Brennende Benzintanks bedrohen Stadtviertel

LIBYEN Heftige Kämpfe in Tripolis und Bengasi halten an. Neues Parlament will Milizen verbieten

AUS TRIPOLIS MIRCO KEILBERTH

Die dreiwöchigen Kämpfe in Tripolis haben auf weitere Stadtteile übergegriffen. Hauptschauplatz der Gefechte bleibt der internationale Flughafen südlich der Hauptstadt, wo zwei mit angeblich über sechs Millionen Liter Benzin gefüllte Tanks in Brand gerieten.

Eine Explosion könnte die umliegenden Stadtteile verwüsten. Über Fernsehsender wurde die in einem Umkreis von fünf Kilometern um den Flughafen lebende Bevölkerung aufgerufen, die Gegend zu verlassen. Viele Familien kamen dem nach.

Die Miliz des ehemaligen Kongressabgeordneten Saleh Badi wird von der gegnerischen, gemäßigt-konservativen Sintan-Allianz für den Beschuss von Freiwilligen verantwortlich gemacht, die verzweifelt versuchen, eine Katastrophe zu verhindern. Die ohnmächtige libysche Regierung bat am Montag die UNO um Hilfe bei dem Schutz der Tanks.

Über 100 Tote und 400 Verletzte forderten die Kämpfe allein in Tripolis, aber auch in Bengasi sehen sich die Bürger der Bombardierung ganzer Wohnviertel gegenüber. In der Hauptstadt der Cyreneika im Osten des Landes wendet sich das Blatt langsam zugunsten der Armee unter Chalifa Haftar, der die gegnerischen Islamisten hauptsächlich mit Hilfe der Luftwaffe vom Flughafen Bengasi aus angreift.

Daher setzen Badi und die mit ihm verbündeten islamistischen Misrata-Milizen auf die Zerstörung der Infrastruktur der Armee in Tripolis. Der Brand der Öltanks in Tripolis symbolisiere, dass die Wahlverlierer den demokratischen Übergangsprozess in Schutt und Asche legen wollten, sagte ein Aktivist gegenüber der taz.

Abgeordnete des neu gewählten Repräsentantenhauses bekräftigten, am 4. August in Bengasi tagen zu wollen. Als erste Amtshandlung werde man die illegalen Milizen verbieten, kündigte ein Abgeordneter aus den Nafusa-Bergen südlich von Tripolis an, der seinen Namen aus Sicherheitsgründen nicht genannt sehen möchte. Stammesälteste aus Nafusa und der Tobu-Minderheit aus der Sahara gaben unterdessen bekannt, bei einer weiteren Eskalation in den Konflikt aufseiten der Armee eingreifen zu wollen.

Westliche Diplomaten geben offenbar die Hoffnungen auf einen Waffenstillstand auf. Am Sonntag geriet ein Konvoi der britischen Botschaft auf dem Weg an die tunesische Grenze an der von Islamisten kontrollierten Kaserne 27 unter Beschuss. Die Panzerung der Fahrzeuge verhinderte Schlimmeres.