KOMMENTAR: KAIJA KUTTER ÜBER SCHWARZFAHREN
: Kontrolle ist nicht alles

In der Opposition waren sich SPD und Linke einig, dass das alte Sozialticket wieder her muss

Verkehrsplaner mögen es als ihren Job begreifen, eine perfekte Kontrolle zu entwickeln, die Schwarzfahren unterbindet. Außer Acht bleibt dabei die Frage, ob die 3,5 Prozent der Hamburger, die keinen Fahrschein lösen, dafür Gründe haben.

Erst mal schon beachtlich, dass die übrigen 96,5 Prozent die stolzen HVV-Preise zahlen. Das weniger scharf kontrollierte Busfahren war für manchen, der sich diese nicht leisten kann, immer noch eine Möglichkeit, in der Stadt mobil zu sein. Denn seit der Abschaffung des günstigen Sozialtickets für 15 Euro durch die CDU im Jahr 2003 ist dieses Problem nicht gut gelöst.

Schwarz-Grün hat nur ein Placebo eingeführt: Die Ermäßigung von 18 Euro für Bedürftige. Selbst die günstigste Monatskarte – die nur zu bestimmten Zeiten gilt – kostet so aber noch 33 Euro, das ist mehr als doppelt so viel wie das alte Sozialticket und mehr, als den rund 200.000 Hartz-IV-Empfängern der Stadt in ihrem Budget für Mobilitätskosten zusteht.

In der Opposition waren sich SPD und Linke einig, dass das alte Sozialticket wieder her muss. Bevor nun der städtische Verkehrsbetreiber flächendeckend Kontrollen verschärft, gehört das Thema wieder auf den Tisch. Dann wird sich zeigen, ob die SPD ein schwaches Gedächtnis hat. Zu Oppositionszeiten warb sie für das Konzept einer „Menschlichen Metropole“.