aber Snoop wäre garantiert mitgekommen, wenn man ihn hätte fragen können. Nur so just for a change.